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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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stöberten neugierig in dem Trödel, in Amuletten, Reliquien und von der Sonne ausgeblichenen Papieren, während Gothus Ruber mit lauter Stimme seine Ware anpries: »Ihr edlen Herrschaften, seht diesen Streifen vom Gewand des heiligen Jakobus. Und was haben wir hier? Das ist ein Zahn des heiligen Christophorus, so scharf wie der eines Wolfs! Das dort drüben ist ein Teil der Asche der heiligen Gervasius und Protasius, die ich selbst in Mailand eingesammelt habe, als mir der heilige Ambrosius erschienen ist. Und was gibt es über dieses kleine Fläschchen zu sagen, in dem ich das Manna des heiligen Nikolaus von Myra eingeschlossen habe? Da, nehmt eine Nase davon! Riecht Ihr den Duft von Weihrauch? Was meint Ihr dahinten, ja, Ihr mit dem traurigen Gesicht? Trägt Euer Acker keine Früchte? Kauft dieses Buch, in dem die nötigen Gebete und Zauber stehen, damit Euer Land wieder fruchtbar wird! Und sie werden auch Eure Frau gebären lassen, selbst wenn sie unfruchtbar oder eigentlich zu alt ist, um Kinder zu bekommen … Wie meint Ihr? Ihr könnt nicht lesen? Zum Donnerwetter, das ist unwichtig! Ihr müsst es nur unter Euer Kopfkissen legen! Ihr da, nehmt sofort Eure Finger davon! Das ist kein Spielzeug, wisst Ihr? Das ist der Speer des heiligen Longinus! Gut, wer ist der Nächste? Wer ist dran? Wer möchte etwas kaufen?«
    »Ich hätte gern den ›Clavicula Salomonis‹«, rief jemand aus der Menge.
    Was will der haben?, dachte Gothus Ruber naserümpfend. Der »Schlüssel Salomos« war ein Buch der schwarzen Magie. »Warum wollt Ihr nicht gleich das ›Necronomicon‹, das der wahnsinnige Abdul Alhazred mit Menschenblut geschrieben hat und das von Theodorus Philatus Filetas aus Konstantinopel ins Griechische übersetzt wurde?«, schrie er zur Antwort. Doch bevor er seinen Satz beendete, begegnete sein Blick dem des Mannes, der gerade gesprochen hatte. Er zögerte kurz, dann breitete sich Überraschung auf seinem Gesicht aus. »Ignazio da Toledo! Bist du es wirklich? Was zum Teufel tust du hier, du alter Gauner?«
    Ignazio lächelte ihm über den Tresen zu. »Wie schön, dich so gesund zu sehen, mein Freund. Sagen wir mal, ich bin wegen einiger Geschäfte gekommen.«
    Uberto, der neben Ignazio stand, musterte Gothus Ruber unauffällig: Der Mann war wirklich eine seltsame Erscheinung, untersetzt, etwa fünfzig Jahre alt, bekleidet mit einem kurzen, ungefütterten Übergewand in Grün. Sein Gesicht war stark gerötet, die Augen lang gezogen und schmal. Der Kopf war mit roten Locken bedeckt, was wohl der Grund für seinen Spitznamen Ruber war. Genauer besehen erinnerten seine Züge an die eines Satyrs.
    »Immer auf der Suche nach Geld wie eine Hure!«, rief der Rote überschwänglich aus. »Ich freue mich, dich wiederzusehen, du Galgenstrick! Obwohl es schon so lange her ist, fühle ich mich immer noch in deiner Schuld.«
    Ignazio verbarg seine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten hinter einem sardonischen Grinsen.
    »Du schuldest mir nur deine Freundschaft, sonst nichts, alter Betrüger. Was könntest du mir sonst bieten? Ein paar verschimmelte Knochen in einem speckigen Ledersäckchen?«
    »Nun beleidige mich nicht. Das Zeug hier ist alles echt«, beteuerte der Rote, um nicht vor einer Schar möglicher Käufer in Misskredit zu geraten. »Ich bin doch nicht wie diese verwanzten Trödler, die die Viertel am Stadtrand verpesten«, brummte er. »Nimm, mein Junge, das hier ist ein echter großer Zeh des heiligen Cyprian von Karthago. Ich schenke ihn dir.«
    Mit diesen Worten legte Gothus Ruber ein gelbliches Knöchelchen in Ubertos Hand. Dann wandte er sich wieder an Ignazio. »Wer ist übrigens dieser Junge?«
    »Das ist Uberto, mein Gehilfe.«
    »Uberto also?« Der Rote beugte sich über den Tresen, um sich den Jungen genauer anzusehen. »Du Glücklicher. Du könntest keinen besseren Lehrer haben. Du hättest ihn vor fünfzehn Jahren sehen sollen, bei der Eroberung von Konstantinopel … Damals führte er einen Trupp Männer durch die Flammen der Kaiserstadt zwischen dem Kloster des heiligen Johannes des Täufers und dem Sarazenenviertel hin und her. Was für Zeiten! Und ich war bei ihm.«
    »Ach ja …« Ignazio hob die Augen zum Himmel. Er schätzte es nicht, dass die Worte von Gothus Ruber wie grobe Hände in seiner Vergangenheit wühlten.
    »Sag mir, Ignazio«, fuhr der Rote fort und zwinkerte Uberto zu, »erinnerst du dich noch an diese schwarze Bohnenstange, die wir in Konstantinopel getroffen haben? Kaum zu glauben! Der

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