Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
eichengereiften Weißen, mit dem das englische Unterhaus beliefert wird.
Wyken *
Bury St Edmunds, Suffolk. Besitzerin: Carla Carlisle. 2 ha. www.wykenvineyards.co.uk
Preisgekrönter Bacchus und ein ordentlicher Rotwein.
Wein genießen
Es sind die Wissbegierigen, die den meisten Genuss am Wein haben. Das Schönste an der Sache ist die Abwechslung: Man könnte ein ganzes Leben lang jeden Tag einen anderen Wein probieren und würde doch immer noch dazulernen. Jede Flasche entwickelt sich im Lauf der Zeit weiter und immer wieder gibt es neue Erzeugnisse und Kombinationen von Wein mit Speisen, die man noch nicht probiert hat. Auch über sich selbst, über den eigenen Gaumen und seine Empfindungen erfährt man beständig Neues. Mit vorgefassten Meinungen und festen Regeln kommt man nicht weit beim Wein, der ein einfaches Nahrungsmittel wie Brot und Käse, ein extravagantes Luxusgut oder etwas zwischen diesen beiden Extremen sein kann. Manche gehören in Blechkrüge, andere in Kristallgläser, und es hat keinen Sinn, diese Unterschiede zu ignorieren.
In diesem Kapitel erfahren Sie etwas über Kauf, Lagerung, Servieren und Genießen von Weinen, die mehr sind als gewöhnliche Tropfen. Wenn ein Erzeugnis einen namentlich genannten Ursprung hat (also kein anonymer Verschnitt ist), kommen in ihm ein bestimmter Boden, ein Klima, eine Anbaumethode und eine Tradition zum Ausdruck: Er hat, auf die eine oder andere Weise, einen Charakter.
Ein Weinkenner zu sein bedeutet, diesen Charakter herauszuspüren, zu erkennen und den größten Gewinn davon zu haben. Ich habe der Definition André Simons nichts hinzuzufügen, wenn er sagt, ein Kenner sei »jemand, der einen guten Wein von einem schlechten unterscheiden kann und die charakteristischen Vorzüge unterschiedlicher Tropfen zu schätzen weiß«. Gott sei Dank ist nicht jeder Weißwein ein Sauvignon blanc, so frisch, blumig und duftig er auch sein mag, und nicht jeder Rotwein ein großer, wuchtiger Cabernet.
Es zeugt von einer grundlegenden (aber nicht seltenen) Verkennung des Wesens und der Vielfalt von Wein, wenn jemand sagt, ein Barolo sei besser als ein Rioja oder ein Pauillac besser als ein Napa Cabernet. Die Kunst besteht darin, jeden Wein – so wie er ist – begreifen und genießen zu lernen.
Nur eines möchte ich jedem ans Herz legen, der vorhat, etwas mehr auszugeben und Besseres zu kaufen: nämlich das aufmerksame Verkosten. Achten Sie darauf, was Ihnen Nase und Mund vermitteln, nicht nur beim Wein, sondern bei allem, was Sie essen und trinken. Suchen Sie nach neuen Geschmacksempfindungen, nehmen Sie sie bewusst wahr.
Bei weitem der größere Teil aller feinen Gewächse – womöglich sogar der allerbesten – wird einfach verschwendet, weil man nichts weiter tut, als sie zu trinken. Ein großartiger Wein verfehlt mit Sicherheit seinen Daseinszweck, wenn man nicht über ihn spricht oder zumindest versucht, die so wundervollen flüchtigen Eindrücke des Dufts und des Geschmacks im eigenen Bewusstsein festzuhalten.
Der Weinkauf
Dass man beim Weinkauf genau das bekommt, was man sich vorgestellt hat, ist eher die Ausnahme als die Regel. Wein ist ein bewegliches Ziel, ein sich stetig veränderndes Kaleidoskop von Erzeugern und Jahrgängen. Wen das stört, der hat nur eine Möglichkeit: bei einer bestimmten Marke zu bleiben. Denn einen gleichbleibenden Geschmack und Stil zu gewährleisten ist ja gerade Sinn und Zweck einer Marke. Doch damit opfert man das Faszinierendste am Wein, nämlich seine unendliche Vielfalt, und nicht zuletzt die Freuden der Jagd: die Befriedigung, ein Prachtexemplar aufgetrieben zu haben (oder aber die Enttäuschung über einen Schuss in den Ofen).
Auf einem so weiten Feld – mal kauft man im Supermarkt um die Ecke, das nächste Mal vielleicht über den Versandhandel und ein anderes Mal direkt beim Erzeuger – gibt es wenig allgemeingültige Regeln. Eine lautet jedoch, sich voher gut zu überlegen, was man erstehen will, selbst wenn man einfach nur einen ordentlichen Tropfen braucht, den man seinen Gästen am Abend zum Essen servieren kann. Eine zweite Regel lautet: Machen Sie Ihren Weinerwerb nicht von aktuellen Bedürfnissen abhängig, sondern kaufen Sie auf Vorrat.
Niemand kann das Angebot eines gut sortierten Weinladens auf einmal überblicken. Kaufen Sie deshalb Wein, wenn Sie in der Stimmung dazu sind und genug Muße haben, sich umzusehen, Preise zu vergleichen,
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