Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist
weder Zukunft noch Gewicht. Wir verstehen etwas nur anhand seiner Verbindungen zu anderen Dingen, die ihm ähnlich oder nicht ähnlich sind. Eine zutreffende Metapher kann verborgene Bedeutung enthüllen, durch Berge von Verwirrung einen Tunnel sprengen, die Wahrheit aus ihrer Höhle locken. Und überall sind Sie von Metaphern umgeben, sollten Sie sich die Mühe machen, sie zu erkennen.«
Er hält inne und deutet auf Eric: »Nennen Sie mir ein Thema, irgendetwas.«
»Ahh, Autos«, murmelt Eric und richtet sich langsam auf.
Der Psychologe lächelt: »Ein gebrauchtes Auto hat möglicherweise Macken, die so nicht im Handbuch seines Besitzers stehen. Die Tankuhr beispielsweise kann bei leer hängen bleiben, ungeachtet dessen, wie viel Benzin tatsächlich im Tank ist. Wenn er die Macken seines Autos kennt, wird sein Besitzer beim Anblick der Tankuhr weder in Panik geraten, noch wird
er sich auf sie verlassen. Der Klient, der Sie in Ihrem Sprechzimmer aufsucht, ist wie ein gebrauchtes Auto. Wenn Sie ihm helfen können, die Idiosynkrasien seiner inneren Anzeigen zu verstehen, wird er wissen, wie er sie korrekt zu interpretieren hat.«
»Sport«, sagt Eric, »nennen Sie mir eine Metapher über Sport.«
»Manchmal erscheint einem das Leben wie ein Tauziehen. Man fühlt sich von überlegenen Kräften gezogen, und der Instinkt ist automatisch der, die Hacken in die Erde zu graben und ebenfalls stärker zu ziehen. Doch vielleicht wäre es sinnvoll, das Tau loszulassen. Und … der Psychologe kann coachen, doch nur der Klient kann spielen. Und der Coach wird nie ein Tor erzielen, einen Korb werfen oder einen Run machen, so sehr er auch schreit und schwitzt und auf und ab springt. Und für ihre geistige Gesundheit müssen wie im Sport selbst die Besten täglich üben.«
»Motorräder!«, sagt Eric, jetzt hellwach und munter. »Ich lebe für meine Motorräder.« Das pinkhaarige Mädchen dreht sich um und sieht ihn an.
»Manchmal hängt unser Gleichgewicht von einer Bewegung ab«, sagt der Psychologe. »Ungeachtet der Bewegungsrichtung ist eine Vorwärtsbewegung manchmal eine stabilisierende Kraft.«
»Das ist der Hammer!«, freut sich Eric. »Und was ist mit dem Meer, dem Strand?«
»Denken Sie an einen Schwimmer, der von der Strömung erfasst wird. Die Reaktion ist gewöhnlich, dagegen anzuschwimmen. Doch das führt dazu, dass der Schwimmer ermüdet, Krämpfe bekommt und ertrinkt; er wird nicht von der Strömung erledigt, wie Sie sehen, sondern von seiner falschen
Reaktion darauf. Um sich zu retten, sollte er sich von der Strömung aufs Meer hinaustragen lassen, wo sie sich verläuft, sodass er umkehren und in Sicherheit zurückschwimmen kann. Das gleiche Prinzip gilt für unsere negativen Emotionen, die wir akzeptieren sollten, auch wenn der Impuls, dagegen anzukämpfen, stark ist. Im Allgemeinen ist es wichtig, im Fluss zu bleiben, loszulassen, nicht an der Vergangenheit zu kleben, nicht an einer Diagnose zu kleben oder an der üblichen Vorgehensweise; loszulassen, so wie ich hier in dieser Vorlesung, die sich eigentlich auf den Prozess geistiger Gesundheit konzentrieren sollte und damit endet, dass wir Metaphern untersuchen. Das therapeutische Gelände ist häufig ein Katastrophengebiet, das zu Erdbeben und Überflutungen neigt. In dieser Umgebung sind diejenigen, die an den Bedingungen des Gestern festhalten, blind für das Heute und die Verlierer von morgen. Jemand, der viele Besitztümer anhäuft, wird in gewissem Sinne durch sie definiert und wird sich an ihnen festklammern, wenn eine Flut kommt, und mit ihnen untergehen. Derjenige, der loslässt, der seine Sachen preisgibt und auf höher gelegenes Terrain ausweicht, wird überleben und kann eines Tages weiter anhäufen.«
»Ich werde mich an nichts festklammern außer an meinem Motorrad«, verkündet Eric siegesgewiss. »Und mein Motorrad wird mich auf höher gelegenes Terrain tragen.«
Das pinkhaarige Mädchen senkt den Kopf und kichert leise in sich hinein.
12
W ir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug«, sagt die Stewardess, doch es gibt keine angenehmen Flüge. Es gibt nur mehr oder minder erträgliche Flüge. Der Flug nach Chicago ist weniger erträglich. Die Stewardess erinnert ihn daran, dass er seinen Gurt anlegen soll. Wie alle Stewardessen auf Kurzstreckenflügen ist sie schlecht gelaunt und lächelt nicht, als wäre sie unfairerweise von ihrem rechtmäßigen Platz auf einem lukrativeren Transatlantikflug vertrieben worden. »Im Falle einer
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