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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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Teakholzsessel auf dem Podium saß, mit ihren Ohrringen und ihrem Geburtstagskostüm an. Ihre Augen sahen sogar noch ein bißchen irrer aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Die Rückseite des Fotos war blank. Ich tat es wieder in den Umschlag.
    »Wieviel verlangen sie?« fragte ich.
    »Fünftausend – für das Negativ und die übrigen Abzüge. Das Geschäft muß heute abend abgeschlossen sein, oder sie übergeben das Zeug einem Skandalblatt.«
    »Wie haben Sie die Forderung bekommen?«
    »Eine Frau hat angerufen, etwa eine halbe Stunde, nachdem dieses Ding hier abgeliefert worden war.«
    »Die Skandalblattmasche zieht nicht. Bei so krummen Dingern verdonnern die Gerichte heutzutage, ohne auch nur hinzugucken. Was ist sonst noch drin?«
    »Muß denn noch etwas drin sein?«
    »Ja.«
    Sie starrte mich ein wenig verdutzt an. »Es ist noch was drin.
    Die Frau sagte, es steckte da ein hübsches Fressen für die Polizei dahinter, und daß ich mich besser ranhalten sollte, sonst könnte ich mit meiner kleinen Schwester bald durchs Gitter sprechen.«
    »Schon besser«, sagte ich. »Was für ein Fressen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wo ist Carmen jetzt?«
    »Sie ist zu Hause. Sie war heute nacht krank. Ich glaube, sie liegt noch im Bett.«
    »Ist sie gestern abend ausgewesen?«
    »Nein. Ich war aus, aber das Personal sagt, sie nicht. Ich bin unten in Las Olindas gewesen und habe bei Eddie Mars im Cypress Club Roulette gespielt. Ich habe mein letztes Hemd verloren.«
    »Sie spielen also Roulette. Das glaube ich Ihnen unbesehen.«
    Sie schlug ihre Beine übereinander und zündete sich eine neue Zigarette an. »Ja. Ich mag Roulette. Alle Sternwoods mögen Spiele, bei denen man verliert. Sie spielen Roulette und heiraten Männer, die ihnen davonlaufen, sie reiten mit achtundfünfzig noch große Hindernisrennen und lassen sich von Schmarotzern aufs Kreuz legen und führen ein Krüppeldasein. Die Sternwoods haben ja Geld. Sie haben damit schon immer ihre Milchmädchenrechnungen bezahlt.«
    »Was wollte Owen gestern abend mit Ihrem Wagen?«
    »Keiner weiß es. Er hat ihn sich ohne Erlaubnis genommen.
    Wir lassen ihm immer einen Wagen, wenn er seinen freien Abend hat, aber gestern war nicht sein freier Abend.« Sie zog einen Flunsch. »Glauben Sie ...?«
    »Daß er etwas von dem Aktfoto gewußt hat? Wie soll ich das sagen können? Ich habe ihm nicht den Mund verboten.
    Können Sie die fünftausend sofort locker machen?«
    »Nur, wenn ich es Dad sage – oder es mir borge. Ich könnte es vermutlich von Eddie Mars bekommen. Mir gegenüber sollte er weiß Gott großzügig sein.«
    »Dann versuchen Sie das. Und machen Sie fix.«
    Sie lehnte sich zurück und ließ einen Arm über die Rücklehne baumeln. »Und wenn wir zur Polizei gingen?«
    »Das ist eine gute Idee. Aber Sie werdenś nicht tun.«
    »Nicht?«
    »Nein. Sie müssen Ihren Vater und Ihre Schwester decken.
    Sie wissen nicht, was die Polizei vielleicht noch zutage fördert.
    Vielleicht etwas, das sie dann nicht mehr vertuschen kann.
    Obwohl sieś ja bei Erpressungsgeschichten gewöhnlich versucht.«
    »Können Sie etwas tun?«
    »Ich denke schon. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, warum und wie.«
    »Ich mag Sie«, sagte sie plötzlich. »Sie glauben an Wunder.
    Hätten Sie vielleicht was zu trinken in Ihrem Büro?«
    Ich schloß mein tiefes Schubfach auf und holte meine Büroflasche und zwei Babygläser heraus. Ich füllte sie, und wir tranken. Sie schnappte ihre Tasche zu und schob ihren Stuhl zurück.
    »Ich bekomme die fünf Riesen«, sagte sie. »Ich bin immer eine gute Kundin bei Eddie Mars gewesen. Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb er nett zu mir sein sollte, den Sie vielleicht nicht kennen.« Sie schenkte mir eines von diesen Lächeln, das die Lippen schon vergessen haben, bevor es in den Augen ist. »Eddies blonde Frau ist die Dame, mit der sich Rusty davongemacht hat.«
    Ich sagte kein Wort. Sie starrte mich kritisch an und fügte hinzu: »Das interessiert Sie nicht?«
    »So wäre ihm jedenfalls leichter auf die Spur zu kommen –
    vorausgesetzt, ich wäre hinter ihm her. Sie glauben doch wohl nicht, daß er in diesem Schlamassel drinsteckt, oder?«
    Sie schubste mir ihr leeres Glas hin. »Geben Sie mir noch einen. Sie sind ein zäher Brocken, wenn man aus Ihnen was rausholen will. Sie zucken nicht mal mit den Ohren.«
    Ich goß das kleine Glas voll. »Sie haben alles aus mir rausgeholt, was Sie wollten – Sie können jetzt ziemlich sicher sein, daß ich Ihrem

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