Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
rangieren.
Anfang 2000 wurde das Cru-Bourgeois-Konzept überarbeitet. Ein aus Vertretern verschiedener Sektoren des Weinhandels in Bordeaux zusammengesetztes Gremium prüfte, welche der 419 Crus Bourgeois ihren Status noch verdienten. 2001 legte das Landwirtschaftsministerium drei Kategorien fest: Crus Bourgeois, Crus Bourgeois Supérieurs und Crus Bourgeois Exeptionnels. Alle zehn Jahre sollte neu entschieden werden, wer Anrecht auf welche Bezeichnung hatte.
Die neue Klassifikation wurde 2003 bekannt gegeben. Man hatte die Zahl der Crus Bourgeois radikal auf nur 240 Güter zusammengestrichen. Insgesamt 86 davon durften die Bezeichnung Bourgeois Supérieur und ganze neun den Adelstitel Cru Bourgeois Exceptionnel tragen – nämlich Chasse-Spleen, Haut-Marbuzet, Labégorce-Zédé, de Pez, Ormes de Pez, Phélan Ségur, Potensac, Poujeaux und Siran. Einige der leer ausgegangenen Güter warfen dem Gremium daraufhin vor, nicht korrekt bewertet zu haben, und gingen vor Gericht. Nach einem endlosen Hin und Her wurde 2007 die gesamte Klassifikation von 2003 für nichtig erklärt und im Prinzip die längst überholte Rangordnung von 1932 wieder in Kraft gesetzt. Die Cru-Bourgeois-Häuser gründeten einen Zusammenschluss, Alliance genannt, der sich an die Erarbeitung neuer Regeln machte. 2009 soll die neue Klassifikation stehen.
In vielen Märkten spielt es kaum eine Rolle, ob ein Wein als Cru Bourgeois klassifiziert ist. In Frankreich und andernorts indes zählt der Titel noch etwas, was erklärt, warum so viele Besitzer sehnlichst auf eine neue Klassifikation warten. Nicht gerade einfacher wird das Ganze dadurch, dass eine Reihe von Gütern an den Côtes de Bourg und den Côtes de Blaye ebenfalls den Begriff Cru Bourgeois für sich in Anspruch nahmen. Die médocains klagten dagegen – und verloren.
Ein großer Teil der vielen tausend weniger berühmten Châteaux arbeitet heute für Genossenschaftskellereien, doch picken sich négociants immer häufiger vielversprechende Betriebe aus der Masse heraus und verhelfen ihnen zu einer eigenen Marke.
Der aufgeschlossene Bordeaux-Liebhaber findet unter ihnen einige der Abfüllungen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der französischen Weinlandschaft.
Die roten Rebsorten
Die Château-Steckbriefe auf den folgenden Seiten enthalten Angaben über die Anteile der verschiedenen Traubensorten an der Gesamtrebfläche, soweit überhaupt bekannt. Alle klassischen roten Bordeaux-Rebsorten sind miteinander verwandt und stammen wohl von der antiken Biturica ab. Vor der Reblausinvasion wurden viele Trauben in mehr oder weniger zufälliger Mischung kultiviert. Nach den Verheerungen wählte man für die umfangreichen Neubestockungen fünf Sorten aus, die sich durch Fruchtbarkeit, Widerstandskraft und Eignung für die Böden des Bordelais sowie einen guten Geschmack auszeichneten.
Uneingeschränkte Herrscherin im Médoc ist die Cabernet Sauvignon. Die ausgesprochen intensive, kleinbeerige Sorte liefert dunkle, tanninstarke Weine, die gelagert werden müssen, nach einer gewissen Zeit aber Tiefe und einen optimalen »Geschmackszuschnitt« entwickeln. Sie blüht gut und gleichmäßig, trägt relativ spät bei geringem Ertrag und ist weniger anfällig gegen Fäule als Trauben mit weicherer, dünnerer Schale. Da sie spät zur Reife gelangt, braucht sie warme Böden. Gut behagt ihr Kies, während der kältere Lehm von Pomerol wenig zufriedenstellende Ergebnisse erbringt.
Eine enge Verwandte ist die Cabernet franc mit größeren, saftreicheren Beeren. Vor der Einführung der Cabernet Sauvignon im 18.Jahrhundert war sie die wichtigste Rebe des Bordelais. Noch heute findet man sie recht häufig, vor allem in Pomerol und St-Emilion, wo sie gelegentlich Bouchet genannt wird.
Ihre Weine haben weniger Tannin und Tiefe als die der großen Schwester, doch zeichnet sie ein köstlicher, weichfruchtiger Geschmack aus, der auch die Cabernet-franc-Erzeugnisse von Chinon und Bourgueil an der Loire charakterisiert. Ihre Schwächen sind – zumindest im Médoc – die recht unregelmäßige Blüte, ihre dünnen Schalen und einige minderwertige Klonenselektionen, die sich in Umlauf befinden.
Einen höheren Stellenwert hat heute die Merlot-Rebe. Sie treibt, blüht und reift früh und ist deshalb zwar anfällig für Spätfröste, kann dafür aber auch früher gelesen werden. Zudem sorgt ein hoher Zuckergehalt für mehr Alkohol. Leider braucht es während der Erntezeit nur ein paar Regentropfen und schon
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