Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
Vom Netzwerk:
ausgemerzt, und wir sind entschlossen, diese Reinheit aufrechtzuerhalten, koste es, was es wolle. Begreifen Sie jetzt?«
     
    Die Zelle war sauber, und die Gitter wie die Schlösser waren fest und nicht aufzubrechen, zumindest nicht mit den Werkzeugen, die die Reisenden mit sich führten. Die Wachen auf dem Gang wechselten kein Wort mit den Gefangenen und schenkten ihren Bemühungen, ein Gespräch anzuknüpfen, keine Beachtung. Halran bejammerte sein Schicksal.
    Nach einer unruhigen Nacht wurden Marko und Halran bei Sonnenaufgang ins Freie geführt, die Handgelenke hinter dem Rücken gefesselt. Auf dem Schafott sahen sie den Hohenpriester Ndovu auf sie warten.
    »Ich dachte mir, daß so begabte Fremde wie Sie den höchsten geistlichen Beistand verdienen«, sagte er. »Beten wir gemeinsam zu Laa.«
    Der Henker prüfte während des Gebets die Schärfe seines Beiles mit dem Daumen. Halrans Zähne schlugen hörbar aufeinander. Marko fühlte sich erbärmlich, weil er spürte, daß er etwas sagen könnte, was die Schicksal abwenden würde, nur fiel ihm einfach nicht das rechte Wort ein.
    Ndovu sagte mit dröhnender Stimme: »Und mögen Eure Seelen, wenn die Köpfe fallen, so rasch in die höheren Gefilde fliegen wie der Bolzen von der Armbrust …«
    »Herr!« rief Marko. »Hört mich an!«
    »Ja, mein Sohn?«
    »Hört, ihr werft uns doch vor, daß wir den Ballon erfunden haben.«
    »Ja, das habe ich Ihnen doch auseinandergesetzt.«
    »Wenn wir nun etwas erfinden, das Ihnen hilft, Fremde fernzuhalten, würde damit nicht alles wieder im Lot sein?«
    »Hm«, sagte Ndovu, »woran denken Sie?«
    »Wenn es funktioniert, lassen Sie uns dann frei?«
    »Das kann ich nicht versprechen. Das Kabinett und der oberste Gerichtshof müssen ihre Zustimmung geben.«
    »Nun, so fragen Sie sie.«
    Der Henker sagte: »Heiliger Vater, ich kann nicht den ganzen Morgen warten. Ich habe meine Befehle.«
    Ndovu sagte: »Also gut, ich gewähre Ihnen kraft meines Amtes einen Aufschub von einem Tag. Wir sind ein gerechtes Volk. Ich hoffe nur, daß das kein Kniff ist, nur um das Leben um ein paar Tage zu verlängern.« Er sprach mit den Wachen, die Halran und Marko zurück in die Zelle brachten.
    Als sie allein waren, sagte Halran: »Worum geht es, Marko? Ich hoffe, daß das kein Täuschungsmanöver war. Sonst steht zu befürchten, daß man uns ein unangenehmeres Ende bereiten wird.«
    »Das hoffe ich nicht. Ich bin durch die Worte des Hohenpriesters darauf gekommen. Er sprach doch von Bolzen und Armbrust.«
    »Und?«
    »Diese Leute hier haben Armbrüste so wie wir. Ich dachte mir, wenn man eine sehr große Armbrust bauen könnte, die man auf einem Gerüst oder Unterbau befestigen kann, so könnte man Bolzen so groß wie Speere abschießen. Die würden auch weiter als gewöhnliche Wurfgeschosse fliegen.«
    »Was wäre damit erreicht? Das Volk ist schon kriegerisch genug, und wir brauchen ihm nicht noch neue Waffen zu liefen.«
    »Einige dieser gewaltigen Armbrüste könnten entlang der Küste dieser Insel aufgestellt werden und dafür sorgen, daß unerwünschte Besucher fernbleiben.«
    Halran sagte nachdenklich: »Mir fällt ein, daß in der alten Literatur von etwas Ähnlichem gesprochen wird. Es wurde Kanone oder Katapult genannt. Wenn ich mich recht erinnere, gingen diese Waffen mit einem Blitz und einem Donnerschlag los und spien eiserne Kugeln aus.«
    »Wir besitzen keine dieser sagenhaften Waffen. Aber die Afkaner haben genug gutes, kräftiges Holz, aus dem man große Armbrüste bauen kann.«
     
    So geschah es denn, daß Marko Prokopiu und Boert Halran ein paar Tage später wieder an der Nordküste Afkas standen und zusahen, wie eine Gruppe afkanischer Soldaten ihren Ballon füllten.
    Der Hohepriester sagte: »Es wäre mir lieb gewesen, Sie wären geblieben, bis Ihre Schußwaffe fertiggestellt und ausprobiert worden wäre. Unsere Gespräche haben mir Freude gemacht, die Neuigkeiten, die Sie mir von draußen erzählt haben. Glücklicherweise hält man mich für so heilig«, meinte er mit einem leichten Lächeln, »daß man glaubt, meine Seele nimmt keinen Schaden, wenn ich mich mit Verdammten abgebe.«
    »Wir danken Ihnen, Heiliger Vater«, sagte Halran.
    Ndovu fuhr fort: »Oberst Mkubwa hat Ihr Gerät im Prinzip verstanden und ist sich sicher, daß er es mit der Unterstützung unserer erfahrenen Handwerker selbst vollenden kann. Der Kabaka besteht darauf, daß Sie unser heiliges Land so rasch wie möglich verlassen, damit Sie nicht zu unseren

Weitere Kostenlose Bücher