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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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mußte, oder er sank, bis er Ballast abwerfen mußte, während Marko das Feuer aufschürte. Marko begriff, daß sie niedergehen mußten, wenn ihnen Ballast oder Torf ausgingen.
    Einmal fielen sie rasch ab und gerieten in eine Wolke. Der Nebel um sie herum wurde dunkler und dunkler. Marko fragte sich, was das pochende Geräusch wohl sei, bis er begriff, daß Regen auf die Hülle fiel. Der Regen kühlte die heiße Luft ab, und sie sanken schneller als je zuvor, bis sie den Unterrand der Wolke durchstießen.
    Marko war überrascht, den Boden nur knapp dreißig Meter unter sich in rasender Geschwindigkeit ziehen zu sehen. Die Pflanzen unter ihnen waren vom Wind gebeugt, der heulend über den Boden fegte. Es regnete heftig, doch die Ballonhülle schützte sie wie ein Regenschirm. Marko konnte nicht sagen, in welcher Richtung sie sich bewegten, da sich der Ballon ständig drehte, und die Landschaft in entgegengesetzter Richtung um sie herumwirbelte. Er sah einen anglonischen Hirten, der eine kleine Herde in einen Pferch trieb.
    Halran schrie ihm etwas zu und öffnete dann drei Ballastsäcke. Es ging wieder in die Höhe, und diesmal so rasch, daß Marko den Fahrtwind spürte. Nach endlosen Minuten, in denen nichts als grelle Blitze zu sehen und ohrenbetäubende Donnerschläge zu hören waren, brachen sie wieder durch den oberen Rand der Wolken. Die höchste Wolkenschicht war nicht mehr fern. Unter sich sah Marko eine geschlossene schwarze Wolkendecke wie die vulkanischen Sümpfe kochen, die er aus dem nördlichen Vizantia kannte.
    »Wir wären besser hier oben geblieben«, sagte Halran. »Verflixt, wenn ich nur wüßte, in welcher Richtung wir fliegen …«
    Sie legten viel Torf nach und blieben so für die nächsten Stunden über dem Gewitter in Sicherheit. Marko zitterte vor Kälte. Halran überprüfte den Vorrat an Brennstoff und Sand. Er schnalzte nachdenklich mit der Zunge, warf einen Blick über den Rand des Korbes und schrie laut auf.
    »Schauen Sie!« rief er und zeigte in die Tiefe.
    Marko erblickte durch eine Öffnung der Wolken die wogende Oberfläche des Mittelmeers.
     

 
8.
     
    Stunden vergingen. Die Wolken begannen sich oberhalb wie auch unterhalb des Ballons aufzulockern. Der untergehende Muphrid warf goldene Strahlen durch die Lücken und färbte den Ballon und die Unterseite der hohen Wolkendecke rötlich. Marko sah hinab auf die bleierne See und rief plötzlich: »Dr. Halran! Eine Insel.«
    Halran sah in die Tiefe. In der bewegten Wasserwüste tauchte halb verborgen hinter Wolkenfetzen eine dunklere Masse auf.
    Halran warf einen Blick auf seine selbstgefertigte Landkarte und sagte stirnrunzelnd: »Eine große Insel, Marko. Ich glaube, der Wind wird uns zu ihr hintreiben.«
    »Werden wir dort landen?«
    »Wir müssen. Sonst trägt uns der Sturm weit aufs Meer hinaus, und wenn uns der Torf ausgeht, müssen wir hinunter, ob wir wollen oder nicht. Ich frage mich nur, wie man uns dort empfangen wird.«
    »Wieso?« sagte Marko. »Von einer Handvoll Fischer haben wir doch nichts zu befürchten.«
    »Wenn ich mich nicht irre, ist das dort die Insel Mnaenn.«
    »Sie meinen, die, auf der die Hexen leben?«
    »Man nennt sie Hexen, aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie sie sind. Sie lassen nur Besucher auf die Insel, die im Tempel von Einstein der Traumdeutung frönen wollen oder Zaubermittel und Tinkturen kaufen.«
    »Was geschieht bei dieser Traumdeutung?«
    »Man schläft im Tempel und erzählt seine Träume am nächsten Tag den Hexen, die sie auslegen.«
    »Glauben Sie an solche Dinge?«
    »Ich halte es für abergläubisch und unsinnig, kann mich aber täuschen. Es gibt viele Sachen, über die wir nichts Endgültiges aussagen können. Natürlich werden einige der Kunden weniger von den angeblichen Zauberkräften der Hexen angezogen als von der Tatsache, daß die Gebühr, die dem Tempel zu entrichten ist, auch eine Nacht mit einer Hexe einschließt.«
    »Wieso wollen die Hexen die Nächte mit ihren Besuchern verbringen?«
    »Weil ihre Gesellschaft nur aus Frauen besteht, und sie auf diese Weise Nachkommen erhalten.«
    Marko sagte: »Ich glaube, den meisten Besuchern wird das nichts ausmachen, wenigstens denen nicht, die nicht aus meiner Heimat stammen, wo die Sitten strenger sind. Warum hat aber einer der Nachbarherrscher die Insel noch nicht erobert? Eine Handvoll Frauen kann doch einen Eroberer nicht aufhalten, selbst wenn die Frauen bewaffnet sind.«
    »Aber natürlich können sie das. Die Insel ist von

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