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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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unermessliche Qual erdulden zu müssen.
    Slawnik hatte sich mit geballten Fäusten vor ihm aufgebaut, das Gesicht vor Zorn verzerrt. »Stimmt es, was man mir berichtet hat? Hast du heute mit Ignazio da Toledo gesprochen?«
    Gothus Ruber hatte nicht geantwortet. Er hatte ihn nur angestarrt und beharrlich geschwiegen.
    Slawnik, den so leicht nichts rühren konnte, hatte ihn hochgezerrt und dann immer wieder auf den Boden geschlagen, als klopfe er einen Teppich aus.
    »Was hast du gesagt? Und was hast du diesem Bengel gegeben? Einen Hinweis? Einen Teil des Buches? Antworte!«
    Der Rote verzog das Gesicht zu einer spöttischen Grimasse, selbst diese einfache Bewegung kostete ihn bereits viel Kraft. »Es war bloß der große Zeh des heiligen Cyprian …«, flüsterte er. »Der hilft gegen die Lepra und …«
    Doch ehe er den Satz beenden konnte, hatte der andere ihm schon einen Fußtritt gegen das Kinn versetzt.
    Sogar Willalme vor dem Kellerfenster hatte das Geräusch brechender Knochen gehört.
    »Rede, Alchimist!« Slawnik hatte den Rothaarigen vom Boden hochgezerrt, um ihn dann gegen die Wand zu schleudern. »Sag mir, wo das Buch ist! Sag es mir, du Stück Aas!«
    Gothus Ruber hob ergeben die Hände. Er schleppte sich zum Tisch und zog sich an dessen Platte hoch. Da sein Kiefer gebrochen war und er nicht mehr sprechen konnte, zeigte er mit Gesten an, dass er etwas aufschreiben wolle.
    Slawnik drückte ihm wortlos ein Stück Pergament und eine Feder in die Hand.
    Gothus Ruber schrieb mit zitternder Hand einige wenige Worte nieder, als ob er einen Pakt mit dem Teufel unterzeichnete. »Das ist … alles … was ich weiß«, stieß er Blut und Geifer spuckend hervor.
    Slawnik riss ihm das Pergament aus der Hand und überflog es, dann wandte er sich wieder dem Rothaarigen zu. Als der ihm ein Zeichen gab, ging er zu ihm, weil er dachte, er wolle noch etwas gestehen, doch der Rothaarige spuckte ihm nur mitten ins Gesicht.
    Blind vor Zorn hatte Slawnik daraufhin seinen kreuzförmigen Dolch gezückt und dem Roten in einer blitzschnellen Bewegung die Kehle aufgeschlitzt. Mit weit aufgerissenen Augen war der Kerl neben dem Tisch zu Boden gesunken.
    »Du hast ihn umgebracht!«, rief der andere Mann aus, der bis dahin geschwiegen hatte.
    »Der Alchimist kann uns nicht mehr nützen.« Slawniks Stimme hallte so grausam durch den Raum wie der Knall einer Peitsche. »Wir werden das ›Uter Ventorum‹ dank der Botschaft finden, die er uns hinterlassen hat. Beeilen wir uns. Dominus wird bald zu uns stoßen.« Bevor er den Raum verließ, hatte er noch den Dolch in die Mitte des Tisches gerammt.
    Diese Nachricht muss ich unbedingt beschaffen, hatte Willalme gedacht, ehe auch er seinen Platz am Kellerfenster verließ.
    Nachdem sie das Haus von Gothus Ruber verlassen hatten, waren die beiden Männer zu einer bescheidenen Pilgerherberge in der Calle Mayor geeilt.
    »Dominus wird demnächst eintreffen. Geht ihm entgegen und begleitet ihn hierher«, hatte der Böhme angeordnet. Dann hatte er sich in ein Zimmer im oberen Stockwerk der Herberge zurückgezogen, hatte sich im Schein einer Kerze an den Tisch gesetzt und begonnen, über die wenigen Zeilen nachzugrübeln, die der Alchimist kurz vor seinem Tod niedergeschrieben hatte. Er war wild entschlossen, selbst zu einer Lösung zu kommen, um Dominus seine Aufgabe zu erleichtern.
    Doch nachdem er den Text wieder und wieder gelesen hatte, war ihm klar geworden, dass diese schlichten lateinischen Worte eine Botschaft enthalten mussten, die ebenso einfach wie unverständlich war. Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen …
    Plötzlich wurde er von einem vertrauten Klopfzeichen an der Tür abgelenkt: drei rhythmische Schläge.
    Er sprang auf und öffnete die Tür in der festen Überzeugung, sein Herr sei eingetroffen. Doch stattdessen sah er sich einem Unbekannten in einem grünen Umhang gegenüber, unter dessen Kapuze lange blonde Locken hervorquollen.
    Bevor Slawnik sich von seiner Überraschung erholen konnte, streckte der Fremde seine Hand flach aus und blies anschließend kräftig darauf. Und von der Handfläche stieg eine Wolke weißen Pulvers auf.
    Slawnik spürte mit wachsendem Entsetzen, wie die Substanz, die unmittelbar seine Nase und Kehle reizte, tiefer in seine Lungen eindrang, wie sich plötzlich alles um ihn drehte, bis er schließlich zu Boden fiel. Seine Augen brannten, alles verschwamm, seine Beine versagten ihm den Dienst.
    Das Gesicht von Krämpfen verzerrt, versuchte

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