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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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enormer Vorteil: Man musste sich nicht mehr den Kopf über Jahrgangs- und Herkunftsnuancen zerbrechen, denn die Marke sagte alles, was man wissen musste.
    Die Weiterentwicklung der Weinwirtschaft wurde vom australischen Showsystem sehr stark vorangetrieben. Jedes Anbaugebiet hatte einen oder mehrere Weinwettbewerbe laufen, in denen fast ausschließlich Kellermeister die Jury bildeten. Die verliehenen Preise waren natürlich ein nützliches Marketinginstrument; viele Kellereien reichten ihre Erzeugnisse aber auch nur deshalb ein, weil sie ernsthaft wissen wollten, auf welchem Niveau sich ihre Abfüllungen befanden. Ein Gut in Bendigo war vielleicht bei den Einheimischen beliebt, doch wenn man sich vergrößern oder sogar in den Export gehen wollte, musste man in Erfahrung bringen, ob die eigenen Etiketten auch jenseits der unmittelbaren Nachbarschaft Eindruck machten. Die Bewertung von Profis war da ein nützlicher Anhaltspunkt und legte oft Fehler offen. Manche kritisieren die Weinshows allerdings als reine Geldmacherei oder einen Versuch der meist aus großen Unternehmen stammenden Juroren, gängige Stile durchzusetzen, was individuelleren Winzertalenten das Leben schwer macht. Das ist möglicherweise nicht ganz von der Hand zu weisen, insgesamt aber hat das Showsystem wesentlich mehr Positives als Negatives bewirkt.
    In den 1990ern wurden neue Anbaugebiete wie Tasmanien, Orange und Margaret River erschlossen. Darüber hinaus durfte das immer fachkundigere Publikum die Vorzüge des Herkunftscharakters kennen lernen. Der moderne australische Weinfreund und sein Kollege im Ausland können heute leidenschaftlich über die besten Gegenden für den Pinot-noir-Anbau diskutieren. Zeitgleich mit diesem neuen Interesse an der Regionalität entstand ein rudimentäres Appellationssystem, wobei beides natürlich eng zusammenhängt. Versuche zur Einrichtung eines formellen Systems der Geographical Indications wurden bislang aber durch Rechtsstreitigkeiten zum Stillstand gebracht, da die Erzeuger um günstige Plätze kämpfen und eher innerhalb einer renommierten neuen Appellation als knapp außerhalb untergebracht werden möchten.
    Trotz seiner äußerst ansprechenden Gewächse geriet der australische Weinbau im neuen Jahrhundert in Turbulenzen. Märkte wie Großbritannien, die einst zu den treuen Kunden zählten, liebäugeln nun auch mit anderen Ländern wie Chile und Südafrika, in denen man ähnlich auf Marken setzt wie in Australien. Nun kann man sich darauf verlassen, dass die findigen Australier reine Marketingprobleme lösen. Eine größere Herausforderung stellt allerdings Mutter Natur dar. Dürre ist in einigen Anbaugebieten zwar nichts Neues, doch die Wasserknappheit hat sich zum leidigen Politikum entwickelt. Manchen Rebflächen, die von reichlicher Bewässerung abhängen, wird das Wasser immer mehr rationiert oder sogar ganz abgedreht. Das beeinträchtigt die Erntemenge und oft auch die Qualität des Leseguts. Dabei müssen Traubenfarmer nicht nur mit anderen Kollegen ihres Berufsstands um das kostbare Nass buhlen, denn Bauern jeder landwirtschaftlichen Sparte stehen um die versiegenden Ressourcen Schlange – oft schon mit dem Scheckbuch in der Hand.
    Eine weitere Bedrohung sind die Buschfeuer. 2008 sprachen erfahrene Kellermeister vom smoke taint , einem Rauchgeschmack, als neuem Weinfehler. Er machte sich vor allem bei Tropfen aus Rebbergen bemerkbar, die wie etwa 2007 in Yarra und noch einmal 2009 bei Bränden in Rauch gehüllt waren. Allerdings können nur die empfindlichsten australischen Gaumen diesen Einschlag ausmachen.
    Wenn man den Australiern aber eine Eigenschaft nachsagen kann, dann ist es ihr unverwüstlicher Optimismus. Deshalb werden sie wohl auch diese Probleme in den Griff bekommen. Selbst wenn das weltweite Image des Weins down under nach wie vor von Marken geprägt wird, können Besucher des Kontinents doch feststellen, dass es dort eine erstaunliche Vielfalt gibt und Güter wie Kellermeister mit großer Energie voranschreiten. Jetzt muss der australische Weinbau nur noch Wege finden, wie er im Ausland das Interesse für die Güte seiner Erzeugnisse neu entfacht.

Australische Anbaugebiete
    New South Wales
    Canberra Eine 350 Hektar große Region mit rund 35 kleinen neueren Weinbaubetrieben um die australische Hauptstadt, viele relativ hoch gelegen an ausgesprochen kühlen Stellen.
    Hunter Valley Australiens älteste Anbauregion. Das Lower Hunter um Pokolbin rund 150 Kilometer nördlich von Sydney

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