Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
die Weinerzeugung.
Wein hat im Bewusstsein des ganzen Landes einen hohen Stellenwert. Über 150000 Hektar stehen unter Reben, rund 60 Prozent davon sind mit roten Sorten bepflanzt. 35000Hektar wurden aufgegeben und eignen sich nicht mehr für den Weinbau. Nach Bulgariens Aufnahme in die EU 2007 begrenzte man die Rebfläche auf maximal 153000Hektar. Sowohl Cabernet Sauvignon (19500Hektar) als auch Merlot (19000Hektar) sind seit über einem Jahrhundert im Land vertreten und nehmen immer mehr Fläche ein. Der Rest gehört der faden Pamid und weiteren trditionellen Reben wie Gamza (Kadarka), Melnik und Mavrud sowie etwas Pinot noir und Gamay.
Die weißen Trauben ergeben eher Alltagsweine und Rohstoff für Branntwein. Fast die Hälfte der Weißweinrebfläche ist mit der georgischen Rkatsiteli bestockt. Sie wird unterstützt durch Ugni blanc, Rizling (verwirrenderweise oft als Riesling bezeichnet), Red Misket, Dimiat (oder Smederevka) und Muscat Ottonel. Der Anteil von Chardonnay, Rheinriesling, Sauvignon blanc und Aligoté nimmt zu; Tamianka und Gewürztraminer fristen ein Nischendasein. Dank Fortschritten in der Bereitung konnte man in letzter Zeit beweisen, dass sich die besseren weißen Trauben in Bulgarien ebenso wohlfühlen wie ihre roten Pendants. Chardonnay, mit oder ohne Eiche, spielt allmählich ihre natürliche Überlegenheit aus.
Man unterscheidet fünf Hauptanbaugebiete. Die drei großen erstrecken sich um Stara Planina, das Balkangebirge, das von Serbien bis zum Schwarzen Meer reicht und das Rückgrat des Landes bildet. Das vierte versteckt sich in den zentralen Hochtälern, das fünfte liegt um Melnik an der Grenze im Südwesten. Im Norden herrschen kühlere Bedingungen, doch entsteht sowohl im Norden als auch im Süden gutes, reifes Rohmaterial. Derzeit weist die EU 51 Appellationen aus, bislang aber wurden nur zwei der Subzonen anerkannt. Die Neuordnung der bulgarischen Weinlandschaft hat gerade erst begonnen.
Eine langfristige Folge der Privatisierung war der Zusammenbruch des Zuliefersystems, das Rebflächen an eine bestimmte Kellerei band. So herrscht derzeit ein freier Wettbewerb auf dem Traubenmarkt. Zahlreiche Verarbeitungsbetriebe mussten, sofern sie es sich leisten konnten, Weinbauern ganzjährig finanzieren, um sich deren Lesegut zu sichern. Bei etlichen neuen bulgarischen Erzeugern handelt es sich um modernisierte oder mit großem Investitionsaufwand errichtete Betriebe, die preiswerte Gattungsweine oder Verschnitte ohne viel Herkunftscharakter produzieren. Gleichzeitig aber gründen immer mehr ambitionierte Winzer Boutiqueweingüter und beginnen ihre Weinberge biologisch oder biodynamisch zu bewirtschaften. Das heißt nicht, dass ihre Abfüllungen den eigenen Erwartungen gerecht werden. Aber es gibt der Welt einen Grund, den bulgarischen Wein ernst zu nehmen.
Ostregion
Das kühle Anbaugebiet zwischen den Bergen und dem Schwarzen Meer hat sich auf Weißwein, Schaumwein und Branntwein spezialisiert. Subzonen sind unter anderem Varna, Shumen, Preslav, Khan Krum und Targovishte. Wichtigste Rebsorten: Riesling, Rkatziteli, Aligoté, Chardonnay, Misket, Muscat Ottonel, Ugni blanc, Dimiat und Fetiaska.
Nordregion
Die Nordregion wird von der Donau im Norden begrenzt. Sie ist für ihre roten Qualitätsweine bekannt. Die Haupttrauben heißen Gamza (die ungarische Kadarka), Cabernet Sauvignon und Merlot. Die ehemalige Staatskellerei von Russe – mittlerweile mit Boyar zusammengelegt – kontrolliert viele potenziell gute Lagen in der Region. Zu den Subzonen zählen Suhindol, bekannt für Merlot und weitere Rote, und Lyaskovets, in der die Chardonnay noch für Überraschungen gut sein kann.
Südregion
Hier werden Cabernet sowie etwas Pinot noir und Merlot kultiviert, doch ist die Region auch für einige bekannte Traditionsgewächse wie den Mavrud gut. Bulgariens ganzer Weinstolz ist ein substanzreicher, dunkler Tropfen nach Rhône-Manier, der oft lange reifen muss. Den besten Ruf für diese Sorte genießt die Zone um Plovdiv. Pamid, eine weitere einheimische Traube, erbringt farblose Alltagsweine. Das größte Potenzial offenbaren die reichhaltig reifen Merlot-Erzeugnisse aus Stambolovo, Liubimetz und der Gegend um das Sakar-Mittelgebirge.
Südwestregion
Sehr kleines, eigenständiges Anbaugebiet an der jugoslawischen Grenze jenseits der Rhodopen. Am bekanntesten ist der Melnik-Wein aus Harsovo. Er genießt in Bulgarien allergrößten Respekt und ist angeblich so konzentriert, dass man ihn in
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