Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
Kalifornien. Deutsche Vertreter bieten jede erdenkliche Abstufung, vom leichten, blumigen Wein bis hin zu intensiv süßen Versionen, alle mit zarter Säure. Keiner taugt wirklich als Begleiter zum Essen. Ein Tokaji Aszú hingegen macht sowohl am Anfang eines Menüs zu foie gras als auch zum Schluss mit fruchtigen beziehungsweise cremigen Desserts eine gute Figur. Süße Muskateller gibt es in den meisten Erzeugerländern: Der alkoholarme Grundwein für Asti Spumante ist federleicht und köstlich, die gespriteten vins doux naturels aus Beaumes-de-Venise in Südfrankreich sind reichhaltiger. Schwerere Muskateller kommen aus Languedoc-Roussillon (Rivesaltes), aus Süditalien (vor allem Sizilien), von der spanischen Ostküste, aus Setúbal in Portugal, aus Griechenland und Russland sowie (die besten) aus dem Nordosten von Victoria, Australien.
Rosés Die gegenwärtig starke Nachfrage nach Rosés hat einen allgemeinen Qualitätsanstieg in diesem Farbspektrum nach sich gezogen. Immer mehr Rosés werden um ihrer selbst willen und nicht mehr als Nebenprodukt der Rotweinerzeugung bereitet. Entweder wird ihr Most nur kurz zusammen mit den Häuten der roten Trauben vergoren und dann wie Weißwein weiterverarbeitet oder sie entstehen aus dem Vorlauf von Rotwein, der noch nicht viel Farbe angenommen hat. Eine Ausnahme macht lediglich der Rosé-Champagner, der durch Hinzufügen von stillem Rotwein zu normalem weißem Champagner entsteht. Es gibt kaum etwas Köstlicheres.
Roséweine lassen sich grob in zwei Lager unterteilen: in die hellen, oft recht geschmacksintensiven Rosés von sehr zarter Farbe und in die eher ins Rötliche gehenden, schwereren Vertreter. Rosés aus der Provence und die blassen spanischen rosados sind der ersten, das Gros der südamerikanischen Versionen sowie die dunkleren spanischen der zweiten Kategorie zuzuordnen. Die meisten sind trocken bis leicht halbtrocken, sieht man von den mit Kohlensäure versetzten portugiesischen Exponenten und kalifornischem blush ab. Rosés sind nicht mehr nur Begleiter für das Sommerpicknick, man trinkt sie das ganze Jahr über. Sie passen zu Artischocken, Rohkostplatten, Salami oder Taramasalata, aber auch zu kräftigeren vegetarischen Speisen und einigen indischen Gerichten, bei denen man sogar süßere Rosés ins Spiel bringen kann.
Traubige, jung zu trinkende Rotweine mit eigenem Charakter Der Beaujolais ist der Urtyp eines leichten Rotweins, der jung getrunken werden soll, solange das Traubenaroma noch frisch und lebhaft ist. Beaujolais-Villages ist eine Stufe besser, schwerer und schmackhafter. Einfacher junger Bordeaux, Burgunder und Rhône-Wein, Cabernet von der Loire, einfacher junger Malbec aus Argentinien, Tannat aus Uruguay und Savoyer Mondeuse sind ebenso ansprechend. Ähnliche Abfüllungen werden inzwischen im Midi (Corbières, Minervois, Roussillon, St-Chinian) mit der Kohlensäuremaischung erzeugt: früh genussreife, leichte Gewächse. Valpolicella und Bardolino, leichter Barbera und Dolcetto aus Italien, ja, sogar Chianti können, wenn sie jung genug sind, frisch und fruchtig ausfallen. Perlender roter Lambrusco ist in gewisser Weise eine Karikatur dieses Stils. Spanien hat einige Vertreter aus La Mancha vorzuweisen. Roter portugiesischer vino verde ist ein extremes Beispiel und nicht jedermanns Sache. Die Hitze in den kalifornischen, australischen, südafrikanischen und südamerikanischen Rebbergen hat sich dem Stil als abträglich erwiesen. Leichter Zinfandel und Gamay aus Kalifornien können bisweilen dazugerechnet werden.
Diese Klasse von Erzeugnissen hat etwas unter dem Modetrend der letzten Zeit gelitten, der nach schweren, eichenwürzigen Roten verlangt, doch sind sie mit ihrer Lebendigkeit und Frische vielleicht die besten roten Allrounder zum Essen; sie wirken appetitanregend zu allem, von Pastete bis Obst, und passen zu kräftigem Käse oft besser als ein »seriöses« oder älteres Gewächs. Es sind Weine, an denen man nicht nur nippt, weshalb sie auch ohne Essen unkompliziertes Trinkvergnügen bescheren. Sie werden kühl serviert. Idealerweise begleiten sie Fleisch- und Gemüsepasteten, Quiches, Salate, Leber, Schinken, gegrilltes Fleisch, Käse jeder Art und Obst wie Himbeeren, Pflaumen, Pfirsiche oder Nektarinen.
Weiche, fruchtige, einfache Alltagsweine Hierzu sind die meisten preiswerten Markenabfüllungen zu rechnen. Ihre Herkunft, ganz gleich aus welchem Land oder Anbaugebiet, zählt weniger als ein saftiger, reifer Geschmack. Sie
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