Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
nachzurechnen oder Ratgeber zu konsultieren. Nur wer sich Zeit nimmt, kann ein Schnäppchen machen. Halten Sie Ausschau nach Ausverkäufen, etwa wenn Händler ihre Lager leeren oder auf einen neuen Jahrgang umsteigen. Von ermüdeten Tropfen sollte man zwar die Finger lassen, oft aber enthalten »Restposten« beispielsweise herrlich reife deutsche Elixiere oder auch Vintage Ports von unbekannteren Häusern.
Guter Wein braucht Ruhe. Viele moderne Weiß- und leichte Rotweine sind so stabil, dass man mit ihnen Kegel schieben könnte, ohne dass ihnen das etwas ausmachen würde, doch alle reifen Roten brauchen eine Pause von mindestens ein paar Tagen, nachdem sie transportiert worden sind. Die Chancen, einen Wein in bester Verfassung zu servieren, sind um einiges größer, wenn man ihm und sich die nötige Zeit gegönnt hat.
Früher mussten sich Weinkäufer entweder auf ihr eigenes Wissen und ihre Erfahrung oder auf die Kenntnisse des Händlers verlassen. Heute gibt es weitaus mehr Möglichkeiten, sich kundig zu machen. In dieser Ausgabe des Großen Johnson sind erstmals Internetadressen von Erzeugern verzeichnet, sofern vorhanden. Nicht alle Homepages sind gleich gut gemacht, aber die meisten bieten detaillierte Auskünfte über die Art der Weine und eine E-Mail-Adresse, über die man direkt beim jeweiligen Erzeuger weitere Informationen einholen kann. Außerdem gibt es jede Menge Blogs und Internetseiten mit Hinweisen für Verbraucher in Form von Verkostungsnotizen, Jahrgangsempfehlungen, Berichten über neue Entwicklungen im Weinbau und Ähnlichem, teilweise auch mit den Seiten der jeweiligen Händler und Vertriebspartner verlinkt. Bis auf wenige exklusive Ausnahmen sind diese Informationen kostenlos zugänglich.
Eine gute Investition
Kaum eine Investition ist so gewinnbringend wie die in künftigen Genuss: Von der Inflationsrate einmal abgesehen, ist der Wein zu dem Zeitpunkt, an dem Sie ihn schließlich aufmachen, ja nur besser geworden, die Ausgaben sind längst abgeschrieben, das Trinkvergnügen ein Geschenk der Götter. Und so viel Geld braucht man gar nicht, um vom Einzelflaschenkäufer zum stolzen Besitzer eines Weinkellers zu werden. Rechnen Sie sich einmal aus, was sie in drei Monaten, in zwei Monaten, zur Not auch in einem Monat für Wein aufwenden und geben Sie diesen Betrag bei einem gut überlegten Großeinkauf aus. Packen Sie den Wein weg. Danach kaufen Sie wieder genauso viel Wein ein wie vorher, trinken diesen aber nicht sofort, sondern stocken damit Ihren Vorrat auf. Sie haben nichts weiter getan, als das Geld für drei Monate, zwei Monate oder einen Monat Weingenuss vorzuschießen; der einzige Verlust sind die Zinsen für dieses Geld. Die Rendite ist sorgfältig ausgewählter und gut gelagerter Wein, den Sie trinken können, wann Sie wollen, unabhängig davon, ob und wann Sie zum Einkaufen kommen.
Bemühen Sie sich, sachlich abzuschätzen, was Sie wirklich brauchen. Geben Sie nicht mehr aus, als Sie sich bequem leisten können. Wägen Sie ab, ob es sich lohnt, unbekannte Etiketten als Teil eines Pakets zu erwerben. Kaufen Sie keine größeren Mengen an Wein, den Sie nicht gekostet haben.
Die cleverste Methode, seinen Aktionsradius zu vergrößern, ist der Gemeinschaftseinkauf mit Gleichgesinnten. Als Gruppe kann man Geld sparen, indem man in größeren Mengen erwirbt, und an Spitzengewächse kommen, deren Preis jedem Einzelnen monatelang schlaflose Nächte bescheren würde. Drei oder vier Freunde, die noch nie einen Château Latour oder einen Romanée-Conti probiert haben, werden ihn umso mehr genießen, wenn sie ihn gemeinsam kaufen und öffnen, sich über ihn austauschen (und sich gegenseitig das schlechte Gewissen ausreden). Zwar kann nicht jeder einfach Wein weiterverkaufen, ohne ein Gewerbe anzumelden, aber es ist nirgendwo verboten, sich Kosten zu teilen.
Weinhandel
Die Struktur des Weinhandels hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Aus einem recht starren System von Maklern, Spediteuren, Handelsvertretern, Groß- und Einzelhändlern hat sich ein kompliziertes, aber flexibles Gemisch aus alten und neuen Akteuren entwickelt. Es überrascht nicht, dass ein so angenehmer Beruf mehr Freiwillige vermeldet als die Armee. Den stärksten Zuwachs haben »Experten«, Autoren und Berater zu verzeichnen und immer einfallsreicher werden die Verkaufsmethoden – ob mit oder ohne eigenen Laden.
In Amerika hat sich der Wein von der Liebhaberei einer nicht selten skeptisch beäugten
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