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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Zwei Jahrhunderte später nannte Papst Urban der Zweite sie ›San Giacomo‹, und das spricht man hier ›Santiago‹ aus.«
    »Befinden sich in Compostela tatsächlich die echten Gebeine des Apostels Jakobus?«
    »Natürlich …« Der Händler lächelte. »So wie in Rom die echten Gebeine des heiligen Petrus liegen.«
    Nachdem Willalme den Wink verstanden hatte, ging er zum nächsten Namen über.
    »Und Asclepius? Wer ist das?«
    »Alles zu seiner Zeit, mein Freund«, erwiderte Ignazio. »Sobald wir in Compostela sind, wirst du alles Übrige erfahren.«
    »Hoffen wir mal, dass wir keine so böse Überraschung erleben wie in Sahagún«, sagte der Franzose mürrisch, während er eine Schafherde betrachtete, die träge am Straßenrand graste.
    Zwei schwarz gekleidete Reiter erreichten ein einsam gelegenes Landgut. Sie hatten lange gebraucht, um es zu finden, und waren unzähligen verschlungenen Spuren gefolgt, die nur schwach im Gras zu erkennen waren.
    Ehe sie sich dem Gebäude näherten, saß der größere der beiden ab und befahl dem anderen, es ihm gleichzutun. Sein Begleiter verzog unwillig das Gesicht. Er hatte ein verletztes Bein und konnte kaum laufen, dennoch gehorchte er widerspruchslos.
    Sie banden die Pferde am Stamm eines Olivenbaums fest und schlichen sich vorsichtig und im Schutz hochgewachsener Pflanzen zum Haus. Plötzlich blieb der Erste stehen. Er hatte etwas entdeckt. Der andere humpelte zu ihm hin.
    »Slawnik, was ist?«
    »Ein Glückstreffer.« Der Böhme zeigte auf einen Jungen, der in einiger Entfernung spazieren ging. »Das ist er.«
    »Gut«, knurrte der Hinkende. »Dominus hat uns eindeutige Befehle erteilt.«
    »Ja«, erwiderte Slawnik und näherte sich dem Jungen wie ein Wolf seiner Beute.
    Uberto konnte Ignazios Beweggründe nachvollziehen, aber es schmerzte ihn noch immer tief, dass er ihn mitten in der Suche von der Weiterreise ausgeschlossen hatte. Während er an der Einzäunung des Landguts entlangging, dachte er noch einmal über das Geschehene nach. Im Grunde war es gar nicht so übel: Es würde ihm guttun, sich nach der langen Reise ein wenig auszuruhen. Einige Stunden Rast und Sibillas liebevolle Pflege hatten schon genügt, um seine Erschöpfung und Müdigkeit zu lindern, obwohl das Rätsel des Buches ihn immer noch ununterbrochen beschäftigte. Der Händler hatte ihn mit seiner Wissbegier angesteckt.
    Um sich abzulenken, hatte er beschlossen, einen Spaziergang zu unternehmen und die Stille draußen zu genießen. Aus reiner Gewohnheit hatte er sich vor dem Verlassen seines Zimmers seine lederne Tasche umgehängt. Nachdem er sie nun zwei Monate lang jeden Tag bei sich getragen hatte, hatte er das Gefühl, er könne ohne sie keinen Schritt vor die Tür machen.
    Langsam und den Blick zu Boden gesenkt ging er über das Gras. Er dachte immer noch darüber nach, was Ignazio über die Kultur der Mozaraber gesagt hatte, als plötzlich ein Mann vor ihm stand, den er nicht hatte kommen sehen. Das war kein Bauer. Er war riesengroß, schwarz gekleidet und hielt einen leeren Sack in den Händen. Uberto schaute ihn an, bemerkte den bedrohlichen Blick, und da begriff er. Er fuhr herum, um zu fliehen, doch hinter ihm stand ein weiterer Mann.
    Sie hatten ihn umzingelt! Und weit und breit war niemand, den er zu Hilfe rufen konnte.
    Er versuchte zu schreien, doch es gelang ihm nicht mehr, denn schon wurde der Sack über ihn gestülpt. Was ging hier vor? Er spürte, dass er mit einem Seil an Armen und Beinen gefesselt wurde. Angsterfüllt wehrte er sich und trat um sich. Anscheinend hatte er tatsächlich jemanden getroffen, denn plötzlich wurde er fallen gelassen und hoffte einen Augenblick, sich befreien zu können. Er versuchte aufzustehen und die Fesseln zu lösen, doch da traf ihn eine Faust in den Leib.
    Er hustete, während der Schmerz in seinem Magen explodierte und sich weiter in der Brust ausbreitete. Ihm wurde übel. Kurz darauf verließen ihn die Kräfte, und er wurde ohnmächtig.
    Slawnik lud sich den Sack mit dem Jungen so leicht auf die Schulter, als läge darin ein geschlachtetes Zicklein. Doch er ging behutsamer mit der Last um, als er sich selbst eingestehen wollte, und ihm war nicht wohl dabei. Es kam ihm vor, als begehe er einen schweren Fehler. Er drehte sich um und wollte das Landgut verlassen.
    »Halt!«, widersprach sein Gefährte. »Wir sind hier noch nicht fertig.«
    Slawnik warf ihm einen überraschten Blick zu.
    »Dominus hat sich klar ausgedrückt«, beharrte der

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