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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Furcht gezeichnet. Die Schönheit wilder Bäume und einer weiten Ebene, die Schönheit von Form und Farbe – alles fremdartig, neu, ungewohnt. Comyn wälzte sich auf der schmalen Koje, und wieder sah er die Berge und Schluchten, wie er sie beim Untergang von Barnards Stern gesehen hatte: einen rostroten Riesen im Westen. Rotes Licht überflutete den Planeten, troff wie Blut von den Flanken der Felsentürme. Selbst so waren sie schön, schön wie eine Schlachtszene für den unbeteiligten Betrachter.
    Und dann senkte auch in seinem Traum sich die Nacht herab. Im Mantel der Finsternis breitete das Grauen sich aus, hastete durch die goldenen Bäume, schneller, immer schneller auf lautlosen Sohlen, schrie dem Schiff entgegen: »Ich bin Paul. Ich bin tot, aber ich kann nicht sterben!«
    Comyn sprang hoch und schrie. Er zitterte am ganzen Körper und war schweißgebadet. Der Mond schien durch das Bullauge, aber die Kabine war klein und eng, und er kannte ihre Wände viel zu gut. Sie erschien ihm wie ein Sarg, und Alpträume lauerten in ihren Ecken. Er ging hinaus und den Korridor hinunter.
    Die Luftschleuse stand offen. Eine Wache saß mit auf Hochspannung geschaltetem Schockgewehr darin.
    »Ich gehe hinaus«, sagte Comyn.
    Der Mann schaute zweifelnd zu ihm hoch. »Ich soll eigentlich niemand rauslassen, aber der Chef ist draußen, fragen Sie ihn doch selbst, ob es ihm recht ist.«
    Comyn stieg durch die runde dickwandige Öffnung und kletterte die Leiter hinunter. Zwei kupferfarbene Monde schienen am Himmel, und ein dritter ging riesig und gelbbraun am Horizont auf. Es war nirgends wirklich dunkel, außer unter den hängenden Ästen der schlanken Bäume. Ein Stück zur Linken und ganz deutlich unter dem allmählich nachwachsenden Gras zu erkennen, war der Landeplatz von Ballantynes Schiff gewesen.
    Peter Cochrane stapfte ruhelos vor der Leiter hin und her. Als er Comyn sah, blieb er stehen und sagte:
    »Ich bin froh, daß Sie herauskommen. Es ist nicht schön, auf einer fremden Welt allein zu sein.« Er nahm Comyn am Arm und zog ihn fort vom Licht, das aus den Bullaugen fiel. »Schauen Sie geradeaus durch die Schlucht. Ist das nur Mondschein?«
    »Hm. Schwer zu sagen …« Der Schein der drei Monde wob einen Lichtteppich, der auf verwirrende Weise schimmerte und glänzte und in ständiger Bewegung zu sein schien. Aber auch Comyn glaubte zwischen den Felsen, auf die Peter deutete, ein bleiches weißes Feuer zu sehen, das nicht von den Monden zu kommen schien. Es war ein schleierfeiner glitzernder Schein, der sein Herz in unwillkürlicher Furcht vor seiner Fremdheit heftiger pochen ließ – und plötzlich verschwand er vor seinen verwirrten Augen, verlor sich in dem kräftigen Mondlicht.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Comyn. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Das ist ja das Schlimme«, brummte Peter. »Wir sind uns keiner Sache sicher.«
    Er machte sich daran, zum Schiff zurückzugehen. Comyn folgte ihm. Von irgendwoher aus der Nacht hinter ihnen erklang ein weiches Trillern, süß und ganz deutlich, mit einem Unterton, der wie Lachen klang. Peter deutete mit dem Kopf in die Richtung.
    »Hören Sie sich das an! Was ist es? Kommt es von einem Vogel, einem Säugetier – von irgend etwas völlig Fremdartigem? Wer kann das schon wissen?«
    »Stanley, vielleicht. Wie soll es mit ihm weitergehen?«
    »Comyn, es gibt Zeiten, in denen nur ein verdammter Dickkopf nicht nachgibt.« Er schüttelte düster den Kopf. »Wenn es nur um Simon und mich ginge, würde ich ihn zur Hölle schicken. Aber ich muß an alle denken und darf kein Risiko eingehen.«
    Er schaute sich auf der im Mondschein gebadeten Ebene um. »Wenn ich so meinen Blick wandern lasse«, sagte er, »fällt es mir schwer, mir vorzustellen, daß hier Gefahr auf uns lauert. Ein wahres Paradies, finden Sie nicht auch? Doch dann erinnere ich mich an Ballantyne und bin bereit, Stanley die ganze Cochrane-Gesellschaft zu übereignen, wenn er uns nur verraten würde, wie wir uns vor dem gleichen Schicksal bewahren können.«
    »Aber Sie glauben nicht wirklich, daß er es kann?«
    »Ich weiß nicht, Comyn. Aber ich weiß, daß niemand anderes es kann.«
    »Also werden Sie sich mit ihm einigen.«
    »Vermutlich«, sagte Peter bitter.
    Wieder erklang das Trillern, noch weicher und zweifellos näher, wahrscheinlich aus der etwa fünfzig Meter entfernten Baumgruppe. Die beiden Männer wandten sich ihr zu. Vielleicht konnten sie sehen, welches Geschöpf da mitten in der Nacht sang. Die

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