Der große deutsche Märchenschatz
Schmerz in die Höhe, bis er in den Wolken verschwand, und der Jüngling fiel in die breiten Zweige des Apfelbaumes.
Da zog er die FalkenfüÃe, die mit den Krallen in seinem Fleische geblieben waren, heraus, legte die Schale eines goldenen Apfels auf die Wunde und gleich war alles wieder heil. Dann pflückte er sich die Taschen voll solcher goldenen Ãpfel, und beladen mit diesem Schatze ging er dreist in das Schloss hinein. Beim Tor hielt ihn ein groÃer Drache an; kaum aber hatte er einen Apfel auf ihn geworfen, als der Drache in den Graben sprang und verschwand.
Sogleich öffnete sich eine groÃe Pforte; er erblickte einen Hofplatz voll schöner Blumen und Bäume und auf dem Balkon saà die schöne, verwünschte Prinzessin mit ihrem Gefolge.
Als sie den Jüngling sah, lief sie ihm entgegen und begrüÃte ihn als ihren Herrn und Gemahl. Sie überlieferte ihm alle Schätze und der junge Schüler wurde ein mächtiger, reicher Herr. Doch auf die Erde kehrte er nicht mehr zurück, denn nur der groÃe Falke, der des Schlosses und der Prinzessin Wächter war, konnte die unermesslichen Schätze auf seinen Flügeln zur Erde tragen. Da der Falke aber seine FüÃe verloren hatte, fand man im nahen Walde auf dem gläsernen Berge seinen Leichnam.
Als der Schüler einmal mit der Prinzessin, seiner Gemahlin, spazieren ging, blickte er hinunter und sah zu seinem Erstaunen, wie sich unten eine groÃe Menge Menschen versammelte. Er pfiff also auf seiner silbernen Pfeife, und die Schwalbe, die im goldenen Schlosse als Botin diente, kam herbeigeflogen.
»Flieg hin und frage, was da Neues ist?«, sprach er zu dem kleinen Vogel, und die Schwalbe flatterte eilig fort, kam bald zurück und sagte:
»Das Falkenblut hat die Leichen da unten wiederbelebt. Alle, die unter diesem Berge umgekommen sind, erwachen heute wie aus einem Schlaf, setzen sich auf die rüstigen Rosse und das ganze Volk, von Erstaunen ergriffen, schaut auf das unerhörte Wunder.«
Münchhausens Reisen und Abenteuer
Früher war das Leben viel einfacher und bescheidener als heutzutage. Im Frühling und Sommer gehörte der Sorge um die Landwirtschaft alles Denken und Tun, im Herbst bot die Jagd einen beliebten Zeitvertreib. Aber im Winter war es recht einsam auf den Gutshöfen, und die langen Abende dehnten sich fast endlos hin. Da kamen die Nachbarn und gute Freunde gern zur geselligen Aussprache zusammen. Beim Rauch der langen Pfeifen und bei einem Glas Wein war es dann so recht gemütlich am prassenden Kamin. Am unterhaltsamsten aber war es bei einem alten Baron, der in seiner Jugend viele Reisen gemacht hatte und zu erzählen wusste wie sonst keiner. Münchhausen hieà der alte Freiherr und lebte einsam auf seinem Schloss, umhegt von einer braven Haushälterin, die den Eigenheiten ihres Herrn ein inniges Verständnis entgegenbrachte.
Eines Abends saÃen die Freunde wieder in Münchhausens Schloss, drauÃen stürmte und schneite es, und sie meinten, so kalt sei es noch nie gewesen wie heute. »Ach was«, meinte der Hausherr, der Baron von Münchhausen, »das ist doch gar nichts. Da solltet ihr mit mir in Russland gewesen sein.« Die Gäste schauten einander an, und dann ging es los mit den Bitten: »Erzählen Sie, Baron, erzählen Sie!« Der Alte war dafür bekannt, dass der sich nicht lange bitten lieÃ, und so begann er ohne Umschweife zu erzählen:
Ich trat meine Reise nach Russland von Haus ab mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schloss, dass Frost und Schnee die holperigen Wege durch die nördlichen Gegenden von Deutschland, Polen, Kur- und Livland noch am ehesten passierbar machten. Ich reiste zu Pferde, welches, wenn es sonst nur gut um Gaul und Reiter steht, die bequemste Art zu reisen ist. Denn man riskiert alsdann weder mit irgendeinem höflichen deutschen Postmeister zusammenzustoÃen, noch von seinem durstigen Postillion vor jede Schenke geschleppt zu werden. Ich war nur leicht bekleidet, welches ich ziemlich übel empfand, je weiter ich gegen Nordost hinkam. Nun kann man sich einbilden, wie bei so strengem Wetter, unter dem rauesten Himmelsstriche, einem armen alten Manne zumute sein musste, den ich in Polen unter einem Haselbusch an der HeerstraÃe antraf, wie er so hilflos und schaudernd dalag und kaum etwas hatte, womit er seine SchamblöÃe bedecken konnte.
Der arme Teufel dauerte mich von
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