Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
gebracht wurden, ist Besseres zu erwarten. Dennoch verbessert sich die generelle Qualität allmählich, denn die Neubepflanzung und Umstrukturierung der Rebflächen trägt Früchte. Ein Hemmschuh für den Export ist jedoch die verbreitete Erwartung, dass rumänischer Wein extrem billig sein muss. Die Abfüllung preiswerter Massenprodukte für europäische Supermärkte mag für Investoren ein einträgliches Geschäft sein, das Image Rumäniens als Quelle schlichter Billigtropfen aber werden sie sicher nicht verändern.
Die Anbaugebiete des Landes konzentrieren sich rund um die mittleren Karpaten. Zentren des Weinbaus sind Târnave in 488 Meter Höhe auf der siebenbürgischen Hochebene im Norden, Cotnari in der Moldau im Nordosten, Vrancea mit den einst berühmten Bereichen Panciu, Odobeşti, Coteşti und Nicoreşti im Osten, Dealul Mare im Südosten, Murfatlar im äußersten Südosten am Schwarzen Meer sowie Stefâneşti, Drăgăşani und Segarcea im Süden. In einem Teil der sandigen Ebene des Banats westlich von Timişoara setzt sich Weinbautradition und -geografie der ungarischen Tiefebene fort. Um Miniş östlich von Arad sowie Recaş östlich von Timişoara gedeihen einige gute internationale Rotweinreben wie Pinot noir.
Die übrigen Rebflächen sind bestockt mit internationalen Trauben, in erster Linie Merlot und Sauvignon blanc, sowie landeseigenen Reben wie Fetească albă, Fetească regală und Tămâioasă für Weißwein sowie Babească und Fetească neagră für Rotwein. Chardonnay hat seltsamerweise einen nur geringen Stellenwert und ist größtenteils in Murfatlar anzutreffen, wo sie zwar hervorragende, aber selten ausgeschöpfte Qualitäten offenbart.
Die individuellsten Gewächse entstehen in Cotnari, sind mittlerweile allerdings recht selten geworden. Trotz der nördlichen Lage unweit der Grenze zur Ukraine und zu Moldawien lässt die lange, schöne, nebelige Herbstsaison die Trauben dort überreif und in manchen Jahren sogar edelfaul werden. Aus Lokalreben wie Tămâioasă Românească, Grasă (ähnlich wie Furmint, aber wahrscheinlich die bessere von beiden), Fetească albă und Frâncusa erzeugt man Dessertweine, die in alten Eichenfässern reifen.
Târnave liefert einen ordentlichen weißen Verschnitt namens Perla de Tîrnave und sortenreine Fetească sowie »Rieslinge«, leider überwiegend nicht aus dem echten Riesling, sondern dem Welschriesling. Die besten Weißen entstehen aus den selteneren Trauben Pinot gris und Gewürztraminer. Muscat Ottonel ist für kurzlebige, aber intensiv duftende Stile gut, die gelegentlich auch angereichert werden. In Vrancea ragt aus der Masse völlig nichtssagender Weißer und einiger oft guter Brut-Schaumweine aus Panciu vor allem der helle, säurereiche, frische rote Băbească aus Nicoreşti heraus.
Auf dem herausragenden, gut 60 Kilometer langen Streifen aus Südhängen in Dealu Mare über der Bukarester Ebene hat man sich auf Merlot, Cabernet Sauvignon und die seltenere, aber theoretisch gute Pinot noir spezialisiert. Ein großes Potenzial bergen Urlat, Tohani und Săhăteni. Britische Investoren haben hier die Kellerei Prahova aufgezogen, die den Exportmarkt dominiert.
Murfatlar landeinwärts hinter Constant¸a am Schwarzen Meer ist traditionell ein Weiß- und Süßweingebiet. Die Erträge sind niedrig und die Fruchtqualität hoch, doch lässt man die Trauben oft zu stark ausreifen. Das Ergebnis ist ein plumpes, süßliches, dessertweinartiges Getränk aus Chardonnay, Pinot gris und Konsorten. In der Gegend wachsen aber auch hochklassige Rotweintrauben.
In den südlichen Anbaugebieten entlang von Donaunebenflüssen wie dem Alt aus den Karpaten sind Stefâneşti und Drăgăşani für Weiße unter anderem aus Sauvignon blanc bekannt. In Segarcea und Sadova keltert man Rote, etwa aus Cabernet Sauvignon. Die Rebflächen von Sâmbureşti gehören zu den gepflegtesten des Landes und sind Lebensraum für alle klassischen Trauben mit Ausnahme von Chardonnay.
Der Beitritt zur EU bescherte dem Land Zuschüsse für die Modernisierung von Rebflächen und Kellereien, bereitete aber auch der zügellosen Neubestockung ein Ende. Rumänien muss nun entscheiden, ob es den internationalen Markt für Billigprodukte ins Auge fasst oder eher auf einheimische Rebsorten und historisch gewachsene Eigenständigkeit setzt. Vielleicht ist ja auch beides möglich.
Rumänien: führende Erzeuger
Cotnari *–**
Cotnari. www.cotnari.ro
1948 gegründetes Unternehmen, 2000
Weitere Kostenlose Bücher