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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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Ausdruck. Dann wieder standen »delikat«, »ausgewogen« und »elegant« für Qualität – allerdings, wie sich herausstellte, nur vorübergehend, denn nach wenigen Jahren war wieder mehr als je zuvor »Ehrfurcht« und »jede Menge« angesagt.
    Die amerikanische Weinpresse entscheidet in unverhältnismäßig großem Maß über Wohl und Wehe eines Weinguts. Nur in Bordeaux wird das Urteil der Kritiker mit ebensolcher Spannung erwartet. Bei den vielen Hundert Napa- und Sonoma-Kellereien mit teuren Cabernet im Sortiment braucht der arme Verbraucher schließlich Hilfe bei der Auswahl. Kann man es ihm verdenken, dass er den Tropfen mit der höchsten Punktzahl für den »besten« hält? Die Presse gibt Reichhaltigkeit und Kraft den Vorzug vor Finesse. Understatement, wie es früher von Mondavi favorisiert wurde, schlägt sich in relativ geringer Wertung nieder, auch wenn dabei oft mehr Eleganz als bei der muskelbepackten Konkurrenz im Spiel ist.
    SORTENREIN UND SORTENWEIN
    Der nichtssagende Begriff varietal, Sortenwein, entstand in Kalifornien als Schlagwort für Abfüllungen, die vollständig aus einer einzigen Rebsorte bereitet waren oder ihr zumindest ihren Charakter verdanken. Bis 1983 musste die genannte Traube nur zu mindestens 51 Prozent enthalten sein. Danach setzte man die Untergrenze auf 75 Prozent fest. Die meisten Sortenweine der Oberklasse liegen zwar nahe 100 Prozent, doch hindert nichts einen Erzeuger daran, einem Pinot noir z.B. 20 Prozent Syrah unterzuschmuggeln, ohne dies auf dem Etikett zu deklarieren.

    Die Besitzer vieler großer Kellereien sind sehr darauf bedacht, ihre Abfüllungen gesellschaftsfähig zu machen. Weil es sich überwiegend um Pioniere im Weingeschäft handelt, sind ihre Ratgeber nicht die Väter oder ihre oft sowieso noch jungen Weinberge, sondern die neuesten Verkaufszahlen. Wenn die Gesellschaft Kraft will, soll sie Kraft bekommen. Kalifornische Gewächse sind in letzter Zeit kopflastiger und alkoholschwerer denn je geworden – selbst ein Pinot noir bringt mitunter mehr als 16 Prozent auf die Alkoholwaage. Ihre horrenden Preise können sich nur noch die Reichsten leisten.
    Und doch gibt es auch eine stetig wachsende Kaste von Erzeugern, die oft nur ein kleines Gut führen, aber ein, zwei Jahre in Gevrey-Chambertin oder St-Julien gearbeitet haben. Sie bemühen sich, Weine zu schneidern, die Eleganz ebenso zu bieten haben wie die Üppigkeit kalifornischer Trauben. Das ist aber nicht einfach. Selbst wenn Kaliforniens Weinbauern gern von »Kühlklima-Anbaugebieten« reden, so erinnert das Klima in ihrem Anbaugebiet doch eher ans Mittelmeer als an Burgund oder Bordeaux.
    Letztendlich aber hängt doch alles vom persönlichen Geschmack ab. Daran wurde ich erinnert, als ich eine Gruppe von Weinfreunden in New York fragte, ob es ihnen wirklich gefallen würde, wenn alle roten Bordeaux so ausfielen wie der größte aller Jahrgänge unserer Zeit, der 1961er. »Aber natürlich«, war die Antwort. Was sei ich doch für ein Narr, mir nicht zu jedem Essen den überwältigendsten, intensivsten, wenngleich am wenigsten erfrischenden Wein zu wünschen! Vielleicht hatten sie sogar recht. Schließlich sind selbst die Bordeaux von 1961 noch schüchterne kleine Dinger im Vergleich zu den aufgeblähtesten Kaliforniern.
    Klima
    Seit dem Ende der Prohibition – genauer gesagt, seit die Universität in Davis eine führende Rolle in der Weinbauforschung zu spielen begann – achtet Kalifornien bei der Auswahl des Standorts für seine Reben mehr auf die Sonne als auf den Boden. Zwischen 1940 und 1960 entwickelten die Wissenschaftler der Universität eine fünfstufige Klimaklassifikation, die jahrzehntelang bestimmend bei der Weinbergwahl war, heute aber kaum noch angewendet wird. Sie beruhte auf der Wärmesumme während der Wachstumssaison vom 1.April bis 31.Oktober. Als Maß dienten die monatlichen Durchschnittswerte in Fahrenheit, von denen der Wert 50 abgezogen und schließlich die Gesamtsumme gebildet wurde. Die fünf Regionen entsprechen ungefähr Burgund (Region 1, Wärmesumme bis 2500), Bordeaux (Region 2, 2500–3000), der Rhône (Region 3, 2000–3500), dem Sherry-Anbaugebiet (Region 4, 3500–4000) und Nordafrika mit dem Nahen Osten (Region 5, über 4000).
    Das System trieb Erzeuger in den 1970ern nach Monterey und ins Santa Maria Valley in Santa Barbara. Mit zunehmender Erfahrung entdeckten die Winzer jedoch, dass die Klimaklassifikation ebenso viele Vor- wie Nachteile hatte. So gedeiht die

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