Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
weißen Muscat de Kelibia aus Rebflächen an der Spitze des Cap Bon im Nordosten. Der ausgesprochen aromatische Wein fällt nicht allzu kräftig aus, eignet sich aber trotzdem kaum als Essensbegleiter. Bester Roter der UCCV ist der Magon aus Tébourba im Medjerda-Tal westlich von Tunis. Dank seiner Cinsault- und Mourvèdre-Anteile präsentiert er sich runder und persönlichkeitsstärker als der einfachere Coteaux de Carthage. Ebenfalls im Sortiment enthalten sind ein Château Mornag in Rot und Rosé aus den Mornag-Hügeln östlich von Tunis, ein heller, trockener Gris d’Hammamet aus Cinsault, Grenache und Carignan und ein trockener, nach Muskat duftender Rosé Sidi Rais.
Die nennenswertesten Abfüllungen des staatlichen Office des Terres Domaniales sind die erdigen Roten der Domaine Thibar aus den Bergen rund 140 Kilometer westlich von Tunis am Oberlauf des Medjerda und der Sidi Selem aus Kanguet bei Mornag. Ebenfalls Erwähnung verdienen die Société Lamblot mit dem roten Domaine Karim von den Coteaux d’Ultique, die Domaine Magon, die von deutschen Investitionen profitiert hat, Château Feriani mit einem der wohlschmeckendsten tunesischen Rotweine aus derselben Gegend und die Héritiers René Lavau mit ihrem Koudiat, einem weiteren kräftigen Roten aus Tébourba. Noch besser sind die kraftvollen, süßen Muscat-Weine, die unter der Appellation Vin Muscat de Tunisie laufen.
Das deutsche Unternehmen Langguth produziert und exportiert seit den 1960er-Jahren Weine unter der Marke Sidi Saad. Kürzlich investierte das sizilianische Unternehmen Calatrasi in 200 Hektar Rebflächen südlich von Tunis. Unter der Linie Selian bringt Calatrasi süffige, fruchtige Carignan- und Syrah-Gewächse auf den Markt. Projekte wie diese dürften der tunesischen Weinwirtschaft die dringend benötigten Impulse geben.
2003 wurde die Domaine Atlas mit 160 Hektar Carignan, Syrah und Cabernet Sauvignon gegründet. Ihr Flaggschiff Ifrikia ist ein würziger, aber relativ gewollter Carignan-Cabernet-Verschnitt. Die Schweizer Firma Ceptunes führt in ihrer 2002 in Betrieb genommenen Kellerei die Marke Didona, zu der auch ein frischer Chardonnay gehört. Ein weiterer Chardonnay empfiehlt sich als der beste Weiße des französischen Unternehmens Kurubis in Korba, während der würzige rote Kurubis ein Verschnitt aus Syrah und Mourvèdre ist.
Algerien
Die größte und am eifrigsten mit Reben bestockte der ehemaligen französischen Kolonien in Nordafrika hat einen beispiellosen Niedergang des Weinbaus erlebt: Die Gesamtrebfläche Algeriens sank von 365000 Hektar in den 1960ern, als das Land der sechstgrößte Weinerzeuger der Welt war, auf derzeit rund 35000 Hektar. Seine Produktivität ging sogar noch stärker zurück und beläuft sich heute auf gerade einmal ein Prozent des Werts vor 1962. Die Kellereien wurden – oft unter massiven Drohungen – zu Tausenden stillgelegt: Ihre Zahl ging in 40Jahren von 3000 auf nur noch 50 zurück. Viele ältere Anbauflächen in den fruchtbaren Ebenen, die ohnehin nie guten Wein hätten liefern können, wurden zu Getreideland. Der Weinbau zog sich in die Hügellagen zurück, die schon unter den Franzosen bessere Weine hervorgebracht hatten.
Ein Dutzend Crus war noch vor der Unabhängigkeit in den VDQS-Stand erhoben worden. Davon erkannte das Office Nationale de Commercialisation des Produits Viticoles (ONCV) schließlich sieben als Qualitätszonen an. Sie befinden sich alle in den Bergen rund 80 Kilometer landeinwärts in den beiden westlichen Provinzen Oran und Alger. Oran war von jeher ein Massenlieferant und brachte drei Viertel des algerischen Weins zuwege. Das für das Gros der algerischen Weinerzeugung zuständige ONCV führte Einheitsetiketten ein, die keine Auskunft über den genauen Usprung des Weins geben und lediglich die Herkunftsregion nennen – im Fall der Prestigemarke Cuvée du Président sogar nicht einmal diese. Le Président ist ein ausgebauter, annähernd Bordeaux-artiger Wein, den ich bei der letzten Verkostung für schlechter befand als die regionalen Erzeugnisse. Das westliche Qualitätsanbaugebiet Coteaux de Tlemcen liegt unweit der marokkanischen Grenze an den Nordflanken von Sandsteinhügeln auf 760 Meter Höhe. Seine Roten, Rosés und Weißen sind gut gemachte, kräftige, sehr trockene, aber weiche Abfüllungen von der Art, wie sie die Algerier durchaus beherrschen. Vor allem die Rosés und Weißen haben sich seit Einführung der Kaltgärung enorm gesteigert.
Der Bereich Monts
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