Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
wie möglich vermarktet werden muss. Supermärkte und Niederlassungen überregionaler Handelsketten verfügen meist nicht über geschulte Mitarbeiter, weshalb sich Empfehlungen in der Regel auf vorgedruckte Schildchen oder bestenfalls ein paar Highlights von Weinbesprechungen beschränken, die in den seltensten Fällen verlässliche Hinweise auf die Qualität geben. Viele Flaschen werden zu Schnäppchenpreisen oder im Rahmen von Aktionen angeboten – daran ist nichts Schlimmes, außer dass die Branchenriesen sich damit einen erbitterten Kampf um jeden Meter Regal liefern. Nur wenige Verbraucher sind sich bewusst, dass die meisten Winzer viel dafür bezahlt haben, um für ihre Etiketten einen besonders prominenten Platz im Laden zu bekommen. Mit den persönlichen Vorlieben des Einkäufers hat das wenig zu tun.
Die Verpackung ist ein wesentlicher Bestandteil des Marketings. Ein stilvolles Etikett ist nicht zu verachten, aber es ist bei Weitem nicht das Wichtigste an einer Flasche Wein. Hüten sollte man sich vor »originellen« Flaschen, etwa solchen mit einer künstlichen Staubschicht, und vor albernen Namen wie »Armer Tropf« oder »Alter Schwerenöter«. Wenn so viel Mühe auf so unwichtige Details verwandt wird, kann es mit dem Inhalt nicht weit her sein.
Übung macht den Meister
Genauso wichtige Informationsquellen wie die bereits erwähnten Internetseiten sind die in stetig wachsender Anzahl veröffentlichten Bücher zu allen erdenklichen Aspekten des Weinbaus und den verschiedenen Ursprungsgebieten. Man kann sein Wissen und seine Erfahrung jedoch auch auf individuellere und direktere Art und Weise ausbauen. Weinclubs und führende Händler liefern jede Menge Informationen zu den Abfüllungen, die sie verkaufen, und manche veranstalten regelmäßig Verkostungen, bei denen man sozusagen während des gemeinsamen Trinkens viel lernt. Sie werden häufig unter der Anleitung namhafter Fachleute durchgeführt, die den Teilnehmern auch persönlich Rede und Antwort stehen.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Weinmessen, die zwar in den meisten Fällen einem reinen Fachpublikum vorbehalten sind, sich manchmal aber auch an das allgemeine Publikum richten. Die Organisatoren sind häufig große Händler oder Fachzeitschriften. Ein vergleichsweise geringes Eintrittsgeld verschafft einem Zugang zu einer riesigen Auswahl von Qualitätsweinen, die häufig von den Erzeugern oder Gutsbesitzern ausgeschenkt werden, sodass man auch hier die Möglichkeit hat, seine Fragen direkt an die jeweiligen Experten zu richten. Solche Verbrauchermessen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Oft finden in diesem Rahmen auch Kurse statt, bei denen renommierte Persönlichkeiten der Weinwelt ihre Köstlichkeiten zur Probe anbieten und darüber Auskunft geben. Die Teilnahmegebühr ist zwar hoch, doch es ist eine einmalige Gelegenheit, seltene alte Jahrgänge im Beisein des Erzeugers zu verkosten.
Wer nach einem Tag auf der Messe Lust auf mehr hat, kann sich zu einer organisierten Weinreise anmelden, bei der man in kleinen Gruppen von einem Experten mit einem bestimmten Anbaugebiet vertraut gemacht wird. Näher kann man als Amateur der Realität der professionellen Erzeugung kaum kommen: Man geht durch die Rebberge, kostet Proben aus Fässern im Keller, befragt die Kellermeister und bekommt zweimal am Tag ein Schlemmermahl mit ausgezeichneten Gewächsen vorgesetzt.
Weinauktionen
In den letzten 20 Jahren haben sich Auktionen zu einem Forum für Weinexpertise und -darstellung entwickelt. Michael Broadbent von Christie’s war Vorbild für eine ganze Reihe von Versteigerern, die sich bei Sotheby’s und in anderen Auktionshäusern als medienwirksame Präsentatoren mit ausgesuchtem Fachwissen hervortaten.
Inzwischen werden Versteigerungen außer in Großbritannien auch in den Vereinigten Staaten, in Deutschland, Südafrika und vielen anderen Ländern regelmäßig zum Verkauf von und zur Werbung für Wein genutzt. In London allerdings haben Auktionshäuser auch die Aufgabe, private Kellerbestände, überschüssige Vorräte und kleine Posten, die Händlern das Leben schwer machen, an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen – ein steter Fluss von reifem Wein, jungem Wein und manchmal gutem, aber nicht angesagtem Wein zu unglaublich niedrigen Preisen. Jeder kann mitsteigern, doch die wahren Schnäppchen sind meist so große Posten, dass Einzelpersonen passen müssen, wenn sie sich nicht mit anderen zusammentun und die Weine nach der
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