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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Müdigkeit war Willalme entschlossen, seinen Auftrag auszuführen. Er rannte keuchend durch die Gassen von Puenta la Reina und presste eine wichtige Botschaft an sich. Der Verdacht des Händlers hatte sich bestätigt. Er musste gewarnt werden.
    Als sie am Nachmittag über den Markt geschlendert waren, hatte Ignazio ihn beiseitegenommen und auf einen schwarz gekleideten Mann inmitten der Menschenmenge aufmerksam gemacht, der ihnen im Abstand von einem Dutzend Schritte folgte. Willalme hatte angeboten, diesen seinerseits zu beschatten und herauszufinden, wer der Mann war, und ihn gegebenenfalls zu überraschen. Er hatte sich die Kapuze ins Gesicht gezogen und war unauffällig unter den Marktbesuchern verschwunden. Dann hatte er sich hinter dem großen Stand eines Tuchhändlers versteckt und gewartet, bis der Unbekannte an ihm vorüberkam, damit er ihn aus der Nähe betrachten konnte. Der Mann hatte helle Haut und war kahl, sein Kinn zierte ein rötlicher Bart. Er stammte gewiss nicht von hier, sondern war möglicherweise ein Sachse oder ein Schwabe. Sobald der andere an ihm vorbeigegangen war, hatte Willalme sein Versteck verlassen und war ihm in angemessenem Abstand gefolgt.
    Der Mann hatte Ignazio und Uberto den ganzen Nachmittag nicht aus den Augen gelassen, besonders als die beiden an einem Stand anhielten und mit dem rothaarigen Händler dort eine Unterhaltung begannen. Er hatte sich ihnen dabei sogar so weit genähert, dass er ihrem Gespräch folgen konnte, so sehr schien er sich für dessen Inhalt zu interessieren.
    Willalme hatte alles im Auge behalten.
    Erst nachdem Ignazio und Uberto sich von dem Händler verabschiedet hatten und in ein Gasthaus eingekehrt waren, um dort etwas zu essen, hatte der geheimnisvolle Verfolger von ihnen abgelassen und war weitergegangen.
    Der Unbekannte war in eine enge, stickige Gasse eingebogen und schließlich vor einem alten Haus mit Strohdach stehen geblieben. Vor der Tür erwartete ihn bereits ein Mann, der ebenfalls schwarz gekleidet war. Er schien dort Wache zu halten.
    Die beiden hatten kurz einige Worte gewechselt, dann war der Kahlköpfige im Haus verschwunden.
    Willalme hatte sich sofort zur Rückseite des Gebäudes begeben, doch dort waren alle Fenster verriegelt, und einen Nebeneingang konnte er nicht entdecken. Während er noch unschlüssig überlegte, wie er vorgehen sollte, hatte er auf einmal aus einem vergitterten Kellerfenster des Hauses Schmerzensschreie vernommen. Rasch war er dorthin geeilt.
    Durch das Gitter konnte er einen großen Raum erkennen, der von Kerzen erleuchtet wurde. Es sah aus wie die Werkstatt eines Hufschmieds, allerdings waren sämtliche Wände von Regalen voller Bücher bedeckt. Im Raum befanden sich zwei Männer: Einer, er wirkte recht roh, war groß und kräftig und trug einen schwarzen Umhang, sein Gesicht war unter der Kapuze verborgen. In dem anderen Mann erkannte Willalme den rothaarigen Händler, den er vor Kurzem noch in Ignazios Gesellschaft gesehen hatte. Er war in einer ziemlich üblen Verfassung, denn der vermummte Kerl schlug beständig auf ihn ein und ließ nur von ihm ab, um ihm Fragen zu stellen … Der Rothaarige schüttelte immer wieder den Kopf und verweigerte eine Antwort, obwohl die Schläge immer grober wurden.
    Plötzlich hatte jemand dreimal an die Tür der Werkstatt geklopft.
    »Herein!«, hatte der Vermummte geknurrt.
    Die Tür hatte sich geöffnet, und der Mann war eingetreten, der Ignazio den ganzen Nachmittag über beobachtet hatte. Er hatte einen gleichgültigen Blick auf den Befragten geworfen, dann hatte er sich an den anderen gewandt, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Der große Mann, der auf den Rothaarigen eingeprügelt hatte, schlug die Kapuze nach hinten, um besser zu verstehen, und da erst hatte Willalme ihn erkannt. Wie hätte er auch diese schrecklichen Augen vergessen können? Diesen Mann kannte er nur zu gut, schließlich hatte er mit ihm in der Krypta des Markusdoms in Venedig gekämpft!
    Willalme versuchte, alle Fragen beiseitezuschieben und sich auf das zu konzentrieren, was in diesem Keller vor sich ging, wobei er aufpassen musste, nicht entdeckt zu werden. Wieder einmal konnte er nur ohnmächtig zusehen, wie jemandem Gewalt angetan wurde, so wie damals, als man seine Familie abgeschlachtet hatte. Von seinen Erinnerungen gequält, verfolgte er durch das vergitterte Kellerfenster das Geschehen.
    Bevor der Rote starb, war sein Verstand von Schmerzen benebelt. Nie hätte er geglaubt, jemals so

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