Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Bereitungsphilosophie sind sie Welten voneinander entfernt. Der ehemalige Kellermeister Alvaro Espinoza war ein Pionier des Bioweinbaus und einer der ersten, der das Potenzial von Carmenère erkannte. 2002 trat María del Pilár González seine Nachfolge an. Nativa Chardonnay, der nach ökologischen Richtlinien bereitet wird, ist der beste Weiße. Die fassgereiften roten Reservas erscheinen unter der Linie Winemaker’s Reserve und präsentieren sich tanninbewusst und strukturiert. An der Spitze aber steht der überaus üppige, tanninreiche Gold Reserve Cabernet Sauvignon.
Casablanca *–**
Casablanca. Besitzer: Santa Carolina. 280 ha. www.casablancawinery.com
Die Kellerei, die 1992 das kühle Casablanca-Tal als Anbaugebiet etablierte. Der erste Kellermeister Ignacio Recabarren machte sich mit pikantem Sauvignon blanc und zitruswürzigem Chardonnay weltweit einen Namen. Für die Cefiro-Linie werden Trauben aus verschiedenen Gebieten verwendet, die besten Gewächse sind jedoch die Weißen aus Casablanca. Aber auch der Merlot kann hervorragend ausfallen. Nimbus heißt eine neue Reihe von Gutsabfüllungen, die aber noch enttäuschen. Gut ist hingegen der opulente El Bosque Carmenère. Der Vorzeigetropfen Nebulus, ein »geeichter« Cabernet-Carmenère-Verschnitt, kann ziemlich grasig ausfallen.
Concha y Toro *–***
Santiago. Besitzer: Familien Larraín und Giulisasti. 4700 ha. www.conchaytoro.com
Das 1883 gegründete Unternehmen ist seit Langem die größte chilenische Kellerei. Sie zeichnet für 20 Prozent sämtlicher Abfüllungen des Landes verantwortlich. Nimmt man alle Rebflächen dazu, kommt Concha y Toro auf insgesamt 18000 Hektar Weinberge. Entsprechend umfangreich ist die Palette, die von der Sunrise-Linie ohne Eichenausbau zu komplexeren Vertretern wie den innovativen Einzellagenweinen der Reihe Terrunyo reicht. Für beide ist Ignacio Recabarren zuständig. Seit vielen Jahren sind die sieben Sortenweine der Marke Castillero del Diablo echte Preisbrecher. Flaggschiff ist der üppige Don Melchor von saftigen Cabernet-Trauben aus Maipo. Concha y Toro besitzt noch Tochtergüter, die aber unter ihrem eigenen Namen aufgelistet sind.
Cono Sur **–***
Chimbarongo. Besitzer: Concha y Toro. 940 ha. www.conosur.com
Wer hätte gedacht, dass eine chilenische Kellerei sich mit Pinot noir einen Namen machen könnte? Kellermeister Adolfo Hurtado bietet sortenreinen Pinot noir von Trauben aus Casablanca und Bío-Bío in fünf Versionen an: nicht eichenfassgereift, Reserva, Vision, 20 Barrels Limited Edition und Ocio ausschließlich von Lesegut aus Casablanca. Vision ist eine neue Reihe mit einem Riesling aus Bío-Bío und dem wohl besten Viognier Chiles. 2002 kam ein biologischer Cabernet-Carmenère-Verschnitt aus Colchagua dazu.
Cousiño Macul **
Santiago. Besitzer: Familie Cousiño. 420 ha. www.cousinomacul.cl
Das in gefährlicher Nähe der Vororte und des Smogs von Santiago gelegene Gut ist eines der ältesten und schönsten in Chile. Die städtebauliche Erschließung führte zum Verkauf vieler Rebflächen und zur Bestockung neuer Weinberge in Buin südlich der Stadt. Der in neuer Eiche gereifte Cabernet-Verschnitt Finis Terrae zeugt von einem moderneren, würzigeren Rotweinstil als die renommierten, aber altmodischen Antiguas Reservas, die sich über Jahrzehnte hinweg entfalten. In Anlehnung an andere führende Erzeuger stellte Cousiño-Macul 2004 einen Premiumwein aus Cabernet und Merlot vor, den man in neuen Barriques ausbaut und Lota nennt. Bis auf das Spitzensegment sind die Erzeugnisse seit vielen Jahren Massenware.
CARMENÈRE
Die unbedeutende Carmenère, die in ihrer Heimat Bordeaux von der Reblaus praktisch ausgerottet wurde, gedieh prächtig in Chile, wo es den Schädling nicht gab. Allerdings wurde sie viele Jahre für Merlot gehalten und als solche verkauft, obwohl Carmenère ganz andere Wuchseigenschaften hat und auch ihr Wein überhaupt nicht wie Merlot schmeckt. Erst 1993 entdeckten Ampelographen aus Montpellier die Verwechslung. Einige Erzeuger taten so, als hätten sie nichts gemerkt, andere, namentlich Carmen, füllten Carmenère stolz sortenrein ab.
Carmenère ist sehr wuchskräftig und reift drei Wochen später aus als Merlot. Damit zum Zeitpunkt der Lese tatsächliche Reife garantiert ist, muss der Ertrag begrenzt werden. Bedauerlicherweise sind unreif geerntete Carmenère-Trauben weit verbreitet: Der Wein verrät es durch ein Paprikaaroma. Reife Carmenère-Trauben jedoch lassen saftige
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