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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Sahagún versteckt waren«, antwortete der Ignazio bitter. »An den ersten konnten wir nicht gelangen. Er befindet sich in Toulouse. Die Stadt wurde von den französischen Kreuzrittern belagert, es war unmöglich, sie zu betreten.«
    Graf Dodiko überlegte einen Moment. »Für dieses Hindernis gibt es eine Lösung. Ich war schon einmal in Toulouse. Mit meiner Hilfe könntet Ihr leicht hineingelangen.«
    »Sehr gut«, sagte Ignazio, auch wenn er beim Lösen der Rätsel ungern die Hilfe anderer in Anspruch nahm. »Jetzt allerdings widmen wir uns erst der Suche nach dem Engel Amezarak.«

75
    Über Santiago de Compostela war die Nacht hereingebrochen, und Stille hatte die Oberhand über das rastlose Treiben gewonnen. Die Pilger hatten sich in die Herbergen und Gasthäuser zurückgezogen oder lagen schlafend am Straßenrand, weil sie sich keine Vorstellung davon machten, wie viele Menschen in der heiligen Stadt nach Sonnenuntergang ausgeraubt oder getötet wurden.
    Schritte hallten über die Plaza. Eine in einen Umhang gehüllte Gestalt näherte sich der Kathedrale, umrundete den monumentalen kreuzförmigen Bau und ging in Richtung des südlichen Querschiffs.
    Ganz in der Nähe, an einem Portal der Kathedrale, der Puerta de las Platerías, wartete Slawnik schon ungeduldig, er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und atmete nervös. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und wäre in diesem Moment am liebsten ganz woanders gewesen. Um seine innere Unrast zu vertreiben, betrachtete er die Steinreliefs über dem Portal. Es hieß, sie seien das Werk eines geschickten Steinmetzen aus Toulouse.
    Als er aufsah, hatte sein Warten ein Ende: Dominus war nur noch wenige Schritte entfernt.
    »Mein Herr«, begann Slawnik.
    Dominus blieb dicht vor ihm stehen und musterte ihn misstrauisch, als wittere er, dass etwas an ihm anders war als sonst. Slawnik bemerkte es und wich seinem Blick aus.
    »Nun haben wir den letzten Teil meines Vorhabens erreicht, Vasall«, sagte Dominus. »Enttäusche mich gerade jetzt nicht.«
    Slawnik verneigte sich und hoffte, dass er so an Glaubwürdigkeit gewann. »Das soll niemals geschehen, Herr. Mein Arm und mein Schwert gehören Euch.«
    »Das hoffe ich. Doch sag mir, habt ihr den Jungen gefunden?«
    »Ja, wir haben ihn als Geisel genommen. Die Hinweise auf das Landgut stimmten genau.«
    »Wie du siehst, waren die Auskünfte, die ich in Toulouse erhalten habe, für uns äußerst nützlich.« Dominus verzog das Gesicht zu einem zufriedenen Grinsen. »Was ist mit der Frau des Händlers? Und mit seinen Knechten? Habt ihr …«
    »Tot«, log Slawnik. »Sie sind alle tot.«
    »Ausgezeichnet. Wir werden den Jungen als Faustpfand benutzen. Ignazio wird sich als gefügig erweisen, und es wird ein Leichtes sein, das Buch von ihm zu bekommen.«
    »Das Buch … sicher …«, murmelte Slawnik.
    »Es wird heute Nacht geschehen. Denk daran, wir greifen erst ein, wenn der Händler den letzten Teil des ›Uter Ventorum‹ gefunden hat. Wir müssen nur noch wenige Stunden warten, bis er sich in die Bibliothek des Asclepios begibt … Und pass auf, dass du ihn nicht umbringst. Wir brauchen ihn lebend.«
    Slawnik starrte Dominus ausdruckslos an. »Ja, Herr.«
    »Geh jetzt und mach dich bereit, es ist bald so weit.« Dominus wandte sich um, doch im Gehen fügte er noch hinzu: »Und denk daran, Slawnik, enttäusch mich nicht.«
    Der Böhme senkte demütig den Kopf, ohne etwas zu erwidern. Er wartete ab, bis Dominus in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war, bevor er sich auf den Weg zu seinem Schlupfwinkel machte. Während er der Kathedrale den Rücken zukehrte, blitzte ein Gedanke in seinem Kopf auf.
    Verrat.
    Doch wäre das, was er tat, wirklich Verrat? Er hinterging nicht willentlich jemanden aus Ehrgeiz oder Habgier, sondern er wollte seinen Stolz und seine verlorene Ehre wiedererlangen. In Wahrheit war es doch Dominus, der ihn getäuscht hatte; er hatte ihm ein ruhmreiches Leben versprochen, das er hocherhobenen Hauptes führen könne, und stattdessen hatte er ihn mehr zu einem Meuchelmörder gemacht als zu einem Vasallen. Nein, beschloss Slawnik, das war kein Verrat, sondern ein Auflehnen gegen ein unwürdiges Leben, das ihm ein Herr auferlegte, der das Ideal der Ritterlichkeit und den Sinn für das richtige Maß längst verloren hatte. In ihm war der Wunsch jedoch noch nicht erloschen, ein aufrechter und unbeugsamer Krieger zu werden wie sein Vater. Wenn er wirklich diesen Weg gehen wollte, blieb ihm nur

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