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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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bewirtschaften ihre eigenen Flächen.
    Die zweite wichtige Weinbauregion ist das São-Francisco-Tal im Nordosten Brasiliens. Hier herrscht ein so tropisches Klima, dass die europäische Vorstellung von einer Wachstumssaison hinfällig wird und die Lesen über das Jahr gleichmäßig verteilt werden können. Das Projekt ViniBrasil plant fünf Ernten jährlich! Reichlich Sonne und wenig Regen lassen Trauben ordentlicher Qualität ausreifen. Investoren aus Portugal und Brasilien haben die Hand auf den Rebflächen.
    Die Gesamtproduktion liegt bei etwa 400 Millionen Flaschen jährlich. Rund 80 Prozent der insgesamt 60000 Hektar aber sind mit nicht zur Gattung Vinifera gehörenden und daher widerstandsfähigeren Reben bestockt, von denen Erzeugnisse für den Inlandsmarkt gewonnen werden. Die besten Güter produzieren inzwischen auch annehmbare Weine von klassischen Rebsorten, namentlich Chardonnay, Cabernet und Merlot, und experimentieren mit besseren Klonen sowie Spaliererziehung. Andere nehmen die überhohen Erträge hin – und erzeugen entsprechend uninteressante Weine.
    Das im Allgemeinen heiße, sonnige Klima ist der Rebe zuträglich, auch wenn die häufig wolkenbruchartigen Niederschläge hohe Krankheitsrisiken mit sich bringen. Die Trauben werden deshalb früh gelesen, was leichte, recht säurereiche Produkte nach sich zieht.
    Der brasilianische Weinbau wird von der großen Genossenschaft Vinicola Aurora in Bento Gonçalves beherrscht, die das Lesegut von 1300 Anbauern mit insgesamt 1350 Hektar Rebland verarbeitet. Die Schaumweinherstellung ist erstaunlich erfolgreich: Salton, De Lantier (im Besitz von Martini & Rossi) und Chandon do Brasil erzeugen alle recht süffige Tropfen. Lidio Carraro wartet im Vale do Vinhedos mit gutem Tempranillo, Tannat und Bordeaux-Verschnitten auf. Pizzato verfolgt eine ähnliche Sortenlinie, verzichtet aber auf Tempranillo. Miolo hat eine hochmoderne neue Kellerei auf die Beine gestellt und nutzt sie für die Erzeugung von Schaumweinen, einem Allerlei aus portugiesischen Trauben namens Quinta da Seival sowie einer Reihe von Erzeugnissen aus São Francisco, die als Terranova etikettiert werden. Salton ist zwar für Schaumwein nach dem Charmat-Verfahren am bekanntesten geworden, macht jedoch Fortschritte auf dem Stillweinterrain und hat einige ganz und gar untadelige Abfüllungen von Sauvignon blanc, Teroldego, Merlot und Malbec zu bieten.

Peru
    Es ist wohl verzeihlich, wenn man nicht weiß, dass es überhaupt peruanischen Weinbau gibt, aber immerhin wurde in der Nähe von Cuzco schon im Jahr 1560 Wein bereitet. Der spanische Eroberer Marquis Francisco de Caravantes brachte die Reben einst mit. Die geografische Lage in Äquatornähe und die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in Peru mit politischen Unruhen und einer galoppierenden Inflation scheinen der hedonistischen Welt des Traubenanbaus und der Weinerzeugung nicht gerade zuträglich zu sein. Der größte Teil des Ertrags der 11000 Hektar wird denn auch zu Pisco gebrannt, der als Pisco Sour die Hitze und den Staub des Tages hinunterspülen hilft. In dieser kargen Mondlandschaft auf der »falschen« Seite der Anden müssen die Reben bewässert werden, um gedeihen zu können.
    Knapp 300 Kilometer südlich von Lima liegt am Pan American Highway die Stadt Ica, das Zentrum des peruanischen Anbaugebiets. Viña Tacama ist mit Abstand der größte, beste und bedeutendste peruanische Erzeugerbetrieb. Er wurde um 1540 gegründet und gehört seit 1889 ausschließlich der Familie Olaechea. Der französische Kellermeister Robert Niederman leitete das Gut jahrzehntelang und legte guten Chenin blanc, Sauvignon, Malbec und sogar Schaumwein vor. Professor Emile Peynaud war einst als Berater tätig, und noch heute konsultiert Tacama Wissenschaftler aus Bordeaux. Weitere qualitätsbewusste Erzeuger sind Ocucaje, Tabernero und Vista Alegre.

Uruguay
    Uruguay wird häufig als Südamerikas Belgien bezeichnet: Das kleine, flache Land mit nur drei Millionen Einwohnern verschwindet flächenmäßig wie önologisch neben seinen mächtigen Nachbarn Brasilien und Argentinien. Der Weinbau verdankt seine Existenz nicht zuletzt einer durstigen Bevölkerung, die fast so viel Wein trinkt wie die Argentinier. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei rund 32 Litern im Jahr, wenngleich nur ein geringer Anteil davon edleren Rebengeblüts ist.
    In Uruguay wird unter dem wechselnden Einfluss Frankreichs, Spaniens, Deutschlands und Italiens seit Anfang des 18.Jahrhunderts

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