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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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Terhikki is noch hier.«
    »Ich muß aber mit Stier sprechen!«
    Winnie zuckte die Achseln.
    »Weißt du, wo ich ihn anrufen könnte? Oder wohin ihm schreiben, oder irgendwas?«
    »Arbeitest du noch für ihn?« Sie sah auf seine ledernen Gamaschen herunter.
    »Das will ich ja gerade rauskriegen, und noch einiges andere …«
    »Weißte was? Ich nehm dich mit rüber zu Terhikki, v’leicht hat die ’ne Idee. Baby, du hättst mich in der Ausrüstung da bestimmt angeführt. Komm mit, ’s Ad ventuary is da drüben.«
    Der Schnee fiel jetzt dichter, und Winnies lederne Skistiefel verursachten auf dem gefrorenen Gehsteig quietschende Laute. Als sie an einem Schallplattengeschäft vorbeikamen, sah Paul Langspielplatten mit Stiermusik ganz offen im Schaufenster liegen, jede mit dem Schwarzweißfoto von Stier. Er erinnerte sich an das Foto, das er in Jerrys Büro gesehen hatte, und machte sich Gedanken, ob die Agentur wohl die Plattencovers entworfen hatte.
    Winnie erzählte die Geschichte ihrer Flucht vom Mount Tamalpais zu Ende »… Magdelaine hat uns gesagt, was wir mach’n sollt’n, wir sind so etwa den Indianern durch die Wälder nachgegang’n. Kleider hatt’n wir an, aber nich weiß, drum hat keiner gewußt wer wir war’n.«
    »Und Stier, ist der mit euch gegangen?«
    »Bis die Sonne oben war, war’n wir alle drüb’n aufm Flugplatz in Oakland, und da hat ’n besondres Flugzeug auf uns gewartet. Baby, wärste doch mit uns gekomm’n … mit den Sach’n da an, hättste genau zu ’n Indianern gepaßt!«
    Sie kamen in einen kleinen Park, in dem eine Grup pe von etwa zwanzig Schneekindern Nüsse in brennenden Kohlen röstete. Die Luft war süß von dem fleischartigen Duft, und Paul wurde hungrig davon.
    »Ich könnte ein Steak brauchen«, sagte er, »oder einen Hamburger.«
    »Mit ’n Schok’ladenshake un Toastbrot, hmm, Ba by?« Sie warf den Kopf zurück und lachte. »Wer’n wir hier in der Gegend nich krieg’n, keiner ißt Fleisch.«
    »Alle überzeugte Vegetarier?«
    »Stier hat ’s nich gern, wenn Leute was totmach’n. Ha’m die Indianer, bei den’n du warst, dir nichts zu Ess’n gegeb’n?«
    »Reden wir lieber nicht davon. Sie finden nichts dabei, was totzumachen.«
    An der nächsten Ecke stand das Gebäude der öffentlichen Versorgungskommission, dessen Fassade man in eine Kunstgalerie verwandelt hatte. Es waren dort verschiedene Skulpturen zu sehen; einige davon ähnelten den Indianerstatuen, an denen Magdelaine damals in Sausalito gearbeitet hatte. An den Wänden entlang waren riesige weiße Leinwandrahmen angebracht, die abstrakte Muster aus gläsernem Röhrenwerk umgaben.
    »Von wem sind die?« fragte Paul.
    »Was meinste, wenn ich das wüßte!« sagte Winnie, »’s scheint, als ob jeder, der hier in die Stadt kommt, sich früher oder später als ’n Künstler zeigt. Aber mir gefall’n die Eismalereien.«
    »Eismalereien?«
    »Die mit ’n Glasröhr’n drauf. Da is Wasser drin, un’ wenn ’s richtig kaltes Wetter gibt, denn frier’n sie un mach’n schöne Muster.« Sie wischte sich mit einem Fausthandschuh die Schneeflocken aus dem Haar, »’s Adventuary is gleich hier um de Ecke.«
    »Das Adventuary hat sicher etwas mit einem Stier-Adenventus zu tun …«
    »Irgend sowas. Wir wohn’n hier alle. Magdelaine, Mrs. Chen, Terhikki un ich.«
    »Und die Schneekinder, wo wohnen die?«
    »In Zelt’n meist’ns. Man kannse vonne Sternwarte aus sehn.«
    »Muß ein bißchen kalt sein.«
    »Liebling, sie ha’m ’ne Art, wie sie warm bleib’n …«
    Als Paul um die Ecke herumging, sah er das Adventuary. Er schätzte, daß es drei Stockwerke hoch war, etwa fünfundzwanzig Meter breit, doch er konnte nicht sehen, wie weit es sich nach hinten erstreckte. Mit einer ovalen Kuppel, die eckige, symmetrische Mauern überwölbte, war es aus den Elementen zweier getrennter Gebäude errichtet, die für die kanadische Weltausstellung gebaut worden waren, und die Bevölkerung von Montreal hatte es Stratford zum Geschenk gemacht.
    Der Eingang war ein umgekehrter Bogen, oben breit, unten mit einer schmalen Biegung, so daß jeweils nur eine Person hinein- oder herausgehen konnte. Paul erinnerte sich daran, daß Stier dieses Bauprinzip in einem Brief erwähnt hatte, als ein Mittel, in der Architektur den menschlichen Maßstab zu gewinnen.
    In dem Gebäude waren die Räume nicht durch Wände voneinander getrennt, sondern durch Luftströmungen, die durch Öffnungen im Fußboden und in der Decke fluteten.

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