Der große Sprung
er. »Peter, schnell, komm – und nimm ihn mit.« Er deutete auf Vickrey und danach in Richtung auf die Berge. »Da draußen geht was vor!«
13.
Einer der Monde war untergegangen, und so hatten sich die Schatten in der fernen Schlucht vertieft. Die Nacht war nun lau und still, da der Wind sich gelegt hatte. Simon hob die Hand.
»Horcht!«
Alle lauschten. In der Stille vernahm Comyn viele Stimmen, süß und fern, die einander zuriefen und antworteten und sich aus den Hainen und Wäldern und der mondgebadeten Ebene dem Fuß der Berge zuwandten.
»Sie sammeln sich«, sagte Simon. »Frag ihn, was es bedeutet.« Er wandte sich nicht selbst an Vickrey.
Die süßen nichtmenschlichen Stimmen trillerten. An einem Punkt nahe dem Schluchteingang fanden sich immer mehr zusammen. Ein eisiger Schauder rann über Comyns Rücken. Schon einmal hatte er ihn gehört, diesen schluchzenden Doppelton, der zum Wimmern wurde.
Vickreys Gesicht war eine Maske verzweifelter Sehnsucht, als er in das Mondlicht starrte. »Sie kommen zu Strangs Bestattung zusammen«, murmelte er. Er wollte ausbrechen, aber er war zwischen Peter und Simon, und beide griffen nach ihm.
»Wo bestatten sie ihn? Bei den Transuranae?« fragte Peter. Tief hinter dem dunklen Mund der Schlucht brannte das zuvor so bleiche Feuer nun in tiefem Gold und hob sich dadurch unübersehbar vom Mondschein ab. Die Stimmen waren auf dem Weg zu ihm.
»Sie haben einmal getötet, und Sie werden wieder töten«, sagte Vickrey tonlos. »Sie werden die anderen genauso gefangennehmen wie mich. Lassen Sie mich gehen!«
Er versuchte sich aus dem Griff der beiden Männer zu reißen und führte sich wie ein Besessener auf. Aber Peter und Simon konnten ihn festhalten, bis ihnen die anderen halfen. Vickreys Stimme schrillte in einem wilden Schrei. Comyn setzte sich ein Stück seitwärts ab.
Angewidert sagte Simon: »Er nutzt uns nichts. Sperren wir ihn ein, bis er wieder zur Vernunft kommt. Jetzt können wir sowieso nichts unternehmen, solange die ganze Meute dort ist. Möglicherweise wollen sie für Strang Rache nehmen. Mit so vielen können wir es nicht aufnehmen.«
Die Posten waren vom Hain zurückgezogen worden. Fisher blickte unruhig von den Bergen zu dem Wirbel um Vickrey. Comyn trat unbemerkt hinter ihn und schlug ihm die Faust gegen die Kinnseite. Als er lautlos zusammensackte, nahm er ihm das Gewehr ab und stellte es auf Niederspannung, dann drehte er sich zu den Männern um, die sich bemühten, den wild um sich schlagenden Vickrey zu überwältigen.
»Laßt ihn los!« befahl er.
Sie ließen ihn nicht sofort los, denn es dauerte eine Weile, bis sie begriffen, daß ihnen nichts anderes übrigblieb. Vickrey war nun auf den Knien, und Simon hatte einen Arm um ihn. Peter Cochrane richtete sich auf.
»Sind Sie wahnsinnig, Comyn?«
»Vielleicht.«
Einer der Männer griff nach dem Gewehr, das er hatte fallen lassen, ehe er in das Handgemenge eingriff. Comyn drückte auf den Abzug, und der Mann ging zu Boden. Danach benahmen alle sich lammfromm. Einen Niederspannungsstrahl abzubekommen war zwar nicht tödlich, aber angenehm war es auch nicht gerade. Immer noch hielt Simon Vickrey fest. Er war dicht an ihm, daß Comyn ihn nicht ausschalten konnte, ohne auch Vickrey zu treffen. Simon Cochrane schob entschlossen das Kinn vor und blickte Comyn böse an.
»Lassen Sie ihn los!« sagte Comyn gefährlich sanft.
Peter kam ein paar Schritte heran. Er öffnete die Lippen, aber Comyn ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Hören Sie«, sagte er. »Mir ist das Erz völlig egal. Ich bin hierher mitgeflogen, um Paul Rogers zu finden. Nur das ist von Bedeutung für mich. Verstehen Sie, Vickrey? Ich bin Pauls Freund. Ich möchte mit ihm reden, sonst nichts. Wenn er nicht mit mir zurückkehren will, werde ich ihn ganz bestimmt nicht dazu zwingen. Bringen Sie mich zu ihm?«
Vickrey nickte. Er versuchte, sich aus Simons Umklammerung zu befreien, aber Simon schlug ihm mit der freien Hand ins Gesicht. »Keinen Muckser mehr!« Dann brüllte er den unentschlossen herumstehenden Männern zu. »Hat der Kerl euch den Schneid abgekauft? Marsch, auf …«
Peter packte ihn am Kragen und schnürte ihm Luft und die letzten Worte ab. »Steh auf!« knurrte er. Er zog Simon von Vickrey weg und stieß ihn heftig zur Seite. »Du weißt wohl nie, wann du aufgeben mußt? Du bist genau die Art von Cochrane, die die Familie in Verruf gebracht hat! Hier ist nicht der Ort für Gewalttätigkeit, und schon gar
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