Der Hauch Des Bösen: Roman
interessiert in ihre Richtung sah, ging Eve davon aus, dass bei einer Razzia kaum mehr als eine Hand voll Pillen hier zu finden war.
Sie marschierte zu der in der Mitte des Raums gelegenen runden Bar.
Neben einem weiblichen Droiden bediente dort ein junger Mann, und nach kurzem Überlegen trat sie auf das atmende der beiden Wesen zu.
Sein Aufzug war modern - er trug ein loses Hemd in den Farben des Sonnenuntergangs, hatte ein Dutzend vielfarbiger Ringe in seinem linken Ohr und die gewöhnlich braunen Haare oben auf dem Kopf zu Stacheln gegelt.
Seine Schultern waren breit, die Arme lang, und sein gedrungener Körperbau verriet, dass er ein paar Jahre älter als die nachmittägliche Kundschaft war. Sein Gesicht war weiß, beinahe kreidig, und mit seinen Mitte bis Ende zwanzig war er wahrscheinlich ein Student, der sich seinen Lebensunterhalt verdiente, indem er Getränke mixte und sich dabei mit den Kunden unterhielt.
Er unterbrach das Spiel an dem kleinen Computer auf der Theke und sah sie mit einem geistesabwesenden Lächeln an. »Was kann ich für Sie tun?«
Eve legte ihre Marke und das Foto der lächelnden Rachel Howard vor sich auf den Tisch. »Erkennen Sie sie wieder?«
Er legte einen Finger auf das Foto, zog es zu sich heran und sah es sich genauer an. Er machte diesen Job eindeutig noch nicht lange, überlegte Eve. »Ja, sicher. Das ist, ah, verdammt. Rebecca, Roseanne, nein... Rachel? Ich habe ein ziemlich gutes Namensgedächtnis, wissen Sie. Ich glaube, sie heißt Rachel. Sie kommt fast jede Woche her. Trinkt gerne, was war es doch gleich?« Er schloss kurz die Augen. »Toreadors, genau. Orangen- und Limonensaft, ein Schuss Grenadine. Sie steckt doch nicht in Schwierigkeiten, oder?«
»Doch, sie steckt in Schwierigkeiten. Erinnern Sie sich an die Namen und Getränke aller Gäste hier?«
»An die der Stammgäste auf jeden Fall. Vor allem an die der hübschen Mädchen. Sie hat ein fantastisches Gesicht, und sie ist immer freundlich.«
»Wann ist sie zum letzten Mal hier gewesen?«
»Das weiß ich nicht genau. Das hier ist nur einer von mehreren Teilzeitjobs für mich. Aber das letzte Mal, dass ich hier gewesen bin und sie gesehen habe, war wohl letzten Freitag. Ich arbeite freitags von sechs bis Mitternacht. He, hören Sie, hier hat sie nie irgendwelchen Ärger gemacht. Sie kommt lediglich ab und zu mit ein paar Freunden, sie setzen sich an einen Tisch, hören Musik, tanzen, spielen ein bisschen am Computer. Sie ist ein nettes Mädchen.«
»Ist Ihnen jemals aufgefallen, dass sie von irgendwem belästigt worden ist?«
»Nicht wirklich. Wie gesagt, sie ist ein hübsches Mädchen. Manchmal hat ein Typ sie angequatscht. Manchmal hat sie sich darauf eingelassen, manchmal hat sie diejenigen sofort abserviert. Aber stets nett und freundlich. Nach neun wird es hier, vor allem an den Wochenenden, sehr voll. Dann wimmelt es hier von Aufreißern. Sie kam jedoch entweder mit einer Freundin oder gleich mit einer ganzen Clique her. Sie war nie auf der Suche nach irgendeinem One-Night-Stand. So etwas sieht man den Leuten an.«
»Aha. Kennen Sie einen Typen namens Diego?«
»Äh...« Einen Moment schien er verwirrt, dann runzelte er nachdenklich die Stirn. »Ich glaube, ich weiß, von wem Sie reden. Ziemlich klein, stolziert regelmäßig wie ein Pfau herum. Der typische Aufreißer,
sag ich mal. Kann aber echt super tanzen und ist immer flüssig, weshalb er nur sehr selten allein nach Hause geht.«
»Ist er je mit Rachel zusammen heimgegangen?«
»Scheiße.« Er zuckte zusammen. »’tschuldigung. Er war garantiert nicht ihr Typ. Sie hätte sich niemals mit ihm eingelassen. Aber sie hat mit ihm getanzt. Sie tanzt mit jedem, aber mehr wollte sie hundertprozentig nicht. Na ja, da Sie es erwähnen - es wäre durchaus möglich, dass er ab und zu versucht hat, sich an sie ranzuschmeißen, aber das war keine große Sache. Aufdringlicher als dieser Joe war er sowieso nicht.«
»Welcher Joe?«
»Ein großer, gut aussehender Typ vom College, der ihr nachgelaufen ist. Der typisch amerikanische Sonnyboy. Hat allerdings ein bisschen säuerlich geguckt, wenn er sie mit anderen tanzen gesehen hat.«
»Haben Sie auch einen Namen?«
»Klar.« Er wirkte eher verwundert als nervös. »Steve. Steve Audrey.«
»Sie scheinen ein wirklich guter Beobachter zu sein.«
»Tja, nun. Wenn man hinter der Theke steht, bleibt einem kaum etwas verborgen. Es ist, als ob man sich täglich ein Theaterstück ansieht, nur wird man dafür
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