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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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»Einen erwischten wir lebend.«
    Wieder einmal stapfte Comyn über die Ebene auf den Hain zu. Er war mit Peter umgekehrt und schritt neben ihm her, die Augen starr auf den nackten Körper gerichtet, den Fisher und sein Kamerad zwischen sich herschleiften. Der Kopf hing nach vorn, und dunkles Haar fiel über das Gesicht.
    Auf halbem Weg trafen sie sich. Fisher schüttelte sich, und die beiden ließen die schlaffe Gestalt auf den Boden sinken. Comyn strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
    Peter holte zitternd Luft. »Ich kenne diesen Mann«, sagte er. »Es ist Vickrey.«
     

 
12.
     
    Die Krankenstation des Schiffes war eine mit blendendem Licht erhellte Kammer, steril, weiß, in der Chrom und chirurgische Instrumente blitzten. Vickrey lag auf dem Operationstisch. Ein Strahl aus einem Schockgewehr hatte ihn gestreift, und er war immer noch bewußtlos. Dr. French stand über ihn gebeugt. Seine Finger in den Gummihandschuhen berührten den Patienten mit sichtlichem Widerwillen. Seine Lippen waren zu einem Strich zusammengepreßt. Ein Heftpflaster an Vickreys Arm bedeckte die Stelle, an der eine Gewebeprobe entnommen worden war.
    Comyn hatte sich an die Wand gelehnt und sah zu. Die Zeit und unzählige Millionen Kilometer und so viele Ereignisse rollten sich auf, und er sah sich in einem anderen Krankenzimmer, auf einer anderen Welt, und ein anderer Mann lag bewußtlos auf dem Bett. Wieder ruhte sein Blick voll Entsetzen auf dem schwach zuckenden Fleisch, dessen Zellen ein – unnatürliches – Eigenleben zu haben schienen. Und ihm war übel.
    Peter Cochrane flüsterte. »Bei Ballantyne war es genauso.«
    »Als ich ihn zum erstenmal sah«, murmelte Comyn. »Ehe er – gestorben war.«
    Peter stand neben Comyn. Ihre Schultern berührten sich in der Enge. Es war heiß und drückend unter dem grellen Licht, und doch war ihnen kalt. Vickrey atmete. Sein Gesicht wirkte verschlossen, geheimnisvoll. Sein Körper war in steter kaum merklicher Bewegung: die Muskeln, die Sehnen, die dünne Fleischschicht unter der Haut. Er war nicht ausgemergelt, wie Ballantyne es gewesen war, seine Hagerkeit wirkte normal, gesund.
    Peter flüsterte: »Er hat sich verändert. Er wirkt jünger. Ich verstehe es nicht.«
    Roth kam aus seinem Labor in die Krankenstation und legte einen schriftlichen Bericht auf Frenchs Tisch. »Der Befund«, erklärte er. »Ich habe die Gewebeprobe untersucht. Sie ähnelt der von Ballantyne, nur daß die Konzentration des Transurans hier viel höher ist.«
    »Pst«, mahnte French. »Er kommt zu sich.«
    Stille. Der Mann auf dem Operationstisch drehte den Kopf und seufzte. Nach einer Minute öffnete er die Augen. Mit vager Verwunderung blickten sie zuerst zur niedrigen Decke, dann zu den weißen Wänden und den Regalen mit den glänzenden Instrumenten, danach zu den Männern in der Nähe. Die vage Verwunderung wurde zu Schrecken, zu dem Ausdruck eines wilden Tieres, das in einem Käfig erwacht. Vickrey setzte sich auf und schrie. Es war ein Trillern, doch unendlich schriller, als die Männer es bisher aus dem Wäldchen gehört hatten, und es klang unbeschreibbar fremdartig aus der Kehle eines Erdenmanns.
    »Vickrey! Vickrey!« rief Peter. »Alles ist gut, wir sind Ihre Freunde.«
    Wieder dieses unbeschreiblich verzweifelte Trillern, dieser unmenschliche Hilferuf. Er zerrte an Comyns Nerven, aber nicht so sehr wie Vickreys Gesicht – ein völlig normales menschliches Gesicht, doch irgendwie verändert und dadurch ungewohnt, als der Mund sich verzerrte, um dieses verstörte Trillern auszustoßen. Und die Augen …
    Comyn war nicht gerade phantasiereich, und er hätte nicht sagen können, was es war, das Vickreys Augen unnatürlich und angsteinflößend in dem normalen Menschengesicht machte. Es sprach keine Drohung aus ihnen, sie waren auch nicht vom Wahnsinn gezeichnet. Es war nichts offensichtliches. Es war vielleicht eher – daß ihnen etwas fehlte! Als sein Blick sich mit ihrem traf, rann ihm ein kalter Schauder über den Rücken.
    Wieder wandte Peter sich an ihn. »Vickrey! Sie kennen mich doch! Ich bin Peter Cochrane! Sie sind jetzt in Sicherheit, Vickrey. Alles ist wieder gut. Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Zum drittenmal drang dieses fremdartige Trillern über die Lippen des Mannes, der Mathematiker gewesen war, mit einem guten Namen in Fachkreisen, und auf den Frau und Kinder auf der Erde warteten.
    Plötzlich fing Peter zu fluchen an. »Verdammt, Vickrey! Hören Sie damit auf! Sie sind keines der

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