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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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nördlichsten Rand der Klimazone, in der die Syrah noch zur Reife gelangt, was ihren Weinen eine besondere Spannung, Würze und Tiefe verleiht – mit anderen Trauben in anderen Grenzzonen verhält es sich genauso. Ein Grund, warum die weiße Viognier in manchen Weinbergen kultiviert wird, ist ihre Fähigkeit, es verlässlich auf wenigstens 13 Prozent potenziellen Alkoholgehalt zu bringen, während Syrah oft schon kämpfen muss, um die 12-Prozent-Hürde zu nehmen. Kurzum: Viognier ist eine natürliche Form der Anreicherung in problematischen Jahrgängen.
    Im Alter von zehn bis zwanzig Jahren ähnelt ein Côte Rôtie einem großen Bordeaux stärker als jeder andere französische Wein. Sein offenes, weiches, fruchtiges, manchmal himbeerduftiges Bouquet erinnert an das eines Médoc, hat jedoch eine wärmere Textur. In letzter Zeit wird vielleicht mehr Wert auf Eichennuancen gelegt, als der Wein verträgt.
    Condrieu, wo die einst seltene Viognier zu Weißwein verarbeitet wird, liegt nur fünf Kilometer weiter flussabwärts hinter Ampuis am selben südwärts gerichteten Uferhang. Durch Klonenselektion wurde die launenhafte Rebe sehr verbessert. Sie ist nun wesentlich zuverlässiger, weshalb sie an der Rhône eine Renaissance erlebt hat und auch in Südfrankreich, Kalifornien, Australien und anderen Ländern zu Ruhm gelangt ist.
    St-Joseph nimmt einen 50 Kilometer langen Streifen am selben Ufer und im unmittelbaren Hinterland ein. Die AC umfasst einige sehr gute Lagen, doch mangelt es ihr an Einheitlichkeit. Rund 1000Hektar sind mit Reben bestockt; Roussanne und Marsanne findet man ebenso wie Syrah. In den Rotweinen sind bis zu 15 Prozent weiße Traubenanteile zugelassen, allerdings besteht roter St-Joseph meist sortenrein aus Syrah. 1992 wurde das Appellationsgebiet neu umrissen, um es wieder vom Plateau und dem Talboden abzuziehen und an die Hänge zurückzubringen. Allerdings haben die Weinbauern bis 2022 Zeit für die Umstellung! Ein guter St-Joseph ist sauber, dunkel und leidlich fruchtig, ohne den Biss oder die Tiefe eines Hermitage zu erreichen; man trinkt ihn am besten vier bis fünf Jahre nach der Lese. Rebflächen vom südlichen Ende liefern würzigere, strukturiertere Weine als jene im Norden.
    Das gilt im Wesentlichen auch für die AC Crozes-Hermitage am Ostufer um Tain-l’Hermitage, der jedoch die große hervortretende Granitmasse zum »Rösten« der Trauben fehlt.
    Crozes-Hermitage ist die größte Appellation an der nördlichen Rhône, hat einen Syrah-Bestand von 1400Hektar und wartet mit den preiswertesten Tropfen auf, weshalb ihre Erzeugnisse für viele Weineinsteiger das Tor zur Rhône sind. Winzer wie Jaboulet und Graillot haben gezeigt, was hier möglich ist.
    Nur wenige berühmte Lagen sind von einer solchen Beständigkeit wie Hermitage. Die gesamte 130-Hektar-Fläche ist frontal nach Süden ausgerichtet und fängt die Sonnenwärme optimal ein. Vier Fünftel sind mit Syrah bepflanzt, den Rest nehmen die weißen Trauben Roussanne und Marsanne ein, deren Wein ebenso köstlich ist wie der Rotwein. Vor 100 Jahren galt weißer Hermitage, damals ausschließlich aus Roussanne gekeltert, als der beste und ausdauerndste Weiße in Frankreich und hielt »wesentlich länger als der Rote, nämlich bis zu einem Jahrhundert«, wie ein Autor schrieb. Man muss sich allerdings wundern, dass Weißwein mit so wenig Säure überhaupt hält.
    Doch mit zehn Jahren – heute ein gutes Alter für ihn – offenbart er eine faszinierende Kombination aus Breite und Tiefe mit delikatem, zitrusfruchtigem Schwung.
    St-Joseph und Crozes-Hermitage bereiten übrigens ebenfalls Weiße aus diesen Trauben. Sie sind mitunter ausgezeichnet, erreichen aber nicht das lange Leben eines weißen Hermitage.
    Roter Hermitage hat den freimütigsten, geradlinigsten, ungekünsteltsten Auftakt aller Rhône-Weine. In seiner Jugend gibt er sich massiv violettschwarz, unverstellt von Eichenaromen, kraftvoll fruchtig, fast süß und zugedeckt von einem Tanninmantel. Seine undurchdringliche Dichte verliert er erst nach Jahren. Vielen indes scheint er in diesem Zustand zu behagen, denn reife Exemplare sind selten.
    Cornas ist die letzte Rotweinappellation an der nördlichen Rhône und für den Hermitage eine Art Vetter vom Land – also ein weiterer dunkler Syrah-Kraftmeier, der erst nach Jahren genießbar wird. Derzeit sind nur 110Hektar bepflanzt; fast alle Stöcke stehen an den steilen Hängen hinter dem Dorf.
    Im Süden grenzt die Appellation St-Péray

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