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Der große Stier

Der große Stier

Titel: Der große Stier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sanborn
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auf dem Boden liegend, »seht unseren Guru, Stier!«
    Die Schneekinder nahmen den Lobgesang auf und fielen aufeinander, um sich erneut zu lieben, als Walter auf die Felsenpyramide hinaufstieg.
    … die rote Amrita-Göttin mit dem Skorpionhaupt, in der Hand eine Lotosblüte, und die weiße Mondgöttin mit dem Katzenhaupt, die dunkelgrüne Schlagstock-Göttin mit dem Fuchshaupt, eine Keule in der Hand schwingend …
    Walter fesselte ihre Hände vor ihrem Körper mit Handschellen und warf sie nach vorn in die Arme der unterhalb stehenden Männer. »Ich fürchte, wir müssen uns euren Richard Stier ausleihen«, sagte er, in sich hineinlachend, und sprang selbst auch herunter.
    Sogar der Nebel löste sich auf, als der Berg eine pulsierende, stampfende Masse von Tönen wurde. Hörner, Pfeifen und Trommeln kündigten den vierten Adventus von Iliyu an; krampfhafte Schreie der Schneekinder hallten zwischen den Bäumen wider, als die CIA-Männer ihre fügsame Gefangene in den Wald stießen.
    Dann plötzlich der schrille Diskant von Polizeipfeifen, als schwarzgekleidete Gestalten in die Lichtung eindrangen.
    Im Licht der Sterne blitzten Schlagstöcke auf; man hörte Angstschreie und die Geräusche von Holz, das auf Knochen aufschlug. Ein Junge, dessen Hüften sich fiebernd in das Mädchen unter ihm hineinarbeiteten, stürzte bewußtlos zu Boden, als ein Stock quer über sein Rückgrat niederschlug. Ein anderer erhob sich auf die Knie und fing mit beiden Händen das erbrochene Blut auf, als ein Stoß ihn der Länge nach zurückfallen ließ. Handschellen kratzten über die Brust eines jungen Mädchens, daß es hustete bis zur Bewußtlosigkeit und dann regungslos liegenblieb.
    Als Paul sich auf die Hände und Knie erhob, schlug ihn ein wahrer Schauer von Fäusten auf den Boden zurück. Der wunde Fleck auf seinem Kopf fing an zu brummen, das Klagen und Schluchzen wurde zu leisem Flüstern, bis alles in Stille überging.
    Es dauerte Minuten oder Stunden, er wußte nicht wie lange, ehe er die Augen öffnete.
    Er brachte es fertig, aufzustehen und sich umzuguc ken, und konnte kaum seinen Augen trauen. Die Lichtung war ein Teppich nackter Leiber, alle in verschiedenen Stellungen; Mädchen, auf denen Männer lagen, Männer von Mädchen bedeckt, einige knieten, andere standen, wieder andere lagen halb über-, halb untereinander, die rechte Seite nach oben oder umgekehrt aufeinander.
    Paul sah, daß die Männer Stiefel trugen und ihre schwarzen Hosen dicht um die Fußgelenke gerollt hatten; er erkannte, daß es die Polizisten waren.
    Kein Schmerzensschrei war zu hören, kein ablehnendes Stöhnen, nur leises, tierhaftes Murmeln, Atemgeräu sche, sanftes Brummen und Laute von Schlafenden.
    Er wandte sich davon ab und fing an, zwischen den Bäumen herzugehen. Nach wenigen Minuten kam er zu einer anderen Lichtung, auf der sich das gleiche abspielte, obschon er weniger Polizisten sah. Vorsichtig ging er über das Feld nackter Leiber und blieb sofort stehen, als eine kleine Hand nach seinem Fußgelenk faßte.
    »Paul? Bist du das?«
    Er sah nach unten. Das kleine Mädchen war fast ganz unter dem breiten Rücken und den schrägen Hüften des Jungen verborgen, der auf ihr lag.
    »Bist du das, Paul?«
    »Beebee!«
    »Hallo!«
    »Was machst du da, Beebee?«
    »Nichts. Er schläft jetzt.« Sie wand sich, erhob ein Bein, der Junge rollte sacht von ihr herunter und lag still. »Du bist dran.«
    Paul starrte auf sie herunter.
    »War das nicht eine wunderbare Show?«
    Paul nickte.
    »Vor allem der letzte Teil, mit all den Hörnern und Pfeifen und dem Zeug, der ist mir eingegangen. He, komm doch runter, wo ich mit dir reden kann …«
    Paul setzte sich neben sie. »Bist du da oben gewesen? Auf dem Gipfel?« Er strich ihr das Haar aus den Augen und ließ seine Hand auf ihrer Schulter ruhen.
    »Ja. Einfach toll!«
    »Hast du Stier gesehen?«
    »Stier!« Selbst in der Dunkelheit schienen ihre Augen zu leuchten. »Gleich nach dem vierten Adventus von Iliyu wurde alles schwarz. Und dann weiß, so weiß, wie ich noch nie was gesehen habe. Und dann waren überall Polizisten, das war schrecklich. Einer von ihnen hat mich geschlagen … hier!«
    »Haben sie irgendwen verhaftet? Ich meine, Stier?«
    »Wir haben alle versucht, sie zu lieben. Und sie schlugen uns noch immer. Und dann kamen noch mehr Töne.«
    »Stiermusik?«
    »Ja. Die Musik hat sogar die Polizisten gepackt, und alle fingen an, wie die Verrückten Liebe zu machen. Es war wie weißer Lehm, weist du?

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