Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
pflegt mit Sinn für Qualität geduldig ihre alten Stöcke.
Der Weiße ist ein klassischer Graves, kraftvoll, mit Röstnote und nach einer Ruhephase in der Flasche am besten, der Rote ein gutes Beispiel für den robusten, würzigen Regionalstil.
Château Laville-Haut-Brion ****
Talence. Besitzer: Domaine Clarence Dillon. AC: Pessac-Léognan. 3,5 ha. Rebsorten: Sémillon 70%, Sauvignon 27%, Muscadelle 3%. www.haut-brion.com
Der beste trockene Weiße in Bordeaux. Tränke man ihn jung, bliebe einem sein Wert möglicherweise verborgen, während der Preis gewiss exzessiv überzogen erschiene. Die Gärung erfolgt in neuen Eichenfässern; abgefüllt wird im darauffolgenden Frühjahr. Vorzüge des Weins sind neben dem mit zunehmendem Alter immer eindringlicheren Geschmack die Konzentration und jener reichhaltige, doch trockene Charakter, wie er auch für den trockenen Weißen von Yquem, den »Y«, typisch war, wobei er jedoch mehr Eleganz als dieser offenbart. Seit 1985 erstaunliche Qualität. Mit dem Trinken sollte man sich Zeit lassen: Der 1965er und 1975er waren 2008 noch völlig auf der Höhe.
Château Malartic-Lagravière ***
Léognan. Besitzer: Alfred-Alexandre Bonnie. 53 ha, davon 7 ha mit weißen Rebsorten bestockt. Rot: Cabernet Sauvignon 45 %, Cabernet franc 8%, Merlot 45%, Petit Verdot 2%.
Weiß: Sauvignon 80%, Sémillon 20%.
www.malartic-lagraviere.com
Der jetzige Besitzer baute das quadratische Steingebäude auf seine doppelte Größe aus. Es ragt in einer von Wäldern und sanft abfallenden Rebgärten geprägten Graves-Landschaft auf. Der Rote ist ein fester, strenger, dunkler Lagerwein, im Abgang eher fein als fleischig, obwohl der Stil seit 1994 runder ist. Der überwiegend aus Sauvignon bereitete Weiße zeigt sich schon in seiner Jugend glanzvoll, wird jedoch nach fünf bis zehn Jahren in der Flasche noch besser und typischer. Bonnies enorme Investitionen schlagen sich bereits in noch höherer Qualität und Finesse nieder.
Château La Mission-Haut-Brion ****
Talence. Besitzer: Domaine Clarence Dillon. AC: Pessac-Léognan. 21 ha. Rebsorten: Cabernet Sauvignon 48%, Cabernet franc 7%, Merlot 45%. www.haut-brion.com
Der direkte Nachbar von Haut-Brion in einem Vorort von Bordeaux gehört seit 1983 den Eigentümern von Haut-Brion und wird wie ein Premier Cru mit größter Sorgfalt geführt. Er kommt dank der städtischen Umgebung in den Genuss einer um ein Grad Celsius höheren Temperatur als das offene Land und eines großen, rasch abrufbereiten Heers aus Lesehelfern.
Die warmen, trockenen Bedingungen schlagen sich in den Weinen in Form von mehr Konzentration und Kraft nieder.
Verglichen mit einem Haut-Brion, selbst alles andere als ein Schwächling, wirken sie fast kraftmeiernd. Michael Broadbent beschreibt sie mit Begriffen wie »Eisen«, »erdig«, »fleischig« und »pfeffrig«. Nach gegebener Zeit – oft muss man 20 Jahre oder mehr verstreichen lassen – vereint der Wein Wärme und »Süße« in orgelweichen Tönen, die ihn qualitativ als »Super-Second« ausweisen. Eine Verkostung von über 50 Jahrgängen übertraf 2008 die sowieso schon hohen Erwartungen und offenbarte, dass ein La Mission wie die besten Crus in problematischen Jahren oft überragend ausfällt. Auf den Weißen, Laville-Haut-Brion, wird an anderer Stelle eingegangen.
Château Olivier ** – ***
Léognan. Besitzer: Jean-Jacques de Bethmann. AC: Pessac-Léognan. 55 ha, davon 9 ha mit weißen Sorten bestockt. Rot: Cabernet Sauvignon 45%, Cabernet franc 5%, Merlot 50%.
Weiß: Sémillon 50%, Sauvignon 50%.
www.chateau-olivier.com
Das burgartige Gut wurde bis 1981 vom Händler Eschenauer & Co. bewirtschaftet, doch mittlerweile haben die Besitzer die Geschäfte selbst in die Hand genommen. Olivier erzeugte bis in die späten 1990er glanzlose Weine. Nach einer kostspieligen Analyse der Rebflächen wurden schwache Parzellen gerodet und die besten neu bestockt. Das schlägt sich bereits in rassigeren, lebendigeren Weißen und saftigeren Roten nieder.
Château Pape-Clément ***
Pessac. Besitzer: Bernard Magrez. AC: Pessac-Léognan. 33 ha, davon 3 ha mit weißen Sorten. Rot: Cabernet Sauvignon 60%, Merlot 40%. Weiß: Sémillon 45%, Sauvignon 45%, Muscadelle 10%. www.pape-clement.com
Das Gut gehörte einst Bertrand de Got, der im 14.Jahrhundert Bischof von Bordeaux war und später als Clemens V. das Papsttum nach Avignon brachte. Die Rebfläche am Rand von Bordeaux erstreckt sich auf recht uneinheitlichem Boden, wobei Kies
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