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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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es noch eine Stunde bis zum Einbruch der Dämmerung sei, schwankte der Ballon, von straffen Seilen gehalten, über ihnen.
    Halran erklärte: »Wenn man ihn bei Nacht füllt, kann man viel Ballast sparen. Wenn Muphrid auf die Hülle scheint, wird die Luft erwärmt. Das erhöht die Steigleistung des Ballons. Sind Sie soweit?«
    Sie verstauten ihre Ausrüstung, darunter Markos Axt, doch nicht den schweren Schild, im Korb. Marko kletterte die Seile zum kleinen Ofen über dem Korb hinauf und entzündete auch dort ein Feuer. Halran wurde von seinen Frauen umarmt, und die Mädchen zeigten deutlich, daß sie auch Marko zu küssen wünschten. Marko war entsetzt gewesen, mit welcher Freizügigkeit sich die Leute in Anglonia öffentlich küßten. Jetzt hatten ihn die lockeren Sitten der Leute aber schon so abgehärtet, daß er an dem Geküsse Spaß fand.
    Marko und Boert Halran stiegen in den Korb, warfen die Leinen los und winkten zum Abschied. Markos Herz schlug ihm bis in den Hals hinauf, als der dunkle Boden versank und die Lichter Lanns unter ihm auftauchten. Auf den Straßen zeigten sich schon Menschen.
    Marko hatte geglaubt, daß der Aufstieg unbemerkt bleiben würde, da am Himmel noch kein Schimmer von Helligkeit war. Doch das Glühen des kleinen Ofens in der Luft erregte bald Aufmerksamkeit. Leute schrien etwas, rannten, blickten und zeigten in die Höhe.
    Der rasche Aufstieg des Ballons ließ die rufenden Stimmen jedoch rasch leiser werden. Nach den ersten paar Minuten konnte Marko nicht mehr schätzen, wie schnell sie aufstiegen. Die Geschwindigkeit über dem Boden hatte ebenfalls zugenommen. Die Lichter von Lann glitten unter ihnen nach Nordosten davon. Die Temperatur fiel, und Marko zog sich schließlich die Schaffelljacke an.
    »Wenn meine Berechnungen stimmen«, sagte Halran, »müßten wir bei dem Wind morgen etwa um diese Zeit nicht weit von Vien zu Boden gehen.«
    »Ich hoffe, daß Sie recht behalten«, sagte Marko.
    Die beiden ersten Stunden geschah nichts. Muphrid ging hinter streifenförmigen Wolken auf, die sich rasch verdichteten und eine hohe, geschlossene Schicht bildeten. Marko und Halran aßen. Marko kletterte gelegentlich die Seile hinauf, um ein Stück Torf in den Ofen zu legen. Die übrige Zeit hing er über dem Rand des Korbes und blickte auf die Häuser und Bauernhöfe herab, die klein wie Spielzeuge waren.
    »Vergessen Sie nicht«, sagte Halran, »wenn wir den Boden berühren, halten Sie sich bereit, die Reißleine zu ziehen, kurz bevor der Korb aufsetzt, sonst wird er über den Boden geschleift, und wir werden herausgeschleudert. Ich werde Ihnen ein Zeichen geben.«
    Marko wußte, daß die Reißleine einen großen Schlitz im Oberteil des Ballons öffnen würde.
    Der geschwätzige kleine Philosoph fuhr fort: »Ich habe meine Kollegen in Vien gebeten, bekanntzugeben, daß es sich um ein harmloses wissenschaftliches Experiment und keinen Besuch von der Erde handelt, wenn eine große Hülle aus dem Himmel niedersinkt, unter der ein Mensch in einem Korb baumelt. Als ich den ersten Versuchsflug unternahm, landete ich neben einem Bauernhof in der Nähe von Lann. Die Bauern hielten mich für einen Teufel und hätten mich mit Mistgabeln erstochen, wenn ich nicht die Flucht ergriffen hätte. Den Ballon haben sie natürlich zerfetzt.«
    Er bewegte sich geschäftig im Korb hin und her, bestimmte die Höhe mit Hilfe eines optischen Geräts mit Fadenkreuzen. Einmal entleerte er Sand aus einem der Ballastsäcke und forderte Marko auf, das Feuer zu schüren. Sie stiegen dann zu schnell, und Halran mußte Luft ablassen, damit der Ballon wieder sank.
    Im Lauf der Zeit erschienen unter ihnen und in gleicher Höhe kleine dunkelgraue Wolken. Anfänglich waren sie sehr klein und gering an Zahl, so daß man sie fast übersehen konnte, doch Halran murmelte: »Das gefällt mir nicht. Verflixt, wenn ich nur unsere Richtung mit Hilfe von Muphrid feststellen könnte.«
    Die hohe Wolkenschicht war so dicht geworden, daß die Sonne nicht mehr auszumachen war. Die kleinen Wolken vermehrten sich und wuchsen, bis sie sich um den Ballon zusammenzuballen schienen. Ab und zu wurden sie von Blitzen erhellt, und in der Ferne grollte Donner. Marko wurde sich bewußt, daß sie mitten in einem gewaltigen Gewitter trieben. Da der Ballon mit dem Wind flog, spürten die beiden Männer weder die Bewegung noch den Wind.
    Es wurde aber schwierig, den Ballon unter Kontrolle zu halten. Er schoß entweder in die Höhe, bis Halran Luft ablassen

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