Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
und wurden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Haut-Brion war schon 100 Jahre zuvor in die Médoc-Klassifikation von 1855 aufgenommen worden. 1959 wurden sechs von ihnen und zusätzlich drei weitere in den Rang von Crus Classés für Weißwein erhoben. Eine regelmäßige Neuklassifizierung war immer wieder im Gespräch, doch nach dem Fiasko mit den Crus Bourgeois und St-Emilion vor ein paar Jahren wurden derlei Pläne auf unbestimmte Zeit ad acta gelegt.
Graves: Premier Cru
Château Haut-Brion ****
Pessac. Besitzer: Domaine Clarence Dillon. AC: Pessac-Léognan. 46 ha, davon 43 mit weißen Rebsorten bestockt. Rot: Cabernet Sauvignon 45%, Cabernet franc 18%, Merlot 37%.
Weiß: Sémillon 60%, Sauvignon 40%. www.haut-brion.com
Haut-Brion war im 17.Jahrhundert das erste Château, dessen Name Bekanntheit erlangte. Obwohl es inzwischen inmitten der Vorortsiedlungen von Bordeaux steht, ist es nach wie vor eines der besten Güter und bestätigt seinen offiziellen Platz an der Seite der vier Premiers Crus im Médoc.
Die Lage des Herrenhauses aus dem 16.Jahrhundert reißt nicht mehr zu Begeisterungsstürmen hin, doch der neun Meter starke Kiesboden liefert geschmacksintensive Kreszenzen, die jahrzehntelang eine bemerkenswerte Balance aus fruchtigen und erdigen Noten bewahren. Mouton ist Resonanz, Margaux Koloratur und Haut-Brion Harmonie – ein Gleichklang aus Kraft und Finesse, Festigkeit und lieblicher Weichheit. Nie werde ich den Geschmack eines Haut-Brion von 1899 aus einer Impériale vergessen: Er war der faszinierendste Bordeaux, den ich in meinem Leben getrunken habe.
Die aktuellen Besitzer, Nachkommen des amerikanischen Bankiers Clarence Dillon, erwarben das Gut 1935 in heruntergekommenem Zustand. 1983 kauften sie außerdem das benachbarte Château La Mission-Haut-Brion auf. Derzeitiger Präsident ist Dillons Urenkel Prinz Robert de Luxembourg. Es war ein Glücksfall für Haut-Brion, seit 1960 Jean-Bernard Delmas als Verwalter zu haben. Er verblüffte seine Nachbarn, indem er als einer der Ersten Edelstahltanks für die relativ rasche Vergärung unter vergleichsweise hohen Temperaturen anschaffte. Auch startete er ein langwieriges Forschungsprojekt, um die besten Unterlagen und Klone zu finden. Sie und der relativ hohe Anteil von Cabernet franc tragen zur Komplexität und Ausgewogenheit des Weins bei. Delmas ging 2004 in den Ruhestand; in seine Fußstapfen trat Sohn Jean-Philippe.
Ein Haut-Brion bedingt sich Geduld aus. Die guten Jahrgänge der 1970er-Jahre – also 1971, 1975, 1978 und 1979 – erreichten erst vor Kurzem ihren Zenit, die Besten der 1980er sind sogar noch ein gutes Stück davon entfernt. Auf dem Gut entstehen auch winzige Mengen eines weißen, sündhaft teuren Graves. Der schwer auszusprechende Zweitwein Bahans-Haut-Brion wurde 2007 in Clarence de Haut-Brion umgetauft.
Graves: Crus Classés
Château Bouscaut **
Cadaujac. Besitzerin: Sophie Lurton.
AC: Pessac-Léognan. 47 ha, davon 7 ha mit weißen Rebsorten bestockt. Rot: Merlot 55%, Cabernet Sauvignon 40%, Malbec 5%. Weiß: Sémillon 50%, Sauvignon 50%. www.chateau-bouscaut.com
Ein ansehnliches Herrenhaus aus dem 18.Jahrhundert, das nach einem Brand aber neu aufgebaut wurde. 1979 kaufte es Lucien Lurton amerikanischen Besitzern mitsamt den relativ niedrig gelegenen Rebflächen ab. Recht verhaltener Stil und eine Neigung zu überhöhten Erträgen, doch jüngere Jahrgänge sind viel besser, wenngleich der Weiße mitunter von einer scharfen Säure geprägt ist.
Château Carbonnieux ** – ***
Léognan. Besitzer: Antony Perrin. AC: Pessac-Léognan. 90 ha, davon 43 ha mit weißen Sorten bestockt. Rot: Cabernet Sauvignon 60%, Merlot 30%, Cabernet franc 7%, Malbec 2%, Petit Verdot 1%.
Weiß: Sauvignon 65 %, Sémillon 35%.
www.carbonnieux.com
Das renovierte einstige Kloster mit Wehranlagen und Innenhof wird von einer Familie geführt, die in den 1950ern Algerien verließ. Es ist größer und daher auch bekannter als die meisten Graves-Kellereien, besonders durch seinen Weißen, der in seiner Farbkategorie zu den Aushängeschildern von Graves zählt. Er reift zehn Monate in teilweise neuen Barriques und wird anschließend jung abgefüllt. Dadurch bewahrt er seine Frische und bringt gleichzeitig eine Eichentönung mit. Ende der 1980er war ein Qualitätssprung nach vorn zu verzeichnen. Der Wein braucht drei bis vier Jahre, bis er in Hochform ist. Die Roten haben mehr Konkurrenz, sind aber gut gemachte, typische, trockene, beständige
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