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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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stammt und nicht von irgendeinem Betrüger?«
    Scalò reichte ihm einen kleinen Gegenstand und sagte ihm, dass Viviën ihn zum Beweis seiner Identität dem Brief beigelegt habe. Ein schmaler weißer Splitter aus schimmerndem Perlmutt, durch den sich regelmäßige Rillen zogen.
    »Das ist eine der Muscheln, die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela sammeln, um zu beweisen, dass sie das Grab des Apostels Jakobus besucht haben. Ich weiß nicht, welche Bedeutung sie für Euch haben kann.«
    Nachdem er den Splitter an sich genommen hatte, griff Ignazio unter den Kragen seiner Tunika und holte einen Anhänger hervor, der fast genauso aussah wie das Stück des Conte.
    Und als er eins neben das andere hielt, fügten sich die beiden Bruchstücke genau ineinander.
    »Eine Erinnerung an unsere Freundschaft«, erklärte der Händler und betrachtete das Muschelstück so ehrfürchtig, als hielte er eine zerbrochene Hostie in Händen. »Ich habe Viviën vor vielen Jahren in Santiago de Compostela kennengelernt.«
    Scalò nickte.
    »Herr, Ihr habt mich überzeugt«, meinte Ignazio. »Wo soll ich Viviën treffen?«

16
    Willalme betrat die Krypta in der Überzeugung, dass der Mann in Schwarz Ignazio und seinen Begleiter dort belauschen wollte. Doch wer konnte das sein? Von der Statur und seinem Verhalten her hätte er ihn für einen Ritter gehalten, doch seine vollkommen unscheinbare Kleidung erlaubte keine sichere Zuordnung.
    Die Kerzenflammen zogen die Schatten an den Wänden in die Länge und ließen sie tanzen, als wären sie lebendig.
    Willalme schlich dicht an der Mauer entlang; seine Augen tränten aufgrund des kräftigen Weihrauchgeruchs und des Kerzenrußes. Er durchquerte beinahe das gesamte östliche Schiff der Krypta, bis er auf einmal den Unbekannten sah, der reglos hinter einer Säule Aufstellung bezogen hatte. Wie Willalme es sich gedacht hatte, wollte der Mann das Gespräch zwischen dem Händler und Scalò belauschen.
    Geschmeidig wie eine Katze duckte Willalme sich in den Schatten und musterte den Fremden. Eine wahrhaft besondere Erscheinung. Sein Gesicht war nicht nur unter dem breitkrempigen Hut verborgen, sondern zusätzlich von einem schwarzen Schleier, der Mund und Nase bedeckte; die schmalen, eisblauen Augen umgab schneeweiße Haut.
    Beim Näherkommen strich Willalme versehentlich mit den Schuhsohlen über etwas auf dem Boden. Einen Moment sah er nach unten und versuchte zu erkennen, was dieses Geräusch hervorgerufen hatte, doch als er wieder aufblickte, war es zu spät: Der Mann in Schwarz hatte ihn bereits bemerkt und warf sich ihm entgegen. Willalme wich seinem Angriff aus, packte seinen linken Arm und versuchte, ihn bewegungsunfähig zu machen. Doch der Unbekannte war stark, er riss sich mit einem Ruck los und zückte einen Dolch.
    Der junge Franzose kam einem Hieb in die Seite zuvor, packte das Handgelenk seines Gegners und versuchte, ihn gegen die Wand zu drängen. Doch er musste zurückweichen und stolperte über einen Messingkandelaber hinter sich, der scheppernd zu Boden fiel.
    Ein Klirren hallte plötzlich durch das Gewölbe der Krypta.
    Ignazio unterbrach das Gespräch. »Was war das?«
    »Wir werden beobachtet!«, rief Scalò aus.
    Sie eilten in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, den Ostteil der Krypta.
    Dort stießen sie auf Willalme, der am Boden lag und sich gegen den Angriff eines unbekannten Gegners verteidigte. Der Mann, ganz in Schwarz gekleidet, stand über ihn gebeugt und versuchte, ihm seinen Dolch in die Kehle zu stoßen.
    Ignazio wollte schon eingreifen, als es dem Franzosen gelang, seinen Angreifer mit einem Kniestoß in die rechte Flanke wegzuschleudern. Der Mann stöhnte unterdrückt und wich zurück, blieb jedoch auf den Beinen. Rasch richtete er sich wieder auf, hielt den Dolch vor sich gestreckt und warf den Hinzugekommenen einen drohenden Blick zu.
    Ignazio spürte die Wut dieses finsteren Fremden, doch auch seine Unentschlossenheit. Und da es ihm nicht gelang, seine Gesichtszüge zu erkennen, musterte er aufmerksam seine Gestalt. Der Mann war groß und kräftig und zweifellos gewohnt, eine Rüstung zu tragen. Er wirkte nicht wie ein gewöhnlicher Scherge, sondern eher wie ein Ritter aus dem Heer der Kreuzfahrer. Jene Kämpfer hatten einen ganz besonderen Gang, breitbeinig und mit nach vorn gebeugtem Oberkörper. Außerdem musste der dunkel gekleidete Mann an schwere Waffen wie Schwerter oder Streithammer gewöhnt sein, da er sich offenbar mit einem

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