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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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nichts. Nach einer Weile nahm er ihre Hand und sah, dass Joanna zaghaft lächelte. Am liebsten hätte er sie geküsst.
    „Ich möchte dir von Amelia erzählen“, sagte er unvermittelt. Er hörte, wie sie den Atem anhielt und glaubte, einen Anflug von Furcht in ihrem Blick erkennen zu können.
    „Du sprichst nie über sie.“
    „Jetzt schon.“
    Sie wich seinem Blick aus. „Du hast sie geliebt?“
    „Ja“, erwiderte er. „Ja, das habe ich. Ich habe sie über alles geliebt. Wir kannten uns seit unserer Kindheit. Ich wollte, dass sie so oft wie möglich mit mir zusammen auf Reisen ging. Ihr lag nicht so viel daran, aber ich bestand darauf. In meiner Arroganz glaubte ich, der Platz einer Frau sei nun einmal an der Seite ihres Mannes.“
    Joanna sah ihn jetzt aufmerksam an. „Was ist geschehen?“, erkundigte sie sich sanft.
    „Wir waren fünf Jahre verheiratet, als ich nach Indien abkommandiert wurde“, erzählte Alex. „Unser Schiff wurde von einem französischen Geschwader unter Admiral Linois angegriffen. Wir waren Geleitschutz für ein paar Handelsschiffe, die vor Vizagapatam vor Anker lagen.“ Er hielt inne. „Es kam zu einem Unfall mit offen herumliegendem Schießpulver. Es gab einen Funken …“ Alex verstummte. Noch immer konnte er die Explosion hören, den Rauch und das Schießpulver auf seiner Zunge schmecken und das Blut riechen. Er erschauerte. Joannas kleine warme Hand lag in seiner. „Ein verheerendes Feuer verwüstete das Schiff“, fuhr er tonlos fort. „Ich kämpfte mich unter Deck vor, um Amelia zu suchen. Ich fand sie, aber …“ Er zögerte. „Sie hatte schreckliche Verbrennungen davongetragen, und ich wusste, dass sie sterben würde. Mit ihren letzten Atemzügen bat sie mich um Verzeihung, dass sie mich im Stich gelassen hatte.“ Seine Stimme wurde rau. „Wieder und wieder entschuldigte sie sich, weil es ihr nicht gelungen war, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Dabei war ich derjenige, der versagt hatte. Ich hatte darauf bestanden, dass sie mich begleitete. Wäre sie zu Hause in England geblieben, wäre sie nicht gestorben.“ Er schwieg eine Weile. Wind war aufgekommen, er pfiff durch das Gebälk der uralten Hütte. „Sie war schwanger mit meinem Kind“, schloss er. „Danach wollte ich nie wieder eine andere Frau und auch kein weiteres Kind, bis du in jener Nacht in London zu mir gekommen bist, um mir deinen Handel vorzuschlagen.“
    Einen Moment lang spiegelten sich die lebhaftesten Emotionen auf ihren Zügen wider, dann senkte sie den Kopf, und ihr Haar verbarg ihr Gesicht. Ihre Hand in seiner zitterte. „Du hast auch noch ein Kind verloren. O Alex …“ Sie sprach so leise, dass er sie nur mit Mühe verstehen konnte. „Das tut mir leid, so schrecklich leid.“
    „Ich habe nie jemandem von dem Kind erzählt“, gestand er. Die Erinnerung an Amelia war für ihn lebendig geblieben. Ihm wurde klar, dass er sich daran geklammert hatte, denn hätte er angefangen sie zu vergessen, hätte er sich vielleicht weniger schuldig, weniger verantwortlich für ihren Tod gefühlt, und das wollte er nicht. Jahrelang hatte er nicht gewollt, dass jemand ihren Platz einnahm. Es konnte keinen Erben für Balvenie geben, weil er die Frau und das Kind verloren hatte, die an seiner Seite hätten stehen sollen. Doch dann war Joanna zu ihm gekommen, und alles war anders geworden. „Amelia war sehr sanft und freundlich“, sagte er. „Sie hatte kein Rückgrat aus Stahl, sie war nicht wie du.“ Er erkannte, dass er noch vor kurzer Zeit Joanna für die Schwächere von beiden gehalten hatte. Er hatte sich sehr getäuscht. „Sie wäre niemals den ganzen Weg bis hierher geritten, um mich zu finden“, erklärte er. „Sie hätte gewartet, bis ich zurückgekommen wäre.“
    „Das hört sich an, als wäre sie ein Frau mit gesundem Menschenverstand gewesen“, gab Joanna zurück. Sie betrachtete ihre Eskimostiefel. „Welche halbwegs vernünftige Frau würde schon freiwillig hierherreiten und sich dabei ihre Stiefel und ihre Reitkleidung ruinieren?“
    Er begriff, dass sie mit ihrer Forschheit nur ihre aufgewühlten Emotionen überspielen wollte. Er legte die Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu sich. Ihre Haut fühlte sich warm an unter seinen Fingern und so weich, dass er sie küssen wollte. Plötzlich verspürte er das brennende Bedürfnis, ihr zu sagen, wie sehr er sie bewunderte für das, was sie getan hatte.
    „Ich bin froh, dass du gekommen bist“, sagte er weich. Sie

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