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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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Stapel.
     

 
7.
     
    Sechs Tage später, am fünften Perikles, war der Gummi getrocknet und der Ballon reisefertig.
    Boert Halran sagte: »Ich schicke eine meiner Töchter zu allen Zeitungen, um sie zu bitten, Reporter zu senden, die Zeugen des großen Ereignisses werden sollen.«
    »He!« sagte Marko. »Wenn die mich sehen …«
    »Ach, daran habe ich gar nicht gedacht. Könnten Sie nicht eine Maske aufsetzen?«
    Marko schüttelte den Kopf. »Dadurch würde nur ihr Argwohn geweckt.«
    Halran seufzte. »Na schön. Obwohl ich die öffentliche Aufmerksamkeit brauche, damit ich größere Zuschüsse erhalte. Diese Versuche sind furchtbar teuer. Wir können jedoch hoffen, daß es einige Aufregung geben wird, wenn man uns über die Dächer von Lann hinschweben sehen wird. Ich werde Viki nur den Wetterbericht holen lassen. Viel helfen wird der nicht. Der alte Ronni könnte ebensogut im Haus bleiben und einfach raten, wie das Wetter wird.«
    Als Muphrid unterging, kehrte die kleine Viki Halran zurück und berichtete, es gäbe keine Anzeichen, daß sich der Nordostpassat ändere. Marko betrachtete die vier Töchter Halrans (eine fünfte lebte in Niok) mit mehr als nur akademischem Interesse. Die vier waren hübsche, lebhafte Mädchen. Er ließ es jedoch mit bloßem Anschauen gut sein. Abgesehen von der puritanischen Einstellung seines Landes und seiner Introvertiertheit, hielt ihn auch die Verwirrtheit zurück, in die ihn Petronela gestürzt hatte.
    Marko meinte, daß ihn die Mädchen als eine Art freundliches und lustiges Ungeheuer ansahen. Jedes der Mädchen hatte einen Freier.
    Marko war entsetzt gewesen, als einer dieser jungen Männer eines Abends auftauchte und die Eltern Halran ganz lässig begrüßte, um sich dann mit dem Mädchen in ein Schlafzimmer zurückzuziehen, aus dem bald eindeutiges Quietschen zu hören war.
    Der nächste Abend sah dann die völlige Niederlage Markos. Die vier Mädchen stritten sich laut, weil jedes einen Liebhaber hatte und das Haus nicht genug Schlafzimmer hatte, um alle aufzunehmen. Viki löste die festgefahrene Situation, indem sie Marko fragte, ob er ihr nicht sein Feldbett auf dem Dachboden überlassen wolle. Marko wurde bis zu den Ohren rot, verschluckte sich und konnte nur noch nicken.
    »Nicht, wenn es Ihnen Umstände macht«, sagte Viki, die sein Schweigen offenbar als Ablehnung mißverstanden hatte. »Ich kann Sie ja entschädigen, indem ich …«
    »Nein, nein, sollen Sie das nicht denken«, sagte Marko in seinem gebrochenen Anglonisch. »Ich sehr glücklich bin.«
    »Wirklich? Wenn Sie wegen Ihrer Frau Petronela zögern, dann ist sie jetzt sowieso nicht mehr Ihre Frau.«
    »Wirklich?«
    »Bestimmt. Meine Schwester Henrit hat die Bekanntgabe der Scheidung gestern in der Zeitung gelesen. Wir wollten es Ihnen sagen, aber dann haben wir die Kleinigkeit doch vergessen. Jetzt sind Sie wieder frei, und wir alle dürfen hinter Ihnen her sein.«
    »Vielen Dank. Ich habe großes Interesse.« Marko verbeugte sich steif.
    Die nächsten Tage dachte sich Marko, daß er ein Narr gewesen sei. Er hätte wenigstens versuchen können, herauszubekommen, was Viki ihm angeboten hatte. Ein Mann, der mit einer Frau zusammengelebt hat und plötzlich unbeweibt ist, findet die Enthaltsamkeit viel unerträglicher als einer, der es nie mit einer Frau zu tun hatte. Marko war jetzt lange genug ohne Frau gewesen, und das Verlangen danach ließ ihn fast den Verstand verlieren.
    Die Familie Halran sah in ihm aber einen städtisch gebildeten, würdevollen jungen Mann, der immer gut gelaunt war. Er bemühte sich, seine Sprachkenntnisse zu verbessern, und hielt die Augen offen, um die Feinheiten anglonischen Verhaltens begreifen zu lernen. In seinem Innern tobten eine Menge widerstrebender Gefühle.
     
    Als Boert Halran erfuhr, daß das gute Wetter bleiben würde, befahl er Marko und seiner Familie, den Ballon zur Füllung aufzurichten. Die drei Monde schwebten durch den Himmel, als die mühevolle Arbeit beendet war. Halran entzündete das Feuer in dem großen Torfofen.
    »Ich hoffte, mich einige Tage früher auf die Reise begeben zu können«, erklärte er Marko. »Jetzt beginnt nämlich die Jahreszeit der Wirbelstürme. Ich glaube jedoch, daß alles gutgehen wird und daß wir rechtzeitig zur Eröffnung der Tagung eintreffen werden.«
    Es dauerte die ganze Nacht, bis der Ballon gefüllt war. Marko und Halran wechselten sich bei der Unterhaltung des Feuers und beim Schlafen ab. Als die Wasseruhr anzeigte, daß

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