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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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er unbeholfen, sich gegen seinen Angreifer zur Wehr zu setzen, doch der versetzte ihm einen Tritt mitten ins Gesicht.
    Willalme ließ die Kapuze nach hinten gleiten und warf einen zufriedenen Blick auf den Mann, der gekrümmt am Boden lag. Er hatte ihn ohne jede Anstrengung außer Gefecht gesetzt. Ignazios Pülverchen erwiesen sich für solche Fälle als sehr nützlich.
    Einen Moment lang überwog die Versuchung, den Mann umzubringen, doch er brachte es nicht fertig. Er konnte nur mehr dann töten, wenn der Zorn ihn überwältigte oder sein Überlebensinstinkt ihn dazu trieb. Doch obwohl der Kerl vor ihm den Tod verdient hatte, kam er ihm nun so schutzlos wie ein Kind vor.
    Gleich darauf hatte er die Nachricht gefunden, die Gothus Ruber niedergeschrieben hatte, das einzige Pergament im Lichtkreis der Kerze auf dem Tisch. Rasch hatte er das Schriftstück ergriffen und das Zimmer verlassen. Nun musste er so schnell wie möglich Ignazio finden.

48
    Dominus wurde unauffällig zur Pilgerherberge an der Calle Mayor begleitet. Slawniks Männer führten ihn zu dem Zimmer, in dem der Böhme auf ihn wartete. Sie klopften mit dem vereinbarten Zeichen an die Tür, aber niemand antwortete. Dominus drückte die Klinke, und die Tür schwang leise auf. Nichts rührte sich.
    Als sie das Zimmer betraten, sahen sie Slawnik mit blutverkrustetem Mund bewusstlos auf dem Boden liegen. Dominus ging ungehalten zu ihm und stieß ihn mit dem Fuß an, um ihn wach zu rütteln.
    Der Böhme öffnete schwach die Augen. »Mein Herr …«, flüsterte er, dann wurde er sich seiner unwürdigen Lage bewusst, und er bemühte sich sofort, wieder auf die Beine zu kommen. Seine Knie zitterten noch merklich unter den Nachwirkungen des merkwürdigen Pulvers, das er eingeatmet hatte, und er schwankte gefährlich.
    »Die Nachricht! Wo ist die Nachricht des Alchimisten?«, fragte Dominus, den der Zustand seines Vasallen nicht im Mindesten kümmerte.
    »Sie wurde gestohlen«, erwiderte Slawnik, noch ehe er mit einem Blick auf den Tisch überprüft hatte, ob seine Behauptung auch stimmte. »Das war der Franzose, der aus dem Gefolge des Händlers von Toledo. Da bin ich mir sicher.«
    Dominus konnte seinen Zorn nicht unterdrücken und schlug Slawnik mit der flachen Hand ins Gesicht. »Versager! Erinnerst du dich wenigstens, was darin stand?«
    »Ja, mein Herr …«, murmelte der Böhme schwankend. Obwohl seine Sinne noch immer benebelt waren, schoss ihm die Zornesröte ins Gesicht. Wie ein Weib geohrfeigt! Noch nie in seinem Leben war er so gedemütigt worden. »Ich erinnere mich genau.«
    »Dann beeil dich, mir zu sagen, was du weißt. Und erkläre mir, wie man zum Haus von Gothus Ruber kommt«, befahl Dominus. »Ich werde dort allein nach Hinweisen suchen. Ihr unfähigen Taugenichtse wartet hier auf mich.«
    Willalme hastete zu dem Wirtshaus, in dem er Ignazio und Uberto vor wenigen Stunden beim Abendessen gesehen hatte, aber da er sie dort nicht mehr fand, nahm er an, dass sie sich auf den Weg zu Gothus Ruber gemacht hatten.
    Nachdem er das Haus erreicht und die Tür offen vorgefunden hatte, eilte er mit wachsender Sorge hinein. Er suchte im Dunkeln, fand die Wendeltreppe und lief sie schnell hinab. Als er das Laboratorium betrat, war auch dort alles dunkel.
    Er hielt inne, um zu Atem zu kommen, dann versuchten seine blauen Augen die Dunkelheit zu ergründen. Wie ein Blinder streckte er die Hände nach vorn und tastete sich langsam vorwärts.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich, doch als er sich danach umdrehen wollte, traf ihn ein Schlag in den Nacken.
    Willalme schwankte, dann sackte er zu Boden, und während ihm die Sinne schwanden, meinte er, Ubertos Stimme zu vernehmen.

49
    Als Willalme die Augen wieder öffnete, schien das Zimmer in Nebel getaucht zu sein. Doch allmählich klärte sich sein Blick, bis er wieder alles deutlich erkennen konnte. Er befand sich im Laboratorium von Gothus Ruber, und Ignazio und Uberto beugten sich über ihn.
    Willalme setzte sich mühsam auf und betastete seinen Nacken. Sein Kopf dröhnte wie eine Trommel.
    »Entschuldige, wir dachten, du wärst jemand mit bösen Absichten«, erklärte der Händler. »Wir wollten ihn im Dunkeln überwältigen … Ich habe dich damit niedergeschlagen«, sagte er und zeigte auf seinen Pilgerstab.
    »Sehr gut. Wirklich gut gemacht!« Willalme verzog schmerzlich das Gesicht, doch dann fiel ihm etwas ein. Er kam auf die Beine und eilte zu dem Tisch in der Mitte des Raumes. Willalme sah darüber

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