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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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auch manchmal nur mit Murren – akzeptiert. Doch das Ergebnis steht zweifelsfrei fest: Spanien bereitet mit jedem Jahr mehr Wein von besserer Qualität und glaubwürdiger regionaler Identität. Und verlässt sich dabei gar nicht einmal so sehr auf internationale Rebsorten.
    Während der Franco-Ära wurde der spanische Weinbau in eine Art staatliche Zwangsjacke gesteckt, in der sich nur die etabliertesten Anbaugebiete – allen voran Rioja und die Sherry-Region – ihre Individualität bewahren konnten. Nachdem die neue Verfassung den Regionen wieder ein gewisses Maß an Selbstverwaltung zugestanden hatte, konnten Katalonien, das Baskenland und Galicien aufs Neue ihre Eigenständigkeit pflegen – in der Flasche ebenso wie in der Wahlkabine. Auch weitere Regionen entwickeln wieder echtes Regionalbewusstsein und entdecken zunehmend ihr Vermächtnis, das unter der für die Diktatur typischen Gleichschaltung und dem Mangel an Investitionen vernachlässigt worden war.
    Natürlich eignet sich das spanische Klima hervorragend für den Weinbau: Die Reben müssen ihre Wurzeln auf der Suche nach Nährstoffen und Wasser tief in den kargen Boden schicken; in heißen Sommern gelangen die Trauben gut zur Reife, und in vielen höher gelegenen Anbaugebieten geben kühle Nächte dem Wein Frische und Säure mit. In gewissem Sinne war es viel zu leicht, Wein zu erzeugen: Die Sonne erledigte die meiste Arbeit. Doch es war sehr schwer, guten Wein zu erzeugen, denn Tannin, Zuckergehalt und Alkoholstärke gerieten leicht außer Kontrolle. Unausgewogene Gewächse erschlafften nach der Abfüllung rasch, und so hatten die Exportmärkte wenig Grund, sich für spanischen Wein zu interessieren.
    Doch das Potenzial war zweifelsohne enorm, was man allmählich erkennt. Spaniens Winzer bedienen sich gern moderner Bereitungsmethoden. In wohlhabenderen Anbaugebieten wie Katalonien, Rioja und Ribera del Duero sind atemberaubende Kellereien entstanden, die großartige Architektur mit neuester Technologie verbinden. Regionen wie Toro bergen viele alte Rebstöcke einheimischer Sorten, weshalb den gut ausgebildeten Kellermeistern erstaunlich hochwertiges Rohmaterial zur Verfügung steht. Spanien ist derzeit das vielleicht aufregendste Weinbauland in Europa – was aber nicht heißt, dass alle Erzeugnisse hochklassig sind.
    In der letzten Ausgabe dieses Buchs waren 59 Denominaciónes de Origen (DO) aufgeführt. Mittlerweile gibt es schon wesentlich mehr. Weitere, derzeit als Viños de la Tierra geführte Bereiche bemühen sich um eine Beförderung. Hinzu kommt die relativ neue Kategorie Viños de Pago, eine Art Über-DO für Einzellagenweine. Viele neue DOs scheinen obendrein eher aus politischen als önologischen Beweggründen entstanden zu sein; zudem verwirrt ihre starke Zunahme den Verbraucher mehr, als dass sie ihn informiert. Nichtsdestotrotz beweist das alles, dass es in der Weinwirtschaft gärt. Spanien ist hinter Frankreich das zweitgrößte Land in Europa und hat mit 1160000 Hektar sogar die größte Rebfläche. Das heißere Klima aber macht eine lockerere Bepflanzung und niedrigere Erträge unumgänglich, weshalb Frankreich und Italien nach wie vor wesentlich mehr Wein erzeugen. Die önologische Landkarte der Iberischen Halbinsel wird von den beiden großen Flüssen Ebro und Duero dominiert. Sie entspringen in der gebirgigen Cordillera Cantábrica, die den kühlen, feuchten Nordwesten vom kontinentaleren Binnenland trennt. Der Ebro fließt nach Südosten und bei Tarragona ins Mittelmeer, der Duero nach Südwesten und – als Douro – durch Portugal in den Atlantik.
    Südlich von Madrid beherrscht die Sonne das Land. Großflächige Rebenplantagen mit widerstandsfähigen Sorten sind hier die Norm. In den erfolgreichsten Anbaugebieten wird Wasser vom Unterboden begierig aufgesogen. Die wichtigsten Flüsse in der südlichen Mitte sind der Guadiana, der die große zentrale Ebene der Mancha bewässert und zum Teil sogar unterirdisch fließt, der Tajo oder Tagus, der vom Madrider Hochland nach Westen durch Toledo und die Extremadura nach Portugal strebt, der Júcar, der südlich und östlich der Berge von Guadalajara die Weinlandschaften der Levante durchströmt, und der Guadalquivír, der südwestlich der zentralen Meseta die Sherry-Region streift. Mit ihrem Nass werden fast die gesamten Rebflächen im Süden bewässert, wenngleich man junge Stöcke heute oft auch mit Tropfbewässerung heranzieht.
    Das Klima ist vielfältig. In den meisten Regionen

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