Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist
die Dunkelheit völlig vertreibt. Akzeptanz erlaubt dem Klienten, sich auszuruhen, verschafft ihm Zeit und einen Raum, wo er sich intensiv spüren kann, die Dinge nüchterner betrachten, in sich hinein und um sich herum schauen kann, sein Sein organisieren, seine Instrumente stimmen, die richtige Note anschlagen. Eine solche Akzeptanz ist das Lebenselixier einer Therapie, der aktive Bestandteil.«
»Aber trotzdem«, sagt Eric, »ist es eine Akzeptanz unter bestimmten Bedingungen. Eine Akzeptanz, solange der Klient bezahlt.«
»Ja«, sagt der Psychologe, »natürlich. Auf einer bestimmten Ebene geschieht alles unter Bedingungen. Sogar bedingungslose Akzeptanz ist durch das Fehlen von Bedingungen bedingt. Und? Ein Psychologe muss auch essen. Die Tatsache, dass Sie bezahlen, um ein gutes Konzert zu hören, heißt nicht, dass die Musiker es nur auf Ihr Geld abgesehen haben; es bedeutet nicht, dass ihr Spiel nicht authentisch ist; es bedeutet nicht, dass Ihre Erfahrung, Ihre Verbindung zu den Musikern und der Musik – und durch sie mit sich selbst und der Welt – nicht real wäre. Das Honorar ist der Pass. Die Behandlung die Reise.«
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A uf dem Weg zur Sporthalle zu seinem wöchentlichen Basketballspiel wird er sich an diesem Abend seiner Einsamkeit bewusst. Ein Mann, der in den Zwanzigern allein ist, ist alleinstehend, in mittleren Jahren einsam, im Alter ausrangiert. Der Weg ist vorgezeichnet. Der Psychologe wendet diese Einsicht in Gedanken hin und her und versucht, ihre Konturen und ihren Umfang zu ertasten. Sie erscheint ihm real, weich und mild, präsent und spürbar, jedoch nicht schwer, nicht belastend. Sein Leben ist auf seine Art erfüllt. Sein Alltag fließt dahin, friedlich und wohlbekannt. Seine Nächte sind lang und ungestört. Die jungen Studenten am College nehmen seine Vorlesungen entsprechend ihren unterschiedlichen Fähigkeiten in sich auf, und manchmal funkelt wie ein Diamant Erkenntnis in ihren Augen. Manchmal fallen seine Worte wie Regen, auf den eine reiche Ernte folgt. Seine Klienten kommen und gehen, nehmen auf ihre Reise mit, was sie wollen. Von Zeit zu Zeit vergleicht er seine Treffen mit ihnen mit einer Reise in ein fernes, exotisches Land, das für die meisten unerreichbar ist; und dennoch wird er, dank seiner seltsamen Berufung, aufgefordert, mit ihnen zusammen das Terrain zu erkunden, die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Wie könnte er sich beklagen? Vielleicht hätte er gerne eine größere Wohnung, die dem alten Klavier mehr Raum böte und ihm die Möglichkeit, Gäste einzuladen. Doch selbst ein Mann mit hundert Schlafzimmern schläft jeden Abend nur in einem davon. Und wen gäbe es, den er einladen
könnte? Beiläufiges Geplauder interessiert ihn nicht; seine Nachbarn und Bekannten sind mit ihrem Leben beschäftigt, und warum sollte er sie behelligen? Seine Schwester, acht Jahre älter als er, lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in einer Kleinstadt an der Ostküste. Seine Eltern wohnten früher dort. Und als sie noch lebten, besuchte er sie gewöhnlich einmal im Jahr. Doch dann starb sein Vater. Herzinfarkt. Klappte auf seinem Stuhl zusammen, den Sportteil zerknittert unter sich. Zwei Jahre später starb seine Mutter an Krebs. Seine Schwester trug die ganze Last, pflegte seine Mutter und sorgte jeden Tag für sie, während er mit seinem Studium beschäftigt war. Als er seine Mutter das letzte Mal sah, war sie bereits erschöpft und benebelt. Sie nahm seine Hand in ihre beiden, und sie saßen auf der Couch im Wohnzimmer. Sie flüsterte ihm zu: Ich brauche ein Wunder. Er saß schweigend da. Seit dem Tod ihrer Eltern hat sich die Verbindung zu seiner Schwester abgeschwächt. Vor ein paar Jahren besuchte er sie im Sommer noch einmal, nachdem sie ihn wiederholt dazu aufgefordert hatte. Sie nahm ihn mit an den Strand, und sie spazierten langsam am Wasser entlang, während ihre Kinder vor ihnen herumtobten. Ich bin stolz auf dich, auf das, was du erreicht hast, sagte sie. Danke, dass du dich um Mom und Dad gekümmert hast, sagte er. Und hatte das Gefühl, als gliche ihre gegenseitige Nähe einem alten, erloschenen Leuchtturm, der kraftvoll dastand, jedoch kein Licht warf. Ein-, zweimal im Jahr, gewöhnlich am Todestag ihrer Mutter, ruft seine Schwester ihn an und fragt, wie es ihm geht. Mir geht es gut, sagt er, und sie erzählt ihm von ihren Kindern, Jugendliche inzwischen, und sagt, ihr gehe es ebenfalls gut. Die Freunde aus seiner Kindheit haben sich schon vor langer Zeit auf dem
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