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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jeden Fall sehen willst? sagte Bruder Sib.
    – Und den ich mit Eurer Erlaubniß, liebe Onkels, sehen und, wenn es Euch, wie ich erwarte, genehm ist, binnen recht kurzer Zeit sehen werde.
    Und dann, wenn Du ihn gesehen hast?…
    – Wenn ich ihn gesehen habe, werden wir von Herrn Aristobulos Ursiclos sprechen können.«
    Bruder Sam und Bruder Sib warfen sich einen sinnigen Blick zu und lächelten einander verständnißinnig an.
    »So wollen wir uns bemühen, den Grünen Strahl zu Gesicht zu bekommen, sagte der Eine.
    – Ohne nur einen Augenblick zu verlieren,« setzte der Andere hinzu.
    Aber als sie schon das Fenster des Salons öffnen wollten, hinderte sie Miß Campbell’s Hand daran.
     
    … wenn ihr feuriges Roß sie nicht etc. (S. 19.)
     
    »Man muß dazu warten, bis die Sonne untergeht, sagte sie.
    – Also diesen Abend… antwortete Bruder Sam.
    – Bis die Sonne am reinsten aller Horizonte verschwindet, fügte Miß Campbell hinzu.
    – Schön, so werden wir nach dem Essen alle Drei nach der Rosenheatspitze wandern, erklärte Bruder Sib.
    – Oder wir steigen einfach auf den Thurm unseres Hauses, meinte Bruder Sam.
    – An der Rosenheatspitze, wie auf dem Thurm der Cottage, wandte Miß Campbell ein, erblicken wir keinen anderen Horizont als den der Ufer des Clyde. Es heißt aber ausdrücklich, daß die Sonne an der Linie zwischen Himmel und Wasser beim Untergange in’s Meer beobachtet werden solle. Daraus werden meine lieben Onkels die Nothwendigkeit erkennen, mich so bald als möglich unter diese einzig zweckentsprechenden Bedingungen zu versetzen!«
    Miß Campbell sprach so ernsthaft und begleitete ihre Worte mit einem so verführerischen Lächeln, daß die Brüder Melvill der Ausführung eines solchen Planes nicht zu widerstehen vermochten.
    »Es eilt damit wohl nicht so sehr?«… glaubte doch Bruder Sam bemerken zu müssen.
    Und der Bruder Sib zögerte nicht, ihm hilfreich beizuspringen mit den Worten:
    »Dazu werden wir immer Zeit haben…«
    Miß Campbell schüttelte neckisch den Kopf.
    »Nein, dazu werden wir nicht immer Zeit haben, erwiderte sie, und im Gegentheil, die Sache hat Eile.
    – Wäre es deshalb… vielleicht im Interesse des Herrn Aristobulos Ursiclos… sagte Bruder Sam.
    – Dessen Lebensglück, scheint es, von der Beobachtung dieses Grünen Strahles abhängt, setzte Bruder Sib seine Worte fort.
     

    »Sehen Sie, Patridge…« (S. 29.)
     
    – Zunächst, liebe Onkels, deshalb, weil wir uns schon im Monat August befinden, antwortete Miß Campbell, und es also nicht mehr lange währen kann, bis die Nebel den Himmel Schottlands verdüstern; deshalb, weil es gerathen erscheint, die schönen Abende, welche das Ende des Sommers und der Anfang des Herbstes noch in Aussicht stellen, zu benützen. Wann reisen wir ab?«
    Wenn Miß Campbell freilich noch dieses Jahr mit aller Gewalt den Grünen Strahl kennen lernen wollte, so war keine Zeit zu verlieren. Ohne nur einen Tag verstreichen zu lassen, hatte man dann nichts weiter zu thun, als sich unverzüglich nach irgend einem gegen Westen liegenden Punkte der schottischen Küste zu begeben, sich daselbst so bequem als möglich einzurichten, jeden Abend den Sonnenuntergang in Augenschein zu nehmen und endlich auf dessen allerletzten Strahl zu achten. Dann gelang es Miß Campbell vielleicht, bei einigem Glück, ihren etwas phantastischen Wunsch in Erfüllung gehen zu sehen, wenn der Himmel die Beobachtung der Erscheinung überhaupt begünstigte, was freilich ungemein selten ist, wie die »Morning-Post« sehr richtig bemerkte.
    Es hatte Recht, das wohlinformirte Journal.
    Zunächst handelte es sich um Aufsuchung und Auswahl eines geeigneten Punktes der westlichen Küste, von dem aus die Erscheinung überhaupt beobachtet werden konnte. Um einen solchen zu finden, mußte man wenigstens über den Busen des Clyde hinausgehen.
    In der That ist diese Einbuchtung seewärts des Firth of Clyde mit allerlei Hindernissen erfüllt, welche das Gesichtsfeld einschränken. Da sind die Kyles von Bute, die Insel Arran, die Halbinseln Knapdale und Cantyre, Jura, Islay, lauter aus geologischer Epoche her verstreute Felsenmassen, welche den größten Theil der Grafschaft Argyle zu einem Archipel umgestalten und es unmöglich machen, daselbst einen Kreisabschnitt des Meeres zu entdecken, innerhalb welchem das Auge den Untergang der Sonne beobachten könnte.
    Wollte man nun Schottland selbst nicht verlassen, so mußte man sich mehr nach dem Norden oder nach dem Süden

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