Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
Vom Netzwerk:
steilen Klippen gesäumt, und man kann nur an ein, zwei Stellen landen. Die Frauen würden genug Zeit haben, jedem Eindringling Felsbrocken auf den Kopf zu werfen.«
    Marko hielt sich die Hand über die Augen und spähte zum Land hinunter, das langsam näher kam. »Das ist komisch.«
    »Was finden Sie komisch?«
    »Ich sehe keine Klippen. Diese Insel, wenn es überhaupt eine Insel ist, hat breite Strände.«
    »Tatsächlich!« sagte Halran, der nun auch in die Tiefe sah. »Sie haben recht, soweit ich das mit meinen verdammt schwachen Augen sagen kann. Außerdem ist diese Insel viel zu groß für Mnaenn.«
    »Wie heißt sie dann?«
    »Ich nehme an, es handelt sich um Afka, es sei denn, es gibt in diesem Teil des Mittelmeers noch andere Inseln, die ich nicht kenne. Afka liegt südöstlich von Mnaenn. Meine Güte, wir müssen über Mnaenn weggeflogen sein, ohne es gesehen zu haben.«
    »Ich habe von Afka gehört, weiß aber kaum etwas über das Land. Wie ist es? Wir reisen niemals hin, da die Afkaner die Fremden unfreundlich behandeln, wie es heißt.«
    Halran zuckte die Schultern. »In Anglonia weiß man auch nicht mehr. Es heißt, daß die Bevölkerung dunkelhäutig ist und zu stolz, um sich mit anderen Rassen zu vermischen. Nun, wir werden es bald wissen. Machen Sie sich fertig für die Landung. Hallo, was ist denn das?«
    »Was?«
    »Es sieht wie ein Stupawald aus. Aber wir können doch nicht gleich bis zur Halbinsel Borsja geweht worden sein?«
    »Sind Sie sich sicher, daß nur dort diese großen Bäume wachsen?«
    »Man kann natürlich nie sicher sein, aber wir werden es bald wissen. Lassen Sie bitte noch mehr Luft ab.«
    Der Ballon landete zwischen geschwungenem Strand und ragendem Wald sanft auf dem weichen Boden. Die Bäume waren eindeutig Stupas, wenngleich bei weitem nicht so hoch wie die auf der Halbinsel Borsja, die immerhin eine Höhe von dreihundert Metern erreichen konnten. Andererseits waren diese Bäume hier um einiges größer als die winzigen Stupas, die man in den zivilisierten Ländern fand.
    Marko und Halran waren noch dabei, die Ballonhülle zu falten und zusammenzubinden, als sich Männer näherten und sie umrundeten. Sie waren groß und hatten eine Haut, die so dunkelbraun war, daß sie schwarz wirkte. Das krause Haar war kunstvoll frisiert. Sie trugen Speere und Armbrüste bei sich. Der Anführer trug einen scharlachroten Umhang und stieß drohende Worte aus, die er mit abweisenden Gesten unterstrich.
    Marko und Halran versuchten es mit einer Reihe von Sprachen, bis sich herausstellte, daß einer der Speerträger ein wenig Vizantinisch konnte. Der Anführer ließ ihn übersetzen und den Fremden mitteilen, daß sie ihm zu folgen hätten.
    »Was geschieht mit meinem Ballon?« fragte Halran.
    »Der wird Ihnen bald keine Sorgen mehr machen«, sagte der mit dem Umhang. »Und jetzt los!«
    Die anderen Schwarzen nahmen die Reisenden in die Mitte. Sie marschierten im Gleichschritt los, wobei der Anführer den Takt angab: »Moja, mbili, tatu, ine, moja, mbili, tatu, ine …«
    »Was haben Sie uns da eingebrockt?« brummte Marko.
    »Meine Güte, geben Sie nicht mir, sondern dem Unwetter die Schuld. Ich gebe allerdings zu, daß ich ein Narr war, nicht sofort zu landen, als das Wetter unangenehm wurde. Wir sind vielleicht verloren. Von diesen Burschen erzählt man sich nichts Gutes.«
    »Nun, halten wir Augen und Ohren offen. Vielleicht ergibt sich etwas.«
    Halran seufzte laut und schüttelte den Kopf. »Ach, ich werde meine Lieben wohl nie mehr zu Gesicht bekommen!« Dann riß er den Kopf herum. »Bei Newton, das ist merkwürdig.«
    »Was?«
    Sie waren in den Wald eingetreten und marschierten einen geraden Weg entlang. Zu allen Seiten liefen Rohre durch den Wald, die von Pfählen gestützt wurden und etwa in Augenhöhe lagen. Aus den Rohren sprühte ein feiner Wassernebel, der den Waldboden feucht hielt.
    »So bewahren sie also ihre Wälder vor Brandkatastrophen!« sagte Halran.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie Sie wissen, Marko, ist die Halbinsel Borsja die einzige bisher bekannte Stelle, auf der in großen Mengen gutes Holz wächst. Der Grund dafür liegt in der extremen Feuchtigkeit. Da es dort nicht zu Waldbränden kommen kann, können die Bäume ungehindert Tausende von Jahren weiterwachsen, bis sie von einem raffgierigen Unternehmer wie Sokrati Popu abgeholzt werden. Diese Leute hier sahen, daß sie einen recht guten Wald haben und unternahmen Schritte, ihn zu bewahren, und aus Afka wurde eine Art

Weitere Kostenlose Bücher