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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Geld! … Wenn es ihm eingefallen wäre, uns von
je hundert Sous einen Sou zu vermachen. Aber das haben wir kaum zu
befürchten!
    Als Octave im Begriff war, sich zu entfernen, fügte sie
hinzu:
    Ich habe Ihre Bücher ausgelesen, Herr Mouret … Wollen Sie
sie mitnehmen?
    Er ging rasch hinunter, ganz beunruhigt, da es ihm einfiel, daß
er Frau Duverdy versprochen hatte, ihr Berta zu schicken, ehe ihr
noch jemand von dem traurigen Vorfalle gesprochen habe. Im dritten
Stocke stieß er jedoch auf Campardon, der eben ausging.
    Nun, sagte der Architekt, Ihr Chef wird jetzt eine Erbschaft
machen. Ich habe mir erzählen lassen, daß der Alte nahe an
600 000 Franken habe außer diesem Hause … Warum auch
nicht! Er hat ja bei den Duverdy nichts ausgegeben, und es ist ihm
von dem Versailler Schatz nicht wenig geblieben, die zwanzig und
einige tausend Franken Mietzins gar nicht gerechnet, die er seit
zwölf Jahren auf einen Haufen gelegt … Nicht wahr, ein famoser
Kuchen, wenn nur drei sich darin zu teilen haben.
    Als er so plaudernd hinter Octave herging, begegneten sie im
zweiten Stocke Frau Juzeur, die eben nachschauen wollte, was ihre
kleine Magd Luise so zeitig früh schon vorhaben mochte, daß sie
mehr als eine Stunde wegblieb, um für vier Sous Milch zu holen. Wie
das nicht anders zu denken ist, knüpfte sie im Fluge ein Gespräch
über den allgemein bekannten Gegenstand an.
    Man weiß nicht, sagte sie mit ihrer sanften
Miene, wie er seine Angelegenheiten geordnet hat. Es wird
sicherlich manche Geschichten geben.
    Gewiß! sagte der Baumeister heiter. Wäre ich nur an ihrer
Stelle, würde die Sache sich nicht lange hinschleppen… Man macht
drei gleiche Teile, jeder nimmt den seinen und empfiehlt sich
schönstens!
    Frau Juzeur beugte sich hinab, dann hob sie den Kopf wieder in
die Höhe, um sich zu versichern, daß niemand auf der Treppe sei,
endlich sagte sie mit gedämpfter Stimme:
    Wenn sie aber nicht finden, was sie erwarten? … Man hat mir
sonderbare Dinge erzählt!
    Der Baumeister machte große Augen… Dann zuckte er die Achseln:
Warum nicht gar! Eitel Märchen! Vabre war ein alter Geizhals, der
seine Ersparnisse in alte Wollstrümpfe steckte.
    Hierauf entfernte er sich, denn er hatte eine Zusammenkunft mit
dem Abbé Mauduit.
    Bald jedoch wandte er sich um, als er etwa drei Stufen
hinuntergegangen war, und bemerkte zu Octave:
    Ich muß Ihnen sagen, daß sich meine Frau über Sie beklagt; gehen
Sie doch hinein, ein wenig mit ihr plaudern.
    Frau Juzeur hielt jetzt ihrerseits den jungen Mann zurück.
    Und mich wollen Sie gänzlich vernachlässigen! Ich dachte, Sie
hätten mich ein bißchen lieb… Wenn Sie kommen, gebe ich Ihnen einen
Antillenlikör zu kosten. Ein köstliches Getränk!
    Er versprach zu kommen und eilte dann, in den Hausflur zu
gelangen. Ehe er aber zu der in die Einfahrt sich öffnenden
Ladentür gelangen konnte, mußte er eine Gruppe von Mägden
passieren. Diese verteilten schon das Vermögen des Sterbenden.
Soviel für Frau Clotilde, soviel für Herrn
August und soviel für Herrn Theophil. Clémence gab rundweg die
ziffernmäßigen Beträge an; sie kannte sie genau, denn Hyppolite,
der das Geld in einem Möbelstücke gesehen, hatte ihr hinterbracht,
wie hoch es sich belaufe. Julie bestritt es indes. Lisa erzählte,
wie ihr erster Dienstgeber, ein alter Herr, sie angeführt habe,
indem er verschied, ohne ihr auch nur die schmutzige Wäsche zu
vermachen, während Adele, mit hängenden Armen und offenem Munde die
Erbschaftsgeschichten anhörte, wobei sie riesige Stöße von
Hundertsousstücken dahinrollen zu sehen glaubte.
    Auf der Straße war es wieder Herr Gourd, der mit dem
Papierhändler von gegenüber plauderte. Für ihn hatte der
Hauseigentümer so gut wie aufgehört zu existieren.
    Mich interessiert zu wissen, wer das Haus übernehmen wird, sagte
er … Sie können alles andere teilen; aber das Haus können sie
nicht in drei Stücke schneiden.
    Endlich ging Octave ins Magazin. Die erste Person, die er dort
sah, war Frau Josserand, vor der Kasse sitzend, frisiert, gepudert,
geschnürt, kurz in voller Rüstung. Neben ihr stand Berta, die
wahrscheinlich eiligst heruntergekommen war; sie hatte ihr
reizendes Hauskleid an und schien sehr erregt.
    Als sie ihn erblickten, hielten sie im Gespräch inne, und die
Mutter warf ihm einen fürchterlichen Blick zu.
    Mein Herr, so sind Sie dem Hause ergeben? Sie schließen sich der
Verschwörung an, welche die Feinde meiner Tochter gegen

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