Der grüne Tod
alles wohlauf.« In der Schwärze der Nacht war Saalahan nur mehr ein riesiger dunkler Höcker. »Sie stecken unter ein paar Borobodblättern.«
Moomadeem schnaubte bissig auf. »Nicht so gut. Besser alles ordentlich festmachen.«
»Hast du den gesehen, der sein Gesicht direkt in das Siehmichnichtan gesteckt hat?« Tuuvatem konnte es noch immer kaum fassen. »Was für ein Dummkopf!«
»Ein toter Dummkopf jetzt«, bemerkte Moomadeem. »Wenn die anderen sich genauso blöd anstellen, brauchen wir gar nichts zu tun.«
»Sie dürfen das andere Himmelsboot nicht erreichen.« Wie er so dasaß auf dem Ast des Baumes inmitten der behaglichen Golagolablätter, wirkte Saalahan wie ein glatter, runder Felsbrocken. »Sie werden es nicht erreichen.«
»Viel zu dumm«, stellte Moomadeem ein weiteres Mal fest.
»Die ganze Zeit über, als die bösen Himmelspersonen sich miteinander unterhalten haben, haben sie nicht gewusst, dass wir da waren, direkt unter ihnen in der Höhle in dem Ast. Dann sind diese komischen Nicht-Personen aufgetaucht, und sie haben uns ebenfalls nicht bemerkt, nicht einmal, als die Stickbäume ihr Himmelsboot erledigt haben.« Er schnaufte. »Hat ein Höllenspektakel gemacht, als es verendet ist. Dachte schon, wir würden aus unserem Schlafplatz geschüttelt.«
»Jetzt versteht ihr hoffentlich, wieso es immer besser ist, erst mal abzuwarten und zu sehen, was passiert, bevor man durch zu frühes Eingreifen vielleicht alles noch verschlimmert«, mahnte Saalahan die beiden Jüngeren. »Manchmal richten die Dinge sich ganz von selbst.« Er legte den mächtigen Kopf in den Nacken. Seine säbelähnlichen Hauer glitzerten im silbern durchwirkten Licht des Mondes, als er, unbeeindruckt vom niederprasselnden Regen, das zerklüftete grüne Dach des Waldes betrachtete.
»Bald werden sie schlafen.«
»Aber bestimmt doch nicht alle?«, bemerkte Tuuvatem.
Der große Furcot streckte sich; kräftige Muskelstränge rollten zwischen einem doppelten Paar Schultern in Wellenbewegungen auf und ab. »Vielleicht sind sie nicht ganz so dumm und sorgen dafür, dass ein paar von ihnen Wache halten. Es spielt keine Rolle.«
Moomadeems Augen funkelten in dem fahlen Mondlicht. »Wie willst du die Sache angehen?«
Saalahans dreifacher Blick wanderte vom einen seiner kleinen Ebenbilder zum anderen. »Ihr seid beide noch sehr jung. Habt ihr denn überhaupt keine Angst hierbei?«
»Wieso sollten wir?« Moomadeem schüttelte sich und versprühte dabei Abertausende Tröpfchen in alle Himmelsrichtungen. Alles in allem wirkte er äußerst zuversichtlich und entspannt. »Es sind ja Nicht-Personen.«
»Sie haben Gedanken.«
»Das ist egal.« Tuuvatem leckte sich eine Vorderpfote und striegelte sich dabei das Fell im Gesicht. »Wir werden tun, was getan werden muss, um die Unversehrtheit unserer Personen sicherzustellen.«
»Das ist schön und gut, so weit es Teal und Dwell und Kiss betrifft, aber was ist mit der Himmelsperson Flinx?«, überlegte Saalahan laut. »Wir sind nicht zuständig für ihn. Er hat keinen Furcot.«
»Keinen Furcot, der ihm hilft oder ihm Mut macht.« Tuuvatems Pfote erstarrte mitten auf seinem Gesicht in der Bewegung. »Das ist so traurig.«
»Dann müssen wir ihm eben auch helfen.«
Saalahan sah ihn überrascht an. »Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden, Moomadeem.«
Blinzelnd schaute der jüngere Furcot hinaus in den Regen. »Zu Anfang war das auch so, weil ich nicht sicher war, ob er eine Person ist. Dann hab ich entschieden, dass er tatsächlich eine Person ist, bloß eben eine dumme. Als ich dahinterkam, dass er eine Himmelsperson ist, bin ich einfach nur wütend geworden … wegen dem, was beim letzten Mal passiert sein soll, als Himmelspersonen hierhergekommen sind. Doch seitdem hat er viel dazugelernt. Und er hat unseren eigenen Personen geholfen. Wer immer meiner Person hilft, ist mein Freund.«
Saalahan lächelte. »Offenbar ist Flinx nicht der Einzige, der in den vergangenen Tagen dazugelernt hat. Lernen ist eine gute Sache, für Furcots ebenso wie für Personen.«
Verlegen schaute Moomadeem zur Seite. »Ich habe nicht behauptet, dass ich etwas dazugelernt hätte. Ich hab nur gesagt, dass wir ihm ebenfalls beistehen sollten.«
»Das werden wir.« Der große Furcot zog gewichtig seine drei Augenbrauen zusammen. »Es ist unsere – moralische Pflicht.«
»Wie furchtbar, ohne einen eigenen Furcot durchs Leben gehen zu müssen.« Tuuvatem war immer noch ganz niedergedrückt über Flinx’
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