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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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halten konnten, auf welche Zeitung solle man dann eigentlich
abonnieren? Er erhob die Augen gen Himmel, als Lisa den Abbé
Mauduit anmeldete.
    Halt! es ist wahr, sagte Octave, er bat mich, Sie von seinem
Besuch zu unterrichten.
    Der Abbé trat lächelnd ein. Da der Architekt vergessen hatte,
sein Papierkreuz wegzunehmen, stammelte er vor Verlegenheit bei
diesem Lächeln. Gerade der Abbé war die Person, deren Namen man
verbarg, und die sich mit der Geschichte beschäftigte.
    So sind diese Weiber, murmelte Campardon, närrisch genug!
    Nein, nein, behalten Sie das Kreuz, erwiderte der Geistliche
höchst liebenswürdig. Es ist dort gut aufgehoben, wo es ist, und
wir werden es durch ein solideres ersetzen.
    Sofort erkundigte er sich bei Rosa nach ihrem Befinden und
billigte sehr, daß Gasparine sich bei einer Person ihrer Familie
niedergelassen habe. Die alleinstehenden Fräulein laufen so viel
Gefahr in Paris! Er sprach im salbungsvollen Tone des guten
Priesters, der die volle Wahrheit kennt. Sodann ließ er sich aus
über die Arbeiten und schlug eine geschickt ersonnene Änderung vor.
Man hätte fast sagen mögen, daß er hauptsächlich zu dem Zwecke
gekommen sei, die glückliche Vereinigung der Familie zu segnen und
auf diese Weise eine heikle Lage zu retten, von der man im
Stadtviertel sprechen konnte. Der Architekt der Calvaria mußte auch
weiterhin die Achtung der rechtschaffenen Leute genießen.
    Octave sagte beim Eintritt des Abbé Mauduit den Campardons guten
Abend. Als er durch das Vorzimmer ging, vernahm er die Stimme
Angelas, die sich gleichfalls davonmachte, in dem ganz finsteren
Speisesaale:
    Sie schalt wegen der Butter? sagte sie.
    Gewiß, antwortete eine andere Stimme, jene
Lisas. Sie ist sehr bösartig. Sie haben wohl gesehen, wie sie bei
Tische mit mir umging… Aber ich kümmere mich auch viel darum! Man
muß die Miene des Gehorsams gegenüber einem Wesen dieser Gattung
zur Schau tragen, und kann doch über die ganze Geschichte
lachen.
    Angela mußte sich dann Lisa an den Hals geworfen haben, denn
ihre Stimme erstickte am Nacken des Dienstmädchens.
    Ja, ja … Und ich habe dich allein lieb.
    Octave war hinaufgegangen, aber das Bedürfnis nach frischer Luft
trieb ihn wieder hinunter. Es war höchstens zehn Uhr, er wollte
daher bis zum Königspalast gehen^ Jetzt war er wieder einmal
Junggeselle: Keine der Frauen, weder Valerie, noch Frau Hedouin,
wollte seiner Bewerbung Gehör schenken; die Marie hatte er sich zu
sehr beeilt, ihrem Julius ganz zurückzugeben. Sie wäre seine
einzige Eroberung gewesen, ohne daß sie ihm auch nur einen Kampf
gekostet hätte.
    Er hätte darüber lachen mögen, aber er empfand eine gewisse
Traurigkeit; er erinnerte sich mit Wehmut seiner Erfolge in
Marseille und erblickte eine böse Vorbedeutung, eine Erschütterung
seines Glückes in der Niederlage, die seine verführerischen
Anschläge erlitten. Er erstarrte vor Kälte, wenn er keine
Frauenröcke mehr um sich hatte. Sogar Frau Campardon ließ ihn, ohne
Tränen zu vergießen, ziehen! Für die erlittene Schmach mußte er
fürchterliche Genugtuung sich verschaffen. Sollte Paris wirklich
widerstehen?
    Als er den Fuß auf die Straße setzte, rief ihn eine
Frauenstimme; er erkannte Berta an der Schwelle ihres Seidenlagers,
dessen Läden eben von einem Diener geschlossen wurden.
    Ist es wahr, Herr Mouret? Sie haben das Haus
»Zum Paradies der Damen« verlassen?
    Er wunderte sich, daß man in der Umgebung bereits davon wisse.
Die junge Frau hatte ihren Mann herbeigerufen, um sofort mit Herrn
Mouret zu sprechen, weswegen er tags darauf in seine Wohnung
hinaufzugehen gedachte. August, mürrisch wie immer und ohne jede
Einleitung, machte ihm den Vorschlag, in sein Geschäft einzutreten.
Octave, ganz unvorbereitet, schwankte zuerst; als er an die geringe
Bedeutung des Hauses dachte, war er nahe daran, den Vorschlag
abzulehnen. Er bemerkte jedoch das hübsche Gesicht Hertas, die, wie
um ihm einen guten Empfang zu bereiten, ihm entgegenlächelte mit
dem heiteren Blicke, dem er schon zweimal begegnet war am Tage
seiner Ankunft und am Hochzeitstage.
    Meinetwegen! Ich werde eintreten, sagte er entschlossen.

Kapitel 10
     
    Octave kam hierdurch mit der Familie Duverdy in nähere
Berührung. Frau Duverdy pflegte oft beim Nachhausekommen durch den
Laden ihres Bruders zu gehen, sich dort einen Augenblick
aufzuhalten und mit Berta zu plaudern.
    Als sie den jungen Mann zum erstenmal daselbst hinter einem
Pulte erblickte, machte sie ihm

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