Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Ersteigerung untereinander aufteilen.
Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass viele der Weine aus gutem Grund versteigert werden: Womöglich entledigt sich ein Restaurant oder ein privater Sammler der Weine, nach denen keine Nachfrage besteht. Oder ein Kenner will loswerden, was er einst begehrte, weil es ihn enttäuscht hat: Wenn eine Kiste mit elf Flaschen angeboten wird, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass die zwölfte Flasche bereits getrunken wurde und nicht auf Gegenliebe stieß.
Der Weinkauf bei Auktionen birgt immer ein gewisses Risiko (wer weiß zum Beispiel, ob der Wein nicht unter schlechten Bedingungen gelagert wurde?), kann aber auch zu äußerst vorteilhaften Geschäften verhelfen. Bevor man mitsteigert, sollte man sich gut über die aktuellen Preise für Spitzenweine informieren. Entsprechende Listen findet man in einschlägigen Fachzeitschriften.
Lesen Sie die Bedingungen genau durch: Zum Versteigerungspreis kommen mitunter noch beträchtliche weitere Kosten, zum Beispiel Steuern oder die sogenannte premium , eine Gebühr der Auktionshäuser selbst.
Spekulieren mit hohem Risiko
Die Auktionshäuser schufen einen florierenden Markt für alte Weine. In ihrem Kielwasser entstand eine neue Kategorie von »Secondhand«-Händlern und -maklern, allen voran Farr Vintners in London. Ihr Geschäft ähnelt dem des Antiquars: Sie treiben im Auftrag von Sammlern seltene Weine auf. Heute muss man richtigerweise wohl von Anlegern sprechen, im Gegensatz zu früher, als es einfach zum guten Ton gehörte, seinen Keller mit Grands Crus zu füllen. Wer solche Spitzenweine in größeren Mengen kauft, tut dies inzwischen meist der Spekulation wegen. Wein ist eine Ware, die man billig erwerben und teuer veräußern kann – eine Kapitalanlage, die jedoch glücklicherweise keine Erfolgsgarantie verspricht.
Je teurer der Wein ist, desto besser stehen die Chancen seiner Wertsteigerung. Doch auch andere Aspekte spielen eine Rolle: der Jahrgang und sein Ansehen (das sich im Laufe der Zeit in nicht immer vorhersehbarer Weise ändert), die allgemeine Finanzlage, der Ruf des betreffenden Guts oder Erzeugers sowie, vielleicht mehr als alles andere, die nachweisliche Haltbarkeit des Weins. Bordeaux-Crus und Vintage Port gelten als die langlebigsten Weine – und verheißen daher am ehesten einen Wiederverkauf mit Gewinn. Bei modernem Burgunder und deutschem Wein, ja sogar bei Champagner wird das Risiko – zu Recht oder zu Unrecht – relativ hoch angesetzt. Die besten italienischen, australischen und kalifornischen Weine sowie Raritäten wie Tokaji Eszencia sind ebenfalls höchst beliebte Spekulationsobjekte.
Der Weinkritiker – Maß aller Dinge?
Früher waren die meisten Weinschreiber Historiker, Kenner oder Dilettanten. Heute gibt es dafür eine eigene Berufssparte: die des Weinkritikers, dessen Hauptaufgabe darin besteht, einzelne Erzeugnisse zum Nutzen der Verbraucher zu bewerten. Der Amerikaner Robert Parker führte das inzwischen weit verbreitete System der Benotung mit maximal 100 Punkten ein. Die Nachteile eines solchen Systems liegen auf der Hand. Seine größte Schwäche ist allerdings, dass es den Eindruck vermittelt, eine Verkostungsnotiz sei ein endgültiges Urteil und nicht nur die Momentaufnahme eines Produkts, das sich ständig weiterentwickelt und verändert. Es suggeriert Gewissheit, wo es keine gibt.
Dennoch finden viele, wenn nicht gar die meisten Weintrinker solche Benotungssysteme praktisch, weil sie ihnen als Entscheidungshilfe dienen. Bewertungen werden für gewöhnlich durch irgendeine Art von Kommentar zum Geschmack oder zum Stil des Weins ergänzt, der oft nützlicher ist als die Benotung selbst. Kaum ein Weintrinker kann Dutzende oder gar Hunderte von Weinen pro Woche probieren und ist deshalb den professionellen Verkostern dankbar, die bereit sind, diesen Härtetest über sich ergehen zu lassen.
Jede Benotung ist so verlässlich wie der Kritiker, der sie abgibt. Wenn Sie mit einem Kritiker oder einem Kolumnisten öfter einer Meinung sind als mit anderen, so ist das ein Zeichen dafür, dass Sie seinem Urteil trauen können. Benotungssysteme sind vereinfachende und durchaus mit Schwächen behaftete, gleichwohl aber nützliche Hilfsmittel. Man darf sie nur nicht für unfehlbar halten.
Die Wahl des Weins
Der Kauf einer Flasche Wein ist so leicht oder kompliziert, wie man ihn sich selbst macht. In den allermeisten Fällen – ob in einem Geschäft, einem Restaurant oder dem
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