Der gruene Stein
Euch sehr gut bezahlen. Und da Eure Stadt auf Eure Talente keinen Wert zu legen scheint, könnte mein Königreich Euch ein sehr komfortables Heim bieten …«
Ich frage mich, wie das wohl aussehen würde. Thraxas, Oberster Ermittler der Ödlande. Das klingt gar nicht so schlecht.
»Obwohl viele meiner Untertanen bedauerlicherweise sehr primitiv sind, besitze ich einen prächtigen Palast in den Bergen. Er ist so gut wie uneinnehmbar und erheblich besser möbliert als diese …« Er bemüht sich, ein passendes Wort zu finden. »… dieser Ort, den Ihr Euer Heim schimpft.«
Ich sehe mich in meinem Büro um. Es ist wirklich sehr unerfreulich. Und tatsächlich kein Ort, an dem ein Mann wie ich leben sollte.
»Stimmt es nicht, dass die Oberschicht in Turai sich verschworen hat, Euch zu vernichten, Thraxas? Sie hat Euch bei jeder Gelegenheit enttäuscht und ihren boshaften Einfluss eingesetzt, um Euch klein zu halten. Obwohl sich doch in Wahrheit ein Mann mit Euren Talenten in einer Position befinden sollte, deren Autorität sich weit über diese Narren erhebt.«
»Das stimmt.«
»Und damit nicht genug, jetzt greifen sie auch noch das Herz Eures Seins mit dieser ungeheuren Beschuldigung der Feigheit an. Ihr habt in all den Jahren dieser Stadt besser gedient als jeder andere, aber werden ihre Führer Euch jetzt zu Hilfe kommen?«
»Nein, werden sie nicht.«
Was Harm sagt, macht Sinn. Ich lasse meine Faust wütend auf den Tisch heruntersausen, und prompt steigt eine Staubwolke auf. »Die turanianische Aristokratie ist ein mieser, heimtückischer Haufen von Feiglingen, die seit meiner Geburt an meinem Sturz arbeiten. So, jetzt habe ich aber die Nase davon voll!«
Die Tür öffnet sich, und Makri kommt herein. Beim Anblick von Harm bleibt sie wie angewurzelt stehen und zieht sofort das versteckte Messer aus ihrem Stiefel.
»Spar dir die Mühe, Makri«, sage ich beruhigend. »Harm ist nur vorbeigekommen, weil er mich engagieren wollte.«
»Was?«
»Er ist auf unserer Seite. Wir müssen ihm helfen, das Medaillon zu finden.«
»Bist du verrückt? Als wir diesen Kerl das letzte Mal gesehen haben, hat er versucht, uns umzubringen.«
»Das war nur ein Missverständnis. Unser wahrer Feind ist der König.«
Makri steckt das Messer in den Stiefel zurück, marschiert auf mich zu und verpasst mir eine Ohrfeige. Das Wort Ohrfeige trifft den Sachverhalt vielleicht nicht ganz. Es ist eine Art Schlag mit der offenen Hand, den sie in der Gladiatorenarena gelernt hat, um damit ohne Waffen einem Troll den Kopf vom Rumpf zu trennen. Der Angriff ist so heftig und unerwartet, dass ich trotz meiner nicht unbeträchtlichen Körpermasse in die Knie gehe. Es klingelt in meinen Ohren, und ich sehe einen Haufen Sterne. Dann blicke ich hoch und bekomme gerade noch mit, wie Makri den nächsten Schlag auf die andere Seite meines Gesichts landet. Ich habe Schmerzen, bin verwirrt und insgesamt mit dem Lauf der Dinge ziemlich unzufrieden.
»Thraxas!«, schreit Makri und fängt an mich zu schütteln.
»Erkennst du denn keinen Überredungszauber, wenn man dich damit einwickelt? Du solltest doch Ahnung von Zauberei haben, um Himmels willen! Hör auf, vor diesem wahnsinnigen Halb-Orgk herumzukriechen, und besinne dich wieder auf dein altes, lümmelhaftes Selbst!«
Angesichts von Makris Wut klären sich meine Gedanken. Mir wird klar, dass Harm tatsächlich einen Überredungszauber eingesetzt hat. Er war mächtig genug, langsam durch mein Zauberschutzamulett zu sickern. Es war unglaublich blöd von mir, dass ich es nicht gemerkt habe. Mühsam stehe ich wieder auf.
»Mach dir keine Sorgen«, erkläre ich Makri. »Mir geht’s gut. Ein schwächerer Mann als ich wäre sicher darauf hereingefallen.«
Ich trete vor Harm und weise ihn aus meinem Büro. Harm achtet jedoch überhaupt nicht mehr auf mich. Er ist völlig von Makri fasziniert. Und zwar so fasziniert, dass er sich von seinem Stuhl erhebt, durch das Zimmer schreitet und ihr die Hand küsst. Das sieht man in ZwölfSeen nicht alle Tage.
»Ihr seid hinreißend«, sagt er und starrt sie an.
»Versucht Euren Überredungszauber gar nicht erst bei mir«, droht ihm Makri.
»Ich hätte nie erwartet, einer solchen Frau im Westen zu begegnen.«
Makri schlägt Harm mitten ins Gesicht. Sie reagiert so schnell, dass Harm der Mörderische vor ihren Füßen zusammenbricht, bevor er weiß, wie ihm geschieht.
Ich mustere den schwarzen Haufen von einem Zauberer. Und wünsche mir, ich hätte den Schlag
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