Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
Vom Netzwerk:
faulen ihre dichten Trauben. Ihr Wein gefällt durch seine gute Farbe und einen ebenso würzigen Geschmack wie ein Cabernet Sauvignon, ist dabei aber weicher und altert auch schneller. Im Médoc steigt der Merlot-Anteil und erreicht heute stellenweise sogar schon 50 Prozent. Mehr Bedeutung hat sie in Graves und vor allem St-Emilion. Ihre Hochburg aber ist Pomerol, wo sie bis zu 100 Prozent der Weinberge einnimmt. Sie verleiht einem Château Pétrus seine Opulenz.
    Die vierte Rotweintraube des Bordelais ist die Petit Verdot, auch sie eine Cabernet-Cousine. Geschmack und Alterungsfähigkeit dieser spät reifenden Sorte sind gut, doch blüht sie unregelmäßig und gebärdet sich auch sonst recht kapriziös.
    Gleichwohl bereichert sie Weine durch Komplexität und »Rückgrat«. Einen guten Stand hat sie in Margaux.
    Die fünfte Traube des Quintetts stand einst in hohem Ansehen, ist heute aber vorwiegend in St-Emilion und an den Côtes de Bourg zu finden: die Malbec alias Pressac, eine früh reifende Sorte mit großen, saftreichen Beeren und ernsthaften Blühproblemen (Verrieseln). Sie wird an der Gironde in erster Linie wegen ihres Ertragsreichtums kultiviert. Paradoxerweise verarbeitet man sie in Cahors unter ihren Pseudonymen Auxerrois und Cot zum berühmten »schwarzen Wein«. Noch bessere Ergebnisse erbringt sie im trockenen Klima der argentinischen Anden.
    Langfristig entwirft ein Château-Besitzer seine Erzeugnisse, indem er bestimmte Rebsorten in sein Portfolio aufnimmt und deren Anteile im Weinberg festlegt.
    EINZIGARTIG: DER WEINMARKT VON BORDEAUX
    Man kann, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht einfach eine Flasche Wein direkt von einem Gut in Bordeaux kaufen. (Bei unbedeutenderen Kellereien ist es manchmal anders.) Es gibt auch keine Verkostungsräume, wie man ihnen in kalifornischen und australischen Anbauregionen häufig begegnet. Warum?
    Weil die Château-Besitzer in Bordeaux über zwei Jahrhunderte lang nichts mit so »gewöhnlichen« Angelegenheiten wie dem Verkauf zu tun haben wollten. Den vertrauten sie lieber Händlern in der Stadt Bordeaux an, den négociants.
    Dieses System ist bis heute mehr oder weniger unverändert geblieben. Bei den Schlosseigentümern handelte es sich häufig um Politiker, Bankdirektoren oder Adelige, die gar nicht die Kontakte hatten oder haben wollten, um größere Weinverkäufe zu tätigen. Die Handelshäuser hingegen hatten Zugang zu den Verteilernetzen in Europa und waren bereit, diese Arbeit zu übernehmen. Sie bauten den jungen Wein sogar in ihren Lagerhäusern in Fässern aus und füllten ihn ab.
    Wie schon seit Jahrhunderten entscheidet der Winzer noch heute im Frühjahr nach der Lese über den Subskriptionspreis für die neuen Erzeugnisse. Ein courtier bzw. Weinmakler dient als Bindeglied zwischen Gutsbesitzer und Händler und wickelt die Transaktion ab. Der Händler schließlich veräußert seinen Anteil an ein Netz aus Importeuren. Dieses System funktioniert die meiste Zeit ganz gut. Die Eigentümer der Châteaux haben relativ bald ihr Geld in der Tasche und können sicher sein, dass ihre Erzeugnisse weite Verbreitung finden. Zudem brauchen sie sich nicht um Verkaufspersonal zu kümmern. Der Makler bekommt seinen zweiprozentigen Anteil – und die Händler holen so viel Geld heraus, wie der Markt eben hergibt.
    Das Gleichgewicht der Kräfte verschob sich des Öfteren – einmal hatten die Händler die Oberhand, dann wieder die Besitzer. Der Vorteil des Systems für die Châteaux: Die Händler müssen Wein aus allen Jahren kaufen, ob gut oder schlecht.
    Täten sie das nicht, könnte ihnen der Winzer beim nächsten guten Jahrgang ihren Anteil verweigern.

    Die weißen Rebsorten
    Die typische Weißwein-Anbaufläche eines Guts ist in Bordeaux mit zwei Haupttrauben und einer oder zwei Nebensorten bestockt, deren Anteile ebenso variieren wie bei den Roten.
    Mindestens 90 Prozent der besten Weinberge gehören Sauvignon blanc und Sémillon. Die Sauvignon-Traube wird wegen ihres unverkennbaren, intensiven Geschmacks und ihrer guten Säure geschätzt, während die Sémillon wegen ihrer Reichhaltigkeit und Anfälligkeit für Edelfäule hoch im Kurs steht. In den Süßweinlagen von Sauternes wächst in der Regel mehr Sémillon, die eine oder andere kleine Parzelle aber reserviert man auch für die geschmacksintensivere Muscadelle.
    Leider gelangt die Sauvignon blanc in Bordeaux nur schwer zur Blüte. Wer einen konstanten Prozentsatz dieser Traube in seinem Verschnitt

Weitere Kostenlose Bücher