Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Widerstand, die nicht mit herausragenden Lagen gesegnet waren. Ende der 1990 er aber hatte der Rheingau ein gesetzlich legitimiertes System der Klassifizierung mit »Ersten Lagen« entwickelt, deren Weinen der Titel »Erstes Gewächs« zusteht. Daraufhin wurde rund ein Drittel der Rebflächen im Rheingau als Erste Lage zertifiziert, was eindeutig zu viel war. Als verhängnisvoller Fehler erwies sich, dass man eine komplizierte Formel auf der Grundlage der in den jeweiligen Weinbergen erzielbaren Reife zugrunde legte. Damit waren die wärmeren Lagen in Flussnähe, wo die Trauben früher ausreiften, im Vorteil, während die weiter landeinwärts und höher gelegenen bestraft wurden. Zum Entsetzen einiger Erzeuger traten manche gewöhnliche Rebflächen als Erste Lage auf den Plan, während andere von höherer Güte außen vor blieben.
Bislang wird lediglich ein Bruchteil der Weine mit dem Hinweis auf eine Erste Lage abgefüllt. In der Praxis nutzen die Güter das Qualitätssiegel nur für ihre allerbesten Abfüllungen, die nach den VDP-Vorschriften bereitet werden. Einige wenige Spitzenkellereien beklagen den Mangel an stilistischen Angaben und dass bei angeblich großen Weinen Aufzuckerung möglich ist.
In anderen Anbaugebieten, insbesondere in der Pfalz, in Rheinhessen und an der Nahe, wurden auf Initiative des VDP im Jahr 2002 unterschiedliche Kriterien für die Auszeichnung mancher Lagen eingeführt. Trockene Weine aus Ersten Lagen durften fortan als »Großes Gewächs« ausgewiesen werden.
2006 erarbeitete der VDP ein neues dreistufiges Klassifikationsmodell:
• Erste Lage: Wein aus den besten Weinbergen Deutschlands. Die Palette reicht von trockenen Großen Gewächsen (Ersten Gewächsen) bis zu fruchtsüßen Prädikatsweinen, die jedoch nicht als Großes Gewächs, sondern unter ihrer regulären Bezeichnung von Spätlese bis Trockenbeerenauslese etikettiert werden.
Vorschrieben sind ein Höchstertrag von 50 Hektoliter pro Hektar, selektive Handlese, bestimmte Rebsorten, Geschmacksprofile und ein Mostgewicht mindestens auf Spätlese-Niveau. Erkennungszeichen: eine Eins mit stilisierter Traube.
• Klassifizierte Lagen: Wein aus traditionellen, hochwertigen Weinbergen.
Der Höchstertrag liegt bei 65 Hektoliter pro Hektar. Rebsorten sind regional festgeschrieben.
• Gutsweine: Hierbei handelt es sich um Basisweine, die gleichwohl auf hohem Niveau bereitet werden und das regionale Terroir sowie die Handschrift des Winzers widerspiegeln. Der Anbau von mindestens 80 Prozent traditioneller, gebietstypischer Rebsorten wird empfohlen, der Höchstertrag beträgt 75 Hektoliter pro Hektar.
Deutsche Weinanbaugebiete
Die feinsten deutschen Weine stammen von Bergflanken, die zur Südhälfte des Kompasses hin ausgerichtet sind. In dem nördlichen Klima ist gerade die Neigung des Hangs zur Sonne hin entscheidend für das Ausreifen der Trauben. Gleichwohl spielen noch weitere Faktoren wie der klimamildernde Einfluss von Wasser, Windschutz sowie Durchlässigkeit und hitzespeichernden Eigenschaften des Bodens eine Rolle.
Hochwertige Gewächse können in Deutschland im Prinzip auf fast jedem Untergrund von Schiefer über Kalkstein und Ton bis zu Sand heranreifen, sofern die übrigen Bedingungen optimal sind. Der Einfluss der unterschiedlichen Bodenarten auf den Charakter des Weins aus der Rieslingtraube ist ein faszinierendes Kapitel der deutschen Önologie. An erster Stelle aber stehen Klima, Ausrichtung und Hangneigung.
Die 13 wichtigsten deutschen Anbaugebiete lassen sich fünf großen Regionen zuordnen. Die wichtigste ist das Rheintal mit seinen Nebenflüssen. Sie reicht von der Pfalz im Süden über Rheinhessen, die Hessische Bergstraße, den Rheingau und die Nahe und den Mittelrhein bis zur Ahr bei Bonn. Die zweite Region ist die Mosel mit ihren Nebenflüssen Saar und Ruwer von der französischen Grenze bis zur Mündung in den Rhein bei Koblenz. An dritter Stelle steht die riesige, aber verstreute Region Baden südlich von Heidelberg bis zur Schweizer Grenze. Franken umfasst die Rebflächen des Maintals. Außerhalb Deutschlands recht selten anzutreffen sind Erzeugnisse aus Württemberg. Nach der Wiedervereinigung sind ferner die beiden Anbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen im Osten Deutschlands hinzugekommen.
Im Ausland begegnet einem deutscher Wein überwiegend in Form von Massenverschnitten wie der Liebfrau(en)milch oder als Produkt eines der großen historischen Güter an Rhein und Mosel. Die Erzeugnisse von
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