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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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links und rechts. In dem trüben Licht, das zu schwach war, um im näheren Umkreis viel zu erkennen, und mit dem beständigen Trommeln des Regens als einzigem Gefährten, kroch die Zeit quälend langsam dahin.
    Zum Glück herrschte in den Tiefen des Waldes nicht viel Wind, und der Regen fiel schnurgerade von oben. Kleine leuchtende Gestalten huschten und krochen und flatterten durch die regennasse Nacht. Gelegentlich fraß eine von ihnen ihren Nachbarn.
    Tatrasaseep lehnte sich ein wenig vor, sodass er in die dunkle Tiefe hinabspähen konnte, in der natürlich strahlende Gestalten umhertrieben wie Plankton in einer imaginären See. Verstohlene Silhouetten pflückten die Unachtsamen unter ihnen aus der Luft oder stürzten sich aus der Höhe auf sie herab. Einige besonders angepasste Lebensformen waren selbst auf dem Höchststand der nächtlichen Flut noch aktiv.
    Plötzlich hörte er hinter sich auf dem Ast ein Scharren. Alle Sinne jäh in höchste Alarmbereitschaft versetzt fuhr Tatrasaseep herum und brachte gleichzeitig seine Waffe in Anschlag.
    Etwas oder jemand zog sich wieder in die Blätter zurück; ein klobiger Umriss, kaum halb so groß wie er. Ein leises Wimmern ging von ihm aus, so als hätte er Schmerzen. Als der AAnn ihn anstarrte, kippte er zur Seite und rührte sich nicht mehr.
    So blieb die Gestalt liegen. Reglos und schweigend. Tatrasaseep gab sich alle Mühe, es zu ignorieren, doch er kam nach einer gewissen Weile nicht mehr umhin sich einzugestehen, dass die Neugierde, wenn nicht Vernunft, ihm gebot, die Sache in Augenschein zu nehmen. Nach einem flüchtigen Blick auf das vor sich hin schlummernde Lager stand er mit einem leisen Fauchen auf.
    Die Waffe unverwandt auf den daliegenden Körper gerichtet und zwei Finger stets am Abzug, trat er langsam näher. Bedachtsam wich er dabei etwas aus, das wie ein Grasbüschel aussah, das auf einer kleinen Erhebung im Astholz wuchs. Die Lektion, die der unglückliche Chorsevasin seinen Truppenkameraden erteilt hatte, war nicht ohne Wirkung geblieben. Die grasartigen Halme waren mit lauter winzigen schwarzen Beulen besetzt, die, wie Tatrasaseep inzwischen wusste, ebenso gut tödliches Gift enthalten mochten wie harmlose Pollen. Man konnte sich auf dieser Höllenwelt nichts wirklich sicher sein, mit Ausnahme dessen, dass, wenn irgendetwas harmlos aussah, es genau dies wahrscheinlich nicht war.
    Zögernd näherte sich Tatrasaseep dem reglosen Klumpen. Er ruhte inmitten einer Anhäufung von Epiphyten mit weißen Blüten, deren Blätter sich für die Nacht geschlossen hatten. Andere, schwarze Blüten, die aus den gleichen Pflanzen sprossen, hielten ihre weit geöffneten Kelche in den Regen. Es war nicht das erste Mal, dass sie auf eine Pflanze stießen, die zwei ausgesprochen unterschiedliche Gattungen in sich vereinte, eine, die tagsüber blühte, und eine, die erst in der Nacht aktiv wurde. Auf diese Weise konnte die Pflanze ihre Chancen auf eine Bestäubung maximieren. Angesichts des fortwährenden unerbittlichen Konkurrenzkampfs auf dieser Welt hatten einzelne Gattungen einige äußerst ungewöhnliche Überlebenstaktiken entwickelt.
    Die formlose Masse erzitterte kaum merklich, und der Soldat blieb wie vom Donner gerührt stehen. Ein steter Strom einer dunklen Flüssigkeit quoll aus einer hässlichen Wunde an ihrer Seite. Was auch immer sie darüber hinaus noch sein mochte, so war doch ziemlich offensichtlich, dass die Kreatur entweder krank oder schwer verletzt sein musste. Das würde auch erklären, warum ihre Bewegungen so täppisch und laut gewesen waren, während doch jede andere Lebensform, die des Nachts in diesem Wald umherstreifte, sich die allergrößte Mühe gab, dies so still und heimlich wie möglich zu tun.
    Argwöhnisch machte Tatrasaseep einen weiteren Schritt. Nun konnte er auch den Kopf des Wesens erkennen. Die drei Augen waren geschlossen, und aus dem halb geöffneten Mund sickerte ein weiteres Rinnsal der dunklen Flüssigkeit. Das Tier gehörte zu einer Art, der ihr Stoßtrupp bislang noch nicht begegnet war.
    Sollte er Stabsoffizier Nesorey wecken, diese kranke Masse mit einem Fußtritt über den Astrand befördern oder sie einfach ignorieren und auf seinen Posten zurückkehren? Das Ding kurzerhand in die Tiefe zu stoßen erschien ihm als die überzeugendste der drei Möglichkeiten. Ein einziger, kräftiger Schubs sollte reichen. Argwöhnisch schaute sich Tatrasaseep um, doch um ihm herum war alles still. Um kein unnötiges Risiko einzugehen,

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