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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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sah ihn wie gebannt an, und er zog sie in die Arme. Wieder war er überrascht, wie warm und zugleich stark sie sich anfühlte. Wie konnte Joanna Ware, die er für so zerbrechlich gehalten hatte, so belastbar sein? Er schmiegte das Kinn in ihr Haar. Es duftete nach Erde und fühlte sich staubig an. „Als ich heute den Eisbären näher kommen sah, konnte ich mich nicht bewegen“, meinte er langsam. „Es war absolut verwünschenswert.“ Er umarmte sie fester, und sie zuckte zusammen. Sofort lockerte er seine Umarmung ein wenig, aber ganz loslassen wollte er sie nicht. Sein Bedürfnis, sie nah bei sich zu haben, war stark. „Ich wusste, was ich zu tun hatte“, fuhr er fort. „Ich wollte schießen, aber irgendwie konnte ich mich nicht bewegen. Ich kann es nicht erklären. Ich konnte nur eins denken – dass ich schon einmal versagt hatte und dass es jetzt wieder geschehen würde, wenn auch auf andere Weise …“
    Joanna rieb liebevoll die Wange an seiner Jacke. „Du hast bei Amelia nicht versagt, Alex“, widersprach sie ruhig. „Du hast alles versucht, um sie zu retten. Dev sagte mir, dass du dabei beinahe selbst ums Leben gekommen wärst. Und heute – nun, auch bei mir hast du nicht versagt.“
    „Ich habe zu lange gewartet“, wandte Alex ein. „Ich hätte ihn töten müssen.“ Wieder regte sich sein Zorn, aber das Gefühl der Scham war längst nicht mehr so erdrückend wie vorher. Irgendetwas in ihm löste sich.
    „Dann wäre ich wirklich wütend auf dich gewesen“, gab Joanna zurück. „Wie kannst du ein so herrliches Tier töten wollen?“ Sie seufzte und fröstelte ein wenig. „Wir sollten zurückreiten. Bestimmt machen die anderen sich schon Sorgen.“
    „Bald. Vorher möchte ich dich noch ein wenig für mich allein haben. Nicht nur auf dem Schiff gibt es keine Privatsphäre, auf dieser ganzen Expedition gibt es keine.“
    Joanna lächelte ihn an. „Gestern haben wir das eigentlich ganz gut hinbekommen“, widersprach sie. Doch als er sie gerade küssen wollte, fügte sie hinzu: „Aber meine Grenzen sind erreicht, wenn du mich in dieser schrecklichen Hütte lieben willst. Bestimmt ist sie voller Wanzen.“
    „Denen ist es hier viel zu kalt“, konterte Alex. Er küsste sie trotzdem, und einen kurzen, süßen Moment lang erwiderte sie seinen Kuss, ehe sie ihn sanft wegschob.
    „Nein. Kommt nicht infrage.“
    „Also gut.“ Alex stand auf und half ihr ebenfalls auf die Beine. Er blieb still stehen und sah ihr in die Augen. „Joanna Grant, du bist die erstaunlichste Frau, der ich je begegnet bin“, sagte er schließlich langsam.
    Wieder, nur für den Bruchteil einer Sekunde, huschte ein Schatten über ihre Züge, dann lächelte sie. „Ich bin froh, dass du das bemerkt hast.“ Sie blickte hinab auf ihre Füße. Die Sohle eines der Eskimostiefel hatte sich halb abgelöst. „Du hast mir einmal erzählt, dass Seeleute auch Schuhe flicken könnten“, bemerkte sie. „Glaubst du, einer von ihnen repariert vielleicht meinen Stiefel?“

15. Kapitel
    A m Morgen des folgenden Tags ritten sie die Küste entlang auf die Siedlung Bellsund zu.
    Nach ihrer Rückkehr zum Dorf hatte Alex darauf bestanden, dass Joanna sich ausruhte, und weil ihr tatsächlich alles wehtat, hatte sie ihm nicht widersprochen. Sie hatte in einer geschützten Ecke in der Sonne gesessen, den plaudernden Frauen zugehört, die ihre Wäsche wuschen; Babys gewiegt, mit den Kindern gespielt und über die Tragödie nachgedacht, dass Alex nicht nur Amelia, sondern auch sein ungeborenes Kind verloren hatte. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, sich wegen ihres Vertrauensbruchs Alex gegenüber noch schlechter fühlen zu können als ohnehin schon, doch nun plagte sie ihr schlechtes Gewissen erbarmungslos. Einen solchen Betrug hatte er nicht verdient.
    Er hatte sie am vergangenen Tag gefragt, warum sie ihm nachgeritten war, und sie hatte geantwortet, sie hätte das Gefühl gehabt, er würde sie vielleicht brauchen. Doch das war nicht die ganze Wahrheit gewesen. Sie war ihm nachgeritten, weil ihr Gespür sie dazu getrieben hatte. Sie hatte gewusst, dass ihm irgendetwas großen Schmerz bereitete. Sie hatte diesen Schmerz lindern wollen, weil sie ihn liebte.
    Sie liebte ihn, über alle Maßen und bedingungslos.
    Sie liebte Alex Grant, den Forscher, den Abenteurer, den Mann, der keine festen Bindungen und Verantwortungen wünschte, der ihrem Handel zugestimmt hatte und den sie unentwegt belog.
    „Jetzt kannst du sehen, weshalb

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