Der große Sprung
Schatten unter den Zweigen waren dunkel, aber zwischen den Bäumen leuchtete der kupferfarbene Mondschein. Etwas bewegte sich.
Peters Hand legte sich hart um Comyns Arm. »Menschen! Sehen Sie sie, Comyn? Menschen …«
Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Nacht und Entfernung hinderten sie plötzlich nicht mehr daran, die elfenbeinfarbenen Gestalten zu sehen, die zwischen den Bäumen dahinhuschten. Comyns Traum kehrte zurück. Er riß sich von Peter los und rannte hinaus auf die Ebene. »Paul!« brüllte er. »Paul Rogers!« Und jetzt war es wie in seinem Alptraum, nur umgekehrt, er lief. Das Gras streifte um seine Füße, und die Bäume schienen so weit weg zu sein, die Gesichter der Männer unter ihnen waren nicht zu sehen. Männer waren es, vier Männer, Ballantynes Mannschaft … Nein, es waren mehr als vier. Der Hain war voll von schlanken bleichen Gestalten, leichtfüßig alle, und ein paar von ihnen waren gar keine Männer. Selbst aus dieser Entfernung erkannte er, daß es Frauen waren, deren Haar beim Laufen hinter ihnen her flatterte. Und sie liefen jetzt. Sein Brüllen hatte sie erschreckt. Das ganze Gehölz hallte nun von ihrem Trillern wider. Das mußte eine Sprache sein, eine einfache, wie die von Vögeln.
»Paul, lauf nicht weg!« rief er. »Ich bin es, Arch Comyn!«
Aber die weißen Leiber verschwanden in den Schatten der Bäume, und da war kein Paul. Auch das kehlige Trillern verlor sich allmählich in der Ferne.
Peter holte ihn kurz vor dem Rand des Haines ein. »Gehen Sie nicht hinein, Comyn!«
Comyn schüttelte den Kopf. »Sie sind weg. Ich habe sie verjagt. Es war nicht Paul. Es war keiner der Ballantyne-Leute.« Ein Schauder schüttelte ihn, er atmete schwer. »Peter, glauben Sie, diese Leute sind die – Transuranae?«
Comyns Brüllen hatte das Schiff geweckt. Die Männer kamen herausgelaufen. Peter drehte sich abrupt um. »Stanley«, murmelte er. »Jetzt ist es an der Zeit, mit Stanley zu reden.«
Comyn folgte ihm noch halb benommen. Trauer bewegte ihn, ein Gefühl des Verlusts, und der Wunsch, nur weg von diesem Gehölz zu kommen. Der Wind blies lau und trug unbekannte Düfte mit sich. Am Himmel standen, bleich im Schein der Monde, fremde Sternbilder. Die Stimmen der Männer schlugen ihnen laut entgegen.
Peter rief vier Männer zu sich und erteilte ihnen knappe Befehle, dabei deutete er auf die Baumgruppe. Die Männer trugen Schockgewehre. Sie kamen an Comyn vorbei, und einer, ein kräftiger Bursche namens Fisher, fragte ihn:
»Sind sie bewaffnet? Werden sie angreifen?«
»Das glaube ich nicht. Sie schienen nur – schauen zu wollen.«
Auf Fishers Gesicht glitzerte Schweiß, und sein Hemd war dunkel an den Achselhöhlen. Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Lippen und starrte düster auf die Schatten unter den Zweigen.
»Hoffentlich wirft der Flug wenigstens was ab«, brummte er. »Bis jetzt hat er mir noch keinen Spaß gemacht.«
Er ging weiter. Comyn rief ihm nach: »Gehen Sie kein Risiko ein.«
Fluchend versicherte ihm Fisher, daß er das nicht vorhabe.
Bis Comyn das Schiff erreichte, waren die vier Männer am Rand des Gehölzes verschwunden. Er beneidete sie wahrhaftig nicht und war froh, daß er nicht mit ihnen dort Posten beziehen mußte.
Am Fuß der Leiter stand eine kleine Gruppe um Peter und Stanley. Die Männer hörten den beiden schweigend zu. Die Nacht machte sie nervös, und keiner fühlte sich so richtig wohl in seiner Haut.
»Stellen wir es also klar – und ich möchte, daß es alle verstehen. Du weigerst dich, uns zu sagen, was du über diese – Leute weißt, ob sie gefährlich sind oder nicht?«
Stanley benetzte die blassen trockenen Lippen. »Umsonst werde ich gar nichts sagen, Peter, außer, daß es deine Schuld sein wird, wenn etwas passiert, nicht meine, weil du dich nicht mit mir einigen wolltest.«
»Er weigert sich«, sagte Peter zu den Männern ringsum. »Ihr habt es alle gehört.«
Die Männer bestätigten es mit einem Murmeln, das einen drohenden Unterton hatte. Stanley drehte sich um, als wollte er ins Schiff zurückkehren.
Die Männer versperrten ihm schnell den Weg. Peter sagte: »Also gut, schaffen wir ihn dort hinaus.«
Mehrere der Männer packten Stanley – Simon Cochrane, einer der Piloten, ein Astrophysiker, der Arzt French und andere. Sie waren jetzt nicht mehr Wissenschaftler oder Techniker. Sie waren jetzt nur Männer, an denen Angst und Wut nagten. Stanley schrie.
Peter schlug ihm die Hand über den Mund, nicht einmal
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